Tourismuswelt

Ein Eisberg driftet entlang der kanadischen Küste: Die Angst davor, dass dieses Schauspiel in einigen Jahren vorbei sein könnte, kurbelt den Tourismus an. Bild: Richard Lee

Die globale Erwärmung führt zum Boom im Eisberg-Tourismus

Der Klimawandel befeuert die Nachfrage für das besondere Naturschauspiel in Ostkanada. Die jährliche Menge an Eisbergen entlang der Küste nimmt aber nur relativ gesehen zu.

Newfoundland und Labrador ist eine riesige, dünn besiedelte ostkanadische Provinz. Touristisch ist die Provinz vor allem für die Eisberge bekannt, welche jeweils im späten Frühling der Küste entlang gleiten und für spektakuläre Schauspiele sorgen. Die Eisberge kommen ursprünglich aus Grönland, wo kalbende Gletscher sie ins Meer entlassen, wo sie dann mit der Strömung nach Neufundland und Labrador gelangen und dort auf dem weiteren Weg südwärts langsam wegschmelzen.

Das tun die Eisberge schon seit Jahrtausenden. Doch offenbar gehen viele Touristen davon aus, dass sich dieses Naturschauspiel nicht mehr sehr lange beobachten lässt, infolge der globalen Erwärmung. Zumindest ist dies der Eindruck von Bob Bartlett, dem Inhaber von Trinity Eco-Tours, welcher in den letzten Jahren eine klare Zunahme von «Eisberg-Tourismus» in seinen Breitengraden festgestellt hat, wie er gegenüber «Calgary City News». Ob die Feststellung hinsichtlich der verschwindenden Eisberge stimmt, lässt er offen - er beruft sich auf Aussagen seiner Kunden.

Grundsätzlich könnte man aber auch sagen, dass aktuell das Naturschauspiel besonders oft und intensiv zu geniessen ist. Ob man Eisberge sieht, ist grundsätzlich nicht vom Klimawandel abhängig, sondern von Wind und Strömungen. Allerdings hat das kanadische Umweltministerium klar festgehalten, dass aufgrund der globalen Erwärmung deutlich mehr grosse Eisberge sich in der Arktis lösen und entlang der kanadischen Küste vorbeikommen - was für Touristen attraktiv ist, kann ein Problem für die Schifffahrt sein.

Mehr Eisberge als früher

Dieses Jahr war für Touristen besonders gut. 2019 war ein «Extremjahr» für Eisberg-Aktivitäten: Per 11. Juni waren laut «International Ice Patrol» bereits 1494 Eisberge in die Schiffsrouten südlich des 48. nördlichen Breitengrades gelangt - der Jahresdurchschnitt liegt bei 713. Allerdings kann man auch hier den direkten Zusammenhang mit globaler Erwärmung relativieren: 2019 war in Bezug auf die Menge an Eisbergen lediglich auf Rang 10 der letzten 120 Jahre (die Katalogisierung der Eisberg-Aktivität begann erst 1900).

Ob der Eisberg-Tourismus künftig mit den Eisbergen selber dahinschmilzt, ist alles andere als sicher. Aber aktuell profitiert die Iceberg-Sightseeing-Branche paradoxerweise von der globalen Erwärmung.

(JCR)