Tourismuswelt

Sunday Press Eurobus mit Nachtnetz aus der Fernbus-Misere

Die Inlandfernbusse sind schlecht ausgelastet, jetzt geht Eurobus neue Wege. – Helvetic Airways sieht im Wet-Lease-Geschäft grosses Potenzial. – Das Arosa Kulm vermietet im Sommer gleich das ganze Haus. – Die E-Trottinette kommen unter Beschuss.

Die Sonntagszeitungen werden heute von drei Themen dominiert: Dem Eidgenössischen Schwingfest (alleine im Sonntagsblick auf 23 Seiten), den brennenden Amazonas-Regenwäldern und den SBB-Troubles. SBB-CEO Andreas Meyer räumt die Probleme beim Einklemmschutz ein – alle Züge mit betroffenen Türen werden jetzt überprüft. Zudem ist jetzt bekannt: 2018 fuhren SBB-Lokführer 363 Mal über Rot oder haben andere Signale missachtet. Rein touristische Themen sind heute mehrheitlich in der «Sonntagszeitung» zu finden – und zwar diese:

Kaum Passagiere auf Inlandfernbussen

Als «Flop-Bus» betitelt die «Sonntagszeitung» das Eurobus-Fernnetz und wartet mit Stichproben auf. Die 71 Personen fassenden Doppelstöckerbusse hätten am besten Reisetag, dem Freitag, gerade mal 12 Passagiere (von Zürich nach Bern und Montreux) an Bord gehabt, ein weiterer Bus nur 15 Fahrgäste (von Zürich via Solothurn nach Genf). Roger Müri, Leiter Eurobus Swiss-Express räumt ein: «Wir sind noch nicht dort, wo wir mit unserem Angebot sein wollen. Als erster Anbieter von Inlandfernbussen bleibt uns nichts anderes übrig, als auszuprobieren, was funktioniert und was nicht.»

Um die Linien kostendeckend zu betreiben seien 50 Prozent vollzahlende Reisende erforderlich, schreibt die Zeitung und will wissen, dass Eurobus derzeit einen tiefen einstelligen Millionenbeitrag jährlich verliert. Mittlerweile habe Eurobus 18 von 36 Abfahrtsorten gestrichen. Jetzt reagiert Eurobus und hat beim Bundesamt für Verkehr eine erneute Anpassung des Streckennetzes beantragt.

Eurobus will nämlich mit einem Nachtnetz starten und die Flughäfen von Zürich, Basel und Genf anfahren. Ankunftszeit wäre jeweils kurz vor 5 Uhr. Solche Nachtverbindungen gibt es derzeit noch nicht. Müri zeigt sich überzeugt, dass das Angebot eine Marktlücke füllen könnte. Die Check-in-Schalter am Flughafen Zürich öffnen jeweils um 4.30 Uhr, die ersten Flüge starten ab 6 Uhr. Gleichzeitig mit der Einführung der Nachtverbindungen plant Eurobus, die heutigen Verbindungen am Abend zu reduzieren, sodass die Car-Flotte dann für die Nacht zur Verfügung steht. Noch ist der Antrag hängig.

Wet Leasing bei Helvetic immer wichtiger

Diese Woche hat Helvetic-Airways-CEO Tobias Pogorevc das Embraer-Werk im brasilianischen São José dos Campos besucht und die erste von zwölf E190-E2 begutachtet, die im Oktober via Recife und Kanaren nach Zürich geflogen wird, um ab 1. November den Betrieb aufzunehmen – die restlichen Maschinen sollen bis Frühling 2021 ausgeliefert werden.

Martin Ebners Airline habe bald die modernste Regionalflotte Europas, schreibt die «Sonntagszeitung» und nennt den Listenpreis von 730 Millionen Franken für die zwölf Jets – einen Preis, der aber wohl kaum bezahlt wurde, schliesslich sei Helvetic Airways ein «Launch customer».

«Viele Airlines schauen sich derzeit das Regionalgeschäft genau an und entscheiden, auf welche Flieger sie setzen. Und bei Helvetic wird sich zeigen, wie zuverlässig die neuen E2-Jets sind», sagt Pogorevc. Sollte sich das bestätigen und der Regionalmarkt wachsen, kann er sich vorstellen, auch die Optionen für 12 weitere Flieger einzulösen, die sich die Airline bei der Bestellung gesichert hat. «Generell können wir so, wie wir jetzt aufgestellt sind, 24 Flugzeu- ge gut betreiben.» Über die Herausforderung der Embraer-Einflottung hat travelnews.ch neulich berichtet.

Neben den Standbeinen Linienverkehr und Chartergeschäft hat sich das Wet Leasing bei Helvetic bekanntlich zum wichtigsten Geschäft entwickelt. «So wie es aussieht, wird der Bereich auch der grösste bleiben», sagt Pogorevc. Das Wet Leasing ist die Nische, in der Helvetic grosses Potenzial sieht. Bisher ist in diesem Bereich die wichtigste Kundin die Swiss. Acht Flugzeuge von Helvetic sind für die Schweizer Airline auf Regionalstrecken im Einsatz.

Arosa Kulm vermietet das ganze Haus

Um das beschauliche Sommergeschäft anzukurbeln hat sich das Aroser Fünfsterne-Hotel Kulm entschieden, das Haus von Juli bis Ende August komplett an eine jüdische Organisation zu vermieten. «Wir öffnen für die nächsten ein bis zwei Sommersaisons nur noch für geschlossene Gruppen und stellen dafür temporäre Teams zusammen», sagt Ernst Wyrsch, Verwaltungsratspräsident des Arosa Kulm Hotels. «So können wir die Kosten tief halten.»

«Rent a Hotel» – so heisst das Konzept – ist nicht neu. Bisher beschränkte es sich vor allem auf Konferenzen, Seminare, Firmenevents oder Hochzeiten. Die Vermietung über den Sommer ist noch wenig verbreitet. Das Konzept scheint für Arosa besonders geeignet. Jeden Sommer strömen Tausende streng orthodoxer Juden nach Arosa, Davos und ins Walliser Saastal. Ein für diese Gäste reserviertes Hotel bringe Vorteile, schreibt die «Sonntagszeitung».

Das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Kulturen könne zu Missverständnissen führen. 2017 sorgte ein Aroser Hotel weltweit für Schlagzeilen, weil es explizit die jüdischen Gäste aufforderte, vor dem Bad im Swimmingpool zu duschen.

Sind E-Trottis sicher?

Halb Zürich fährt derzeit Trotti, auch viele Touristen sind auf den E-Trottinetten auszumachen. Teilweise halsbrecherisch kurven die E-Trottis über Strassen und Trottoirs. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich dabei Troubles abzeichnen.

Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, seien alleine in Zürich seit April 2019 mehrere tausend der elektrischen Flitzer unterwegs. Die Stadt Zürich wolle nun diese E-Trottinette sicherer machen. Die drei Firmen Circ, Bird und Tier, die eine Bewilligung haben, diese zu vermieten, müssen bis Ende August einen Bericht einer unabhängigen Prüfstelle vorlegen. Dieser soll belegen, dass die Fahrzeuge die Schweizer Strassenverkehrsgesetze erfüllen. Legen die Firmen bis Ende Monat keinen Prüfbericht vor, drohen sie die Zulassung zu verlieren.

Bei den Verleihfirmen der E-Trottinette ist man nervös. Bis anhin habe erst eines der Unternehmen den Prüfbericht bei den Zürcher Behörden eingereicht, Circ. Der Stadt Zürich liegen derweil bereits Anfragen weiterer Firmen vor, die Trottinette aufstellen möchten.

Die Städtereise lockt

Die «Sonntagszeitung» wiederum wartet heute mit einem Städtereisen-Special auf und richtet den Fokus auf Bahnreisen. Die gute alte Eisenbahn erlebe einen Boom. «Wir registrierten schon im vergangenen Herbst deutlich mehr Passagiere auf den Fernstrecken», sagt Armin Weber, Leiter Internationaler Personenverkehr bei den SBB. «Doch die sprunghaft gestiegene Nachfrage im ersten Halbjahr 2019 hat auch uns überrascht.» Werner Schindler, Chef von Railtour/Frantour, sagt: «Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen wir eine Steigerung im tiefen zweistelligen Prozentbereich. Auffällig ist das veränderte Reiseverhalten von Familien.» Schindler vermutet, Kinder und Jugendliche würden bei der Ferienplanung am Küchentisch den Rest der Familie zum Verzicht aufs Fliegen drängen.

Auch SRV-Geschäftsführer Walter Kunz kommt beim Thema Städtetrips und Nachhaltigkeit zu Wort: «Die Konsumenten und viele Player in der Branche beschäftigen sich mit den Folgen des Klimawandels.» Demnächst verteilt der SRV an die Mitarbeitenden in den Reisebüros ein Manual mit Empfehlungen zu umwelt- und ressourcenschonendem Reiseverhalten. Das Personal an der Verkaufsfront soll die Beratungsqualität steigern und der Kundschaft etwa CO2- Kompensation und auch mal andere Transportmittel als Flugzeug und Schiff ans Herz legen.

Weiter werden einige Städteziele eingehende beleuchtet: Athen, Warschau, Salzburg, Düsseldorf und München.

Den heutigen «Stil»-Bund widmet die «NZZ am Sonntag» den Kreuzfahrtschiffen. Das Ponant-Luxusschiff Lapérouse wird vorgestellt, die Rede ist von «Slow Cruise» und dass Passagiere sich hier ihre Tage selber gestalten müssen, statt sich bespassen zu lassen. Und der Trend, dass es Spitzenköche vermehrt auf Kreuzfahrtschiffe lockt, wird ebenso beleuchtet.

In der «Schweiz am Wochenende» ist ein schöner Artikel über Südindien zu finden. Im Westen der Ghats lässt sich eine einzigartige Vogelwelt beobachten.

(GWA)