Tourismuswelt

Sunday Press In Luzern wächst der Ärger über die Touristenmassen

Dem Hotspot an den Ufern des Vierwaldstättersees machen vor allem die chinesischen Reisegruppen zu schaffen. Nun geht die Stadt über die Bücher. – Die SBB wollen mit mehr Zeitreserven die Pünktlichkeit ihrer Züge erhöhen. – Das Hotel Palace in St. Moritz hat einen neuen Miteigentümer.

Luzern ist ein Hotspot in Sachen Tourismus. Doch wie lebt es sich in einer Stadt, die täglich von 25’000 Touristen besucht wird? Immer weniger gut. Die Grenze des Erträglichen sei definitiv erreicht, kommt die «Sonntagszeitung» in ihrer Reportage zum Schluss und beruft sich dabei auf die Aussagen von zahlreichen Luzernerinnen und Luzernern. Die Bewohner der Altstadt bedauerten das Lädelisterben, sie störten sich am Einheitsbrei der Geschäfte, schreibt die Autorin. Tagsüber Rambazamba, und abends sei die Innenstadt tot. Eine ältere Frau, die seit Jahrzehnten am Kornmarkt mitten im historischen Quartier lebt, sagt stellvertretend für viele: «Ich fühle mich fremd in der eigenen Stadt.»

Es sind vor allem die Chinesinnen und Chinesen, die stören. Im vergangenen Jahr besuchten zwar mehr US-Amerikaner als Chinesen die Leuchtenstadt. Aber über die US-Gäste beschwert sich niemand – weil sie nicht auffallen. Die Chinesen hingegen würden in Gruppen in die kleine Stadt einfallen. Von Mai bis September stoppen am Luzerner Schwanenplatz mitten im Zentrum der Stadt im Schnitt täglich 200 Reisebusse, über 250 an Spitzentagen.

Der Österreicher Vladimir Preveden, der eine aktuelle Studie zum Thema Overtourism verfasst hat, kommt zum Schluss: Luzern ist an einem Wendepunkt der touristischen Entwicklung angelangt. Noch könne man von einer guten Position aus selber bestimmen, in welche Richtung es weitergehen solle. Im Rahmen der «Vision Tourismus Luzern 2030» will die Stadt nun klären, welchen Tourismus Luzern zukünftig haben möchte. Mittels Befragungen und Workshops soll dabei die Bevölkerung in den Prozess miteinbezogen werden.

SBB: Bis zu 40 Prozent der Züge unpünktlich

In den vergangenen Wochen hat die Pünktlichkeit bei den SBB stark gelitten. Wie die Auswertung der privaten Plattform puenktlichkeit.ch gemäss der «Sonntagszeitung» ergibt, waren im letzten Monat 28 Prozent der Züge von Zürich nach Bern zu spät. In der Gegenrichtung waren es 21,5 Prozent der Züge, die nicht rechtzeitig ankamen. Die Fahrten von Basel nach Zürich waren im selben Zeitraum sogar in 40 Prozent der Fälle unpünktlich. In der Gegenrichtung waren gemäss puenktlichkeit.ch 13 Prozent der Züge verspätet.

Edith Graf-Litscher, Nationalrätin und Präsidentin der Verkehrskommission, sieht Handlungsbedarf: «Es fehlt an qualifiziertem Personal und an Rollmaterial», sagt sie. Sie wird das Thema politisch aufgreifen: «Die Verspätungen werden in der Verkehrskommission traktandiert.»

Auch die SBB selber werden aktiv. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, wollen sie mehr Zeitreserven in die Fahrpläne einbauen, damit es erst gar nicht zu Verspätungen kommt.

Die Massnahme ist Teil einer umfassenden Analyse, welche die Konzernleitung zur Verbesserung der Pünktlichkeit vor einigen Monaten in Auftrag gegeben hat. Mittlerweile hat eine interne Expertengruppe dazu verschiedene Ansätze und Möglichkeiten geprüft, wobei der Tenor eindeutig ist: Der Bahnbetrieb muss stärker auf Stabilität ausgerichtet werden, auch wenn dies allenfalls zulasten der maximalen Leistung geht. Und dies wiederum heisst, dass es mehr Luft im Betrieb braucht. Erste Massnahmen in diese Richtung wollen die Bahnen bereits beim Fahrplanwechsel im kommenden Winter in die Tat umsetzen, wobei die Details vorderhand offenbleiben.

Neuer Grossaktionär im St. Moritzer «Palace»-Hotel

Investor Raffaele Mincione (54), der in Italien und Grossbritannien im Banken- und Telekommunikationssektor tätig ist, hat der Luxemburger Gesellschaft Trimandre ihren Anteil von 33 Prozent am «Palace» im Engadiner Nobelferienort abgekauft. Dies berichten die «NZZ am Sonntag» und die «Sonntagszeitung». Hans Wiedemann, der Delegierte des Hotelverwaltungsrats, bestätigt die von der italienischen Zeitung «Corriere della Sera» vermeldete Änderung. Zum Preis und den Umständen sagt Wiedemann nichts: «Wir geben keine Auskunft über unsere Aktionäre.»

2011 hatte die luxemburgische Firma Trimandre von einer Mailänder Immobilienfirma ein Drittel der Aktien am 1896 erbauten Traditionshaus übernommen. Damals war der Preis auf 30 Millionen Franken geschätzt worden. Hinter der damaligen Käuferin Trimandre stand der Russe Georgi Bedschamow. Dieser stieg regelmässig im «Palace» ab, verschwand jedoch Ende 2015 plötzlich von der Bildfläche. Dem «Palace» sind Geschäfte und das Restaurant Chesa Veglia angegliedert.

Valser Hotelturm-Projekt kommt nicht voran

Das Projekt sorgte in der Vergangenheit in der Schweiz für Schlagzeilen: Der Bau eines 380 Meter hohen und 300 Millionen Franken teuren Hotelturms in Vals. Vater des Projekts ist Remo Stoffel. Nun ist der umtriebige Bündner Unternehmer nach Dubai ausgewandert, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Es sei eine familiäre Entscheidung, begründet Stoffel seine Ausreise in die Vereinigten Arabischen Emirate. Er pflege längst Beziehungen zu Dubai. Etwa über seine Gebäudeunterhaltsfirma, die 9000 Angestellte beschäftige.

Stoffels Entscheid habe nichts zu tun mit der laufenden Voruntersuchung der Zürcher Staatsanwaltschaft zu angeblichen Steuerausständen Stoffels, erklärt sein Sprecher Peter Hartmeier. Die Justiz ermittelt wegen Steuerbetrugs, es geht um 150 Millionen Franken. Auch soll laut Hartmeier Stoffels unternehmerische Tätigkeit nicht betroffen sein.

Bei Stoffels Vorzeigeprojekt, dem Hotelturm in Vals, läuft es derzeit allerdings nicht rund. Laut Hans-Peter Domanig, Verwaltungsratspräsident von Stoffels Immobilien-, Bau- und Hotelfirmenkonstrukt Priora Suisse, bewege sich wenig vorwärts. Das liegt daran, dass die Firma Coca-Cola, der die örtlichen Mineralwasserquellen gehören, Sondierbohrungen am vorgesehenen Standort des Turms verhindern will. Den Quellen drohen laut Coca-Cola Verunreinigungen. Die Turmbauer sehen sich inzwischen nach anderen Standorten im Dorf um. Eilig haben sie es nicht mehr, sie sprechen jetzt von einem Langfristprojekt mit einem Zeithorizont von 10 bis 20 Jahren. Ursprünglich war noch davon die Rede gewesen, im Jahr 2017 die nötige Zonenplanung vor die Gemeindeversammlung zu bringen.

Der Valser Gemeindepräsident Stefan Schmid sagt, die Initianten hätten die vom Kanton bereits vor Jahren gestellten Fragen zu ei­nem Einfluss des Turmbaus auf die Mineralquellen bisher nicht beantwortet. Deshalb könne man das Projekt nicht weiterverfolgen.

Trail Running, Kajaktour in Berlin, Surselva, Norwegen

Die «Sonntagszeitung» wartet auf ihren Reiseseiten mit seinem Sonntagsausflug in die Surselva auf, berichtet über einen Ausflug auf den Monte Generoso sowie einer Kreuzfahrt mit der MSC Meraviglia im Westen Norwegens. Die «Schweiz am Wochenende», die in der Zentral- und Ostschweiz die «Zentralschweiz am Sonntag» sowie die «Ostschweiz am Sonntag» ersetzt, geht es ums Paddeln und Rennen: eine Kajaktour mitten durch Berlin sowie ein Selbstversuch im Trail Running im Engadin.

(DWB)