Tourismuswelt

Das Portemonnaie zuhause vergessen? Sofern Sie Ihr Handy dabei haben, ist das ab sofort kein Problem mehr. Bild: Valora Group

Der Kiosk ist jetzt auch ein Bancomat

Das Fintech-Unternehmen Sonect hat eine App lanciert, mit der sich ab sofort an über 900 Verkaufsstellen von Valora (K Kiosk und Press & Books) in der Schweiz Bargeld beziehen lässt. Einer der Investoren von Sonect ist in der Reisebranche gut bekannt.

Wer kennt es nicht, das beklemmende Gefühl, wenn man sein Portemonnaie zuhause vergessen hat und eigentlich ein ÖV-Billett lösen oder Mittagessen kaufen möchte, aber eben gezwungen ist, Freunde oder auch Unbekannte anzupumpen? Ebenfalls blöd: Sie wollen Geld abheben, haben jedoch keine Ahnung, wo der nächste Bancomat Ihrer Bank steht, und keine Lust auf hohe Gebühren durch Abheben bei einer anderen Bank.

Alles passé. Das Zürcher Fintech-Start-up Sonect hat einen Deal mit dem Kioskbetreiber Valora geschlossen. Seit dem 26. November kann jeder, der die App von Sonect auf sein Handy geladen hat, an über 900 Verkaufsstellen (K Kiosk sowie Press & Books) in der Schweiz ganz einfach Bargeld beziehen. Oder anders ausgedrückt: Der Kiosk, wo Sie ihre Zeitung und Zigis kaufen, kann ab sofort auch Ihr Bancomat sein. Mit Verlaub, Valora ist nicht der erste Vertriebspartner von Sonect: Nebst der neuen Möglichkeit, bei den Kiosken Geld abzuheben, gibt es diese schon in vielen Apotheken, Bäckereien, Bars und mehr, welche allesamt Sonect-Partner sind; die App ist seit rund einem Jahr verfügbar. Der Ausbau des Netzes mit möglichen Bargeldbezugsstellen wird weiter vorangetrieben.

Einer der Investoren bei Sonect ist Max E. Katz, der Präsident des Schweizer Reise-Verbands (SRV). Er hat Travelnews.ch die App gezeigt und erklärt: «Die Registrierung ist sehr einfach und für die Belastung der Bezüge hinterlegt man entweder ein Postkonto, ein Bankkonto einer Partnerbank oder eine Kreditkarte. Dann wird einfach der gewünschte Bargeldbetrag eingegeben, worauf man an der Kasse der gewählten Verkaufsstelle einen QR-Code scannen lässt, welcher in der App angezeigt wird. Daraufhin wird der Betrag vom Kioskbetreiber ausgezahlt. Und das Beste daran: Es wird dafür keine Gebühr erhoben.»

Die nächste Verkaufsstelle eines Sonect-Partners lässt sich durch eine integrierte Karte ganz einfach finden. Die Nutzung ist nur bei Vertragsbanken von Sonect möglich. Wenn sich auf der App registriert, erfährt, welche Kreditkarten akzeptiert werden und wer die Partnerbanken sind. Aktuell sind dies erst Postfinance, Hypothekarbank Lenzburg und Neon. «Die Grossbanken und Kantonalbanken warten alle auf die API-Lösung, welche von der SIX ausgearbeitet wird», präzisiert Katz, «dann werden sich diese anschliessen.» Heute hätten sie keine API-Schnittstellen.

Virtueller Bancomat

In der Schweiz wird immer noch sehr stark mit Bargeld bezahlt, erklärt Katz. Mit dem B2B2C-Produkt von Sonect habe man nicht nur Convenience, sondern auch die Möglichkeit, Geld ohne die teils heftigen Gebühren abzuheben. Für Banken ist es darüber hinaus attraktiv, wenn Sonect «virtuelle Bancomaten» schafft - theoretisch kann an irgendeinem Shop, der über Cash verfügt, via Sonect Geld abgehoben werden - denn die Banken haben jährlich hohe Kosten pro Bancomat zu tragen. Und Valora bietet durch den Deal nun eine weitere Dienstleistung an seinen Verkaufsstellen, nebst beispielsweise dem Päcklidienst, der in Zalando-Zeiten immer öfter beansprucht wird.

(JCR)