Tourismuswelt

Schon über ein Vierteljahrhundert lebt Willi Dünnenberger in Ecuador und eröffnete dort seine eigene Reiseagentur «Positiv Turismo». Alle Bilder: Willi Dünnenberger

Vom Uhrenhersteller in Schaffhausen zum Reiseveranstalter in Ecuador

Nina Wild

Schon über 25 Jahre lebt Willi Dünnenberger im südamerikanischen Land und zog dort seine eigene Incoming-Agentur «Positiv Turismo» auf.

Der gebürtige Schaffhauser machte einst eine dreijährige Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten beim Uhrenhersteller IWC – obwohl er während dieser Zeit viel lernen durfte, wurde ihm schnell bewusst, dass dies nicht der richtige Job für ihn ist. Dünnenberger entschied sich, nach der bestandenen Lehre zuerst einmal zehn Wochen ins Welschland zu gehen, um im Le Courtil in Rolle die französische Sprache zu verbessern – nebenbei, denn in seinem Fokus war, das Leben zu geniessen.

Anschliessend arbeitete er von 1973 bis 1986 für den bekannten Autor Erich von Däniken. Es war eine Zeit, in denen Willi Dünnenberger viel reiste und sich gleichzeitig mit der Theorie seines Chefs auseinandersetzte. Die Linien von Nazca und die unterirdischen Steinmonumente von Chavin de Huantar in Peru, Borobudur auf Indonesien, die Pyramiden von Gizeh in Ägypten – das sind nur einige der Orte, die er während «der schönsten Zeit» in seinem Leben besuchen durfte.

Das Reisen durch unbekannte Länder ist Willi Dünnenbergers grösste Leidenschaft.

Nur ein Traum konnte bis in das Jahr 1991 nicht erfüllt werden: seit seiner Jugend träumte er von einem Spanisch-Kurs in Ecuador. Unzählige Zeitungsinserate schnitt er bis zum 37. Lebensjahr aus. «Jetzt oder nie» war seine Devise und so verwirklichte er seinen Herzenswunsch im südamerikanischen Land.

Gekommen um zu bleiben

Mit seinen Freunden aus der Spanisch-Schule erkundete er an den Wochenenden das kompakte Land mit seinen hohen Vulkanen, dem faszinierenden Urwald und die Galapagosinseln mit  der vielseitigen Tier- und Pflanzenwelt. Nicht nur ein tolles Reiseland, sondern ein Ort zum Leben. Nach zwei Jahren liess er die Schweiz definitiv hinter sich und zog zu seiner grossen Liebe nach Ecuador. Erst im Juli feierte das Ehepaar seinen 25. Hochzeitstag. Seine Frau lernte Dünnenberger bei seinem ersten Ecuador-Besuch im archäologischen Museum der Universidad Catolica kennen.

Doch was machte Willi Dünnenberger über all die Jahre? Mit der Hilfe eines guten Freundes gründete er im Jahr 1994 seine eigene Reiseagentur «Positiv Turismo». Der Name scheint vielleicht etwas merkwürdig mit der Kombination aus Deutsch und Spanisch. Doch das hat seine Gründe: aus 30 verschiedenen Vorschlägen war es der einzige, den die Behörden akzeptierten.

Positiv Turismo - so heisst Willi Dünnenbergers eigene Reiseagentur in Quito, der Hauptstadt von Ecuador.

Damals befand sich Ecuador touristisch gesehen auf Neuland. Es gab nur wenige andere Agenturen in der Hauptstadt Quito – geschweige denn im Rest des Landes. Heute sind es hunderte, welche die Touristen für sich gewinnen möchten. Wo früher die Reisenden direkt in das Büro liefen, um sich eine Reise zusammenstellen zu lassen, führt heute kein Weg mehr an den digitalen Vertriebskanälen vorbei – auch nicht in Ecuador.

«Ecuador bietet sehr viel auf relativ kleinem Raum und könnte ein Tourismus-Renner sein.»

Die Veränderung bringt aber auch positive Effekte: so gibt es unzählige neue Hotels, Restaurants und Lodges, die für jedes noch so ausgefallene Bedürfnis ein Angebot bereitstellen. Besonders junge Erwachsene kommen beim Canopy, Bungee Jumping oder Surfen auf ihre Kosten. Es gibt nur ein Problem: internationale Touristen fehlen, weil das Land zu wenig Mittel hat, um in die Promotion der Destination zu investieren. Das findet Dünnenberger bedauernswert, weil er der Überzeugung ist, dass Ecuador durch seine Kompaktheit und Vielfalt auf relativ kleinem Raum ein Renner sein könnte.

Willi Dünnenberger begleitet die Gruppenreisen durch seine Wahlheimat Ecuador teilweise auch selbst.

Willi Dünnenberger vertreibt seine Reisen vor allem über seine eigene Website an Kunden aus der ganzen Welt. Aber er schätzt auch die gute Zusammenarbeit mit verschiedenen Agenturen aus dem deutschsprachigen Raum – diese wiederum vertrauen auf seine langjährige Präsenz im südamerikanischen Land. Dadurch kennt er die Regionen schon fast so gut wie seine Hosentaschen. Es ist ihm wichtig, seinen Kunden den bestmöglichen Service zu bieten. Ausserdem engagiert er sich im Bereich des nachhaltigen Tourismus. So wurden seine Reisen mit dem Label «Tour Cert» ausgezeichnet.

Doch trotz allem ist es nicht einfach, die Touristen in das Land zu locken. Obwohl Dünnenberger nun eigentlich pensioniert wäre, möchte er noch ein bisschen weiter arbeiten und erst aufhören, wenn er einen passenden Nachfolger für das Geschäft gefunden hat. Und dann? Dann will er nur noch eines: das Leben geniessen, viele Reisen unternehmen und alte Freunde aus der Schweiz wieder treffen – entweder in der Heimat oder sonst irgendwo auf einem schönen Fleck auf unserem Planeten.