Tourismuswelt
Sunday Press Düstere Prognose für den Schweizer Tourismus
Ist der Wintersport in der Schweiz am Ende? Laut einer Analyse von Avenir Suisse droht dies zumindest, wie der «Sonntagsblick» berichtet. Die Denkfabrik hat im Auftrag von Schweiz Tourismus einen Blick in die Zukunft geworfen. Dabei kommt klar zum Ausdruck: Der heimische Wintersport steht nicht nur wegen dem Klimawandel vor gewaltigen Herausforderungen. So setzt ihm laut Avenir Suisse auch die Digitalisierung immer mehr zu, in dem diese die Preise in den Keller treibt. In Vals hat dies dazu geführt, dass die Gondelbahn mit Steuergeldern finanziert wird – sehr zur Freude der Gäste: Diese fahren gratis. Ein weiteres Problem stellt die Überalterung der Gesellschaft dar. Will die Schweiz verhindern, dass es in zwanzig bis dreissig Jahren keinen Wintersport mehr gibt, so muss sich die Branche nach Ansichten von Avenir Suisse «radikal neu erfinden». Ob dies der Branche gelingt? Daniel Müller-Jentsch, der Autor der Analyse, tönt wenig optimistisch, wenn er sagt: «Wir sollten uns auf Negativsezenarien vorbereiten.» Ganz so abwegig ist dies nicht. Laut Jürg Stettler, Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern, hat der Niedergang längst eingesetzt: «Skifahren wird zum Premiumsport für wenige», sagt er dem «Sonntagsblick».
Tanja Frieden will Junge auf die Pisten locken
Davon will Olympiasieger Tanja Frieden nicht wissen. 2006 gewann sie an den Olympischen Winterspielen in Turin die Goldmedaille imSnowboard-Cross, seit 2014 engagiert sie sich als Präsidentin der Schneesportinitiative Schweiz; der Verein will Kinder und Jugendliche zum Schneesport animieren. Sie sagt im Interview in der «Sonntagszeitung»: «Ich finde, jedes Kind, das in der Schweiz aufwächst, sollte die Chance haben, unsere Bergwelt und den Schneesport zu erleben.» Früher fanden Kinder über ihre Eltern zum Skifahren. Heute muss dieser Weg laut Frieden über die Schulen erfolgen.«Nur so können wir gewährleisten, dass jedes Kind in der Schweiz mit dem Schneesport in Kontakt kommt. Und nur so erreichen wir auch Kinder mit Migrationshintergrund, deren Eltern nicht schneeaffin sind», betont sie. Friedens Vision: jeder Schüler, jede Schülerin soll während der obligatorischen Schulzeit mindestens einmal ein Schneesportlager besuchen. «Das sollte doch möglich sein! In der Schweiz, wo der Schneesport als Kulturgut gilt», gibt sie sich überzeugt. Da heute 60 Prozent der Kinder über keine eigene Skiausrüstung mehr verfügen, ist diese in den von der Schneesportinitiative organisierten Lagern inbegriffen. «Es gibt keine Ausrede mehr», gibt sich die Thunerin kämpferisch.
Chinesen wollen mehr Geld ausgeben
Von einem Wandel bei chinesischen Touristen berichten die «Zentralschweiz am Sonntag» und die «Ostschweiz am Sonntag»: Diese legen immer mehr Wert auf Qualität, schreiben sie und berufen sich auf Einschätzungen von Markus Conzelmann (54). Der General Manager des Radisson Blu Hotel Lucerne verfolgt den asiatischen Markt seit mehreren Jahren, reist für Marktrecherchen immer wieder nach Fernost. «Klar sind Luxus –und Marken – sowie auch kosmetische Produkte für Chinesen wichtige Reisesouvenirs. Immer wichtiger werden vor allem den individuell Reisenden aber auch Schlafkomfort sowie die Essensqualität», betont Conzelmann. Doch dies läuft nicht so ab wie wir dies uns gewohnt sind. Conzelmann: «Chinesen lieben es zum Beispiel, in Luzerner Delikatessengeschäfte zu gehen, sich die Esswaren anzuschauen und mit Ladenbesitzern oder auch am Supermarkt oder mit Hotelköchen über die Zubereitung zu diskutieren. Das kennen sie auch von zu Hause.» Diesem Umstand gelte es Rechnung zu tragen.
Das gilt es für ihn auch in Sachen Ladenöffnungszeiten. «Chinesen sind sich gewohnt, immer und überall einkaufen zu können», wendet er ein und findet, dass die Schweiz und ganz speziell der Schweizer Tourismus im Bereich der digitalen Bezahlmethoden noch stark nachrüsten muss: «Chinesen schauen sich Angebote gern live an. Sie zücken dann ihr Handy, stellen online Vergleiche an und wollen dann via Alipay oder WeChat Pay gleich berührungslos bezahlen und den Betrag in ihrer lokalen Währung auf dem Screen sehen.»
82 Prozent der chinesischen Gäste besuchen laut Conzelmann die Schweiz in Kombination mit mindestens einem anderen Land wie Italien, Frankreich oder Deutschland. Der Anteil der Chinesen, die einen reinen Schweiz-Urlaub absolvieren, beträgt also 18 Prozent und ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. «Diese Chinesen geben pro Tag in der Schweiz 350 Franken aus. Im Vergleich dazu sind es bei US-Amerikanern 220 und bei Deutschen 140 Franken», rechnet der Hotelier vor. Doch bei diesen 350 Franken muss es nicht bleiben: Chinesen sind durchaus bereit, mehr ausgeben. «Sie erwarten dafür aber Bezahlkomfort.»
Das Geschäft mit der Überraschung
Bei Bbacksoon geht es nicht um Bezahlkonform, sondern um das Unerwartete. Die Firma hat sich auf Überraschungsreisen spezialisiert. Seit zwei Jahren organisiert Christoph Anrig mit seinem Team Spontantrips, bei denen Kunden erst kurz vor der Abreise erfahren, wohin es geht. Jetzt will Bbacksoon laut der «Zentralschweiz am Sonntag» und der «Ostschweiz am Sonntag» dies noch steigern: Der Reiseveranstalter sucht 70 Abenteuerlustige, die in ein Flugzeug einsteigen, ohne zu wissen, wohin die Reise geht. Am 3. Mai 2019 soll es losgehen. Nur der Pilot und seine Crew kennen die Destination. Auch auf dem Ticket steht kein Zielort. Travelnews berichtete selber schon darüber.
«Die besten Dinge im Leben passieren ungeplant», sagt Roland Laux, der die Geschäftsidee von Bbacksoon entwickelt hat; das Start-up arbeitet mit dem Dornbirner Unternehmen «Travel connect» zusammen. Seit 2016 haben 1000 Kunden bei Bbacksoon Kurzferien gebucht. «Wir sind zuversichtlich, dass wir 2019 erstmals schwarze Zahlen schreiben können», sagt Anrig.
Taiwan, Slowenien und Loiretal
Die «Sonntagszeitung» berichtet auf ihren Reiseseiten über Wintersport in Chiemgau sowie über die Taiwans Metropole Taipeh. Die «NZZ am Sonntag» rückt Slowenien in den Mittelpunkt und die «Zentralschweiz am Sonntag» und die «Ostschweiz am Sonntag» berichten über eine Reise ins Loiretal und auf Peloponnes (Griechenland).