Tourismuswelt

Zorn im Juni — Swiss kündigt GDS-Gebühr an

Jahresrückblick: Bei Buchungen über globale Reservationssysteme fallen 16 Franken pro Flugticket an — schon bald. Reisebüros sind vor den Kopf gestossen.

Was sind schon 16 Franken. Doch die Ankündigung der Swiss und der Lufthansa-Gruppe vom 1. Juni, ab 1. September eine Distribution Cost Charge (DCC) einzuführen, die bei einer Ticketbuchung über ein GDS erfolgt, löst in der Reisebranche einen regelrechten Shitstorm aus. Die Alternative, Direktbuchungen via LHGroup-Agent.com ohne Gebühren abzuwickeln, kommt bei Reisebüros und Commercial-Büros nicht gut an, weil die Plattform eine Insellösung ist ohne Anbindung an weitere Systeme.

Harmonisch war die Beziehung zwischen der Reisebranche und dem einstigen National Carrier noch nie. Die schrittweise Reduktion der Provision von neun auf fünf und dann auf null Prozent brachte die Reisebranche schon in früheren Jahren in Rage.  «Dieses Vorgehen von Lufthansa und Swiss ist eine klare Diskriminierung der Vertriebskanäle», sagt SRV-Geschäftsführer Kunz nach der jüngsten Ankündigung der Swiss, «nach wie vor werden über 60 Prozent der Tickets in Reisebüros gebucht.»

In einem offenen Brief richtet sich Hotelplan Schweiz-Chef Kurt Eberhard an Swiss-Chef Harry Hohmeister: „Die Ankündigung reiht sich ein in eine lange Serie von Eindrücken, dass die früher so heraufbeschworene Solidarität von Ihrer Airline mit Füssen getreten wird." Eberhard verlangt von Hohmeister, das Problem direkt mit den GDS zu lösen, ohne die Reisebranche das ausbaden zu lassen. Hotelplan streicht die Teilnahme sämtlicher Mitarbeiter an Swiss-Workshops und behält sich rechtliche Schritte vor.

Den Rechtsweg begeht dann wenige Wochen später der Schweizer Reise-Verband (SRV). Dieser reicht am 23. September bei der Wettbewerbskommission eine Klage ein gegen die Lufthansa-Gruppe und deren Distribution Cost Charge (DCC). Bereits zuvor hatte der SRV juristische Abklärungen vorgenommen, ob die Einführung der DCC gegen geltendes Recht verstosse. Die vom SRV beauftragte Anwaltskanzlei Blum&Grob Rechtsanwälte in Zürich hatte eine ausführliche Analyse erstellt.

Zusammen mit der neuen Buchungsgebühr gab Swiss am 1. Juni den Einführungstermin für die bereits früher angekündigte neue Staffelung der Preise auf den Europaflügen bekannt. Ab 23. Juni heisst der günstigste Tarif in der Economy «Light» und schliesst neben dem zugewiesenen Sitzplatz und Verpflegung nur ein Handgepäck ein. Wer mit mehr Gepäck fliegt, muss den Tarif «Classic» buchen. Volle Umbuchungsflexibilität bietet der Tarif "Flex". Für Reisebüros ein zusätzliches Ärgernis: der Tarifdschungel wird dichter, die Vergleichbarkeit erschwert.

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(GWA)