Tourismuswelt

Zurzeit wird in Berlin diskutiert, ob am stillgelegten Flughafen Berlin-Tempelhof Sex-Boxen errichtet werden. Bild: Pim Menkveld

Vom Flughafen zum Sex-Tempel

Der Bürgermeister von Berlin-Mitte hat einen klaren Willen: der Flughafen Tempelhof soll für mehr Sicherheit der Sex-Arbeiterinnen sorgen.

Der im Jahr 2008 stillgelegte Flughafen Berlin-Tempelhof hat schon einiges erlebt. Im Jahr 1923 nahm er den Linienverkehr auf und war bis zu seiner Schliessung einer von drei internationalen Verkehrsflughäfen im Grossraum Berlin. Nun dient er als beliebter Treffpunkt für die Einwohner Berlins und bietet Erholungsraum auf einer Fläche von 355 Hektar.

Der aktuelle Bürgermeister Stephan von Dassel vom Stadtteil Berlin-Mitte sieht im stillgelegten Flughafen aber eine Chance, die Sicherheit von Sex-Arbeiterinnen zu verbessern. Er hat deshalb den Plan, sogenannte «Sex-Boxen» bei den Park- und Abstellflächen vom Flughafen Tempelhof zu errichten.

Diese sollen ähnlich konzipiert sein wie in Köln: Freier fahren mit dem Auto in einen überdachten Abstellplatz. Sie haben in den Boxen keine Möglichkeit zum Aussteigen – die Frauen jedoch schon. Neben der Beifahrertür befindet sich ein «Notfall-Knopf», den die Prostituierten betätigen können, wenn sie sich bedroht fühlen. Die Vorreiterstadt hatte mit diesem Konzept grossen Erfolg und die Gewalt gegen die Frauen wurde minimiert.

Sex auf den Strassen soll verboten werden

Bislang befinden sich die Prostituierten vor allem an der Kurfürstenstrasse zwischen den Ortsteilen Tiergarten und Berlin-Mitte. Seit vielen Jahren fordern Anwohner und Unternehmen ein Verbot der Strassenprostitution, dieses wurde vom Berliner Senat aber abgelehnt, weil ohne Alternative eine Verschlechterung der Situation befürchtet wird.

Deshalb sollen nun endlich kontrollierte und sichere Orte für die Sex-Arbeit geschaffen werden. So werden die Arbeiterinnen auch nicht mit viel zu niedrigem Preis für ihre Dienstleistungen ausgebeutet. Durch die Installation von Kameras sind sie zudem besser geschützt und Sichtbar.

Erstmals eingeführt wurden die Sex-Kabinen in den 80er-Jahren in der niederländischen Stadt Utrecht und fortlaufend von Europäischen Städten kopiert – auch in Zürich-Altstetten waren sie eine Zeit lang zu finden. Durch die Einführung können laut Dassel nicht nur die Arbeitsbedingungen und Sicherheit für Sex-Arbeiterinnen verbessert werden, sondern auch die negativen Auswirkungen der Prostitution auf die Wohnumgebung reduziert werden.

Ob der Flughafen Tempelhof-Berlin tatsächlich mit den Verrichtungsboxen ausgestattet wird, ist noch offen.

(NWI)