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Keine Seltenheit: Ein Vietnamese mit einem Kegelhut. Bild: René DeAnda

Sponsored Vietnam: Zwischen Kriegsvergangenheit und Kegelhüten

Kolonialherrschaft und Kriege haben die Geschichte und Kultur Vietnams geprägt. Davon zeugen noch Museen und Denkmäler. Im Land herrscht jedoch grosse Aufbruchstimmung und das heutige Vietnam ist selbstbewusst, gastfreundlich - und sehr friedlich.

Bunt, lebendig, atemberaubend schön: Vietnam ist ein Land der Gegensätze. Mal laut und mal leise, mit quirligen Städten, menschenleeren Bergen, modernen Küstenorten und unverbauter Natur. Das Land besticht durch Gastfreundlichkeit und Offenheit – und doch ist die Kriegsvergangenheit in diesem Land allgegenwärtig. Vietnamesen sind stolz auf ihre Kultur und auf ihre Unabhängigkeit. Der Kampf um genau diese Unabhängigkeit zieht sich durch die gesamte Geschichte Vietnams, und die Wunden davon sind heute noch vielerorts zu sehen.

Fast 1000 Jahre lang war Vietnam eine Provinz Chinas. Erst im 10. Jahrhundert konnte sich der Norden des heutigen Vietnam aus der chinesischen Umklammerung lösen. Wechselnde Dynastien versuchten in der Folgezeit das Land mehr oder weniger erfolgreich zu konsolidieren. Im Laufe der Jahrhunderte trug das Land viele Namen: Nam-Viet, Annam, Dai-Viet... Der Name Viet-Nam tauchte erst mit dem letzten Kaiserreich der Nguyen-Dynastie im Jahr 1802 auf. Schon zu dieser Zeit geriet das Land ins Visier verschiedener europäischer Kolonialmächte, allen voran Frankreich.

Mitte des 19. Jahrhunderts eroberte Frankreich Zug um Zug vietnamesisches Gebiet, bis schliesslich 1883 das ganze Land unter seiner Kolonialherrschaft stand. Um die Jahrhundertwende formierte sich erster Widerstand im damaligen «Indochina». Doch erst Ho Chi Minh, dem Gründer und Führer der Kommunistischen Partei Indochinas, gelang mit der 1941 gegründeten Bewegung «Việt Minh» der Aufbau einer ernst zu nehmenden Basis für den Kampf gegen die Besatzer.

Der einbalsamierte Körper von Ho Chi Minh, dem grössten Staatsmann der neueren vietnamesischen Geschichte, ist noch heute im Mausoleum in Hanoi zu sehen. Bild: dronepicr

Vietnams langjähriger Kampf um Freiheit

Der 1946 ausbrechende Indochina-Krieg zog sich lange ergebnislos hin. Ab 1950 wurden die schlecht ausgerüsteten Vietnamesen von China militärisch unterstützt, während die Franzosen von den USA Hilfe erhielten. In der Schlacht um die französische Dschungelfestung Dien Bien Phu gelang den Vietnamesen 1954 dann der entscheidende Sieg – ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte Vietnams und ein Trauma für Frankreich, welches damit seine kolonialen Träume in Indochina aufgeben musste.

Der erbitterte Freiheitskampf war damit aber nicht vorbei, denn die USA wollten den Vormarsch der Kommunisten in Vietnam stoppen. Nach der Vertreibung der Franzosen war Vietnam zunächst in einen kommunistischen Norden und antikommunistischen Süden geteilt worden, woraufhin ein Bürgerkrieg ausbrach. Dieser entwickelte sich zu einem der grausamsten Kriege aller Zeiten, dem Vietnamkrieg. 1964 nahmen die USA einen fingierten Zwischenfall im Golf von Tonking zum Anlass, Nordvietnam zu bombardieren, womit der Vietnamkrieg ein internationaler Krieg wurde und nicht mehr nur ein Bürgerkrieg. Die USA führten ab dem Jahre 1965 einen systematischen Luftkrieg gegen den Norden, während in Südvietnam amerikanische Bodentruppen operierten. Obwohl die USA technologisch gesehen übermächtig war, konnte der Widerstand der Vietnamesen nicht gebrochen werden. 1975 kapitulierte Südvietnam, womit der Vietnamkrieg offiziell zu Ende ging.

Auf den Spuren kriegsgesäumter Jahrhunderte

Noch heute können Interessierte den düsteren Teil von Vietnams Geschichte hautnah erleben. Das Kriegsopfermuseums in Ho Chi Minh City beispielsweise wartet mit zahlreichen Ausstellungen auf, bei denen Besucher Kriegsmaterialien, Waffen sowie teils schockierende Exponate und Bilder zu Gesicht bekommen. Auch das Massaker von MyLai wird aufgerollt. Eindrücklich, aber auch bedrückend.

Ebenfalls einen Besuch wert ist das 1975 eröffnete Mausoleum von Ho Chi Minh, die letzte Ruhestätte des grössten Staatsmannes der neueren vietnamesischen Geschichte. Es befindet sich im Herzen Hanois und gilt als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die eigentliche Besichtigung des einbalsamierten Ho Chi Minh dauert nur knappe 5 Minuten – eine frühe Ankunft ist dennoch empfehlenswert.

Ebenfalls in Hanoi findet man das Gefängnis Hoa Lo, das später weltbekannt wurde als «Hanoi Hilton» und zu dessen Gefangenen unter anderem der jüngst verstorbene US-Senator John McCain gehörte. Das Gefängnis wird zwar etwas für Propaganda missbraucht; die Spuren des Grauens sind aber noch zu sehen - unter anderem die Guillotine, welche für Exekutionen verwendet wurde.

Noch heute ein Touristenmagnet: Das Hoa Lo Gefängnis in Hanoi. Bild: David McKelvey

Buddhismus, Seidenkleider und «Nhã nhạc»

Vietnam ist ein Vielvölkerstaat, der heute aber kaum noch aus mehreren Völkern besteht. Durch die interkulturellen Verbindungen der verschiedenen Vorfahren der Vietnamesen ist eine breitgefächerte, abwechslungsreiche Kultur entstanden, deren roter Leitfaden kaum zu erkennen ist. Jede der insgesamt 54 ethnischen Minderheiten hat ihre eigenen Bräuche und Traditionen. Diese Unterschiede je nach Region zu erkunden, macht eine Rundreise in Vietnam sehr spannend. Allerdings gibt es natürlich auch viele Gemeinsamkeiten und Parallelen in diesen lokalen Kulturen.

Religion

Entgegen der häufigen Annahme ist Vietnam kein rein buddhistisches Land. Über die Jahre hat das Volk mehr und mehr religiöse Gebräuche verschiedener Kulturen in ihr Gesamtsystem aufgenommen, wodurch ein religiöser Vietnamese heute meist sowohl Buddhas Lehren folgt, konfuzianistische Werte kennt und seine Ahnen nach animistischer Lehre an Altären verehrt. Etwa 75% der Vietnamesen bekennen sich jedoch zu keiner Religion.

Musik

Aus dem dreizehnten Jahrhundert stammt die Hofmusik «Nhã nhạc», übersetzt etwa elegante Musik, die man heute vor allem noch in Huế auf dem Festival hören kann. Generell ist die Musik aus Vietnam eine Mischung der musikalischen Kulturen aus Indien und China. Heute gibt es auch moderne Varianten, zu der ebenso Popmusik gehört.

Kleidung

Das beliebteste und am weitesten verbreitete traditionelle Kleidungsstück Vietnams ist der «Áo dài», ein Seidenkleid, das bis zu den Knien oder Knöcheln reicht und meist von Frauen getragen wird. Darunter wird eine weisse und weite Seidenhose getragen. Der Kegelhut ist ein weiteres Wahrzeichen für Vietnam und wird in der Tat fast von der gesamten Landbevölkerung getragen, während er in den grossen Städten seltener zu sehen ist. Die flachen, kegelförmigen Hüte werden aus Palmenblättern gemacht und sind licht- und wasserdicht. Männer tragen in neuerer Zeit oft Kappen oder Tropenhelme, da der Kegelhut eher als weibliches Kleidungsstück betrachtet wird. In der Stadt Huế gibt es eine Sonderform der Kegelhüte, die sogenannten Gedichthüte, bei denen in die Unterseite Bilder und Gedichte gemalt sind.

Der «Áo dài», das Nationalkleid der Frauen in Vietnam. Bild: Tran Trung Kien

Sprache

Die vietnamesische Sprache wird von fast allen Bewohnern des Landes gesprochen. Sie gehört aller Wahrscheinlichkeit nach zur Mon-Khmer-Sprachfamilie und wird heute gemeinsam mit jener der Muong- zu den Viet-Muong Sprachen zusammengefasst. Neben der vietnamesischen Sprache werden von den über 50 Ethnien des Landes noch Sprachen diverser weiterer Sprachfamilien gesprochen.

Kultur

Einem Vietnam-Reisenden wird vor allem das respektvolle Miteinander der Vietnamesen auffallen. Die Menschen machen keinen Unterschied, in welcher sozialen Schicht sich ein anderer befindet. Auf gegenseitige Hilfe ist stets Verlass. Da dieses Miteinander seinen festen Platz im Alltag und Leben der Vietnamesen hat, wird es an jede Generation weitergegeben. So ist es für die Kinder eine Selbstverständlichkeit, dass sie sich um ihre Eltern kümmern. Zur Kultur gehört ebenso das Kochen auf der Strasse. 

(Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Edelweiss)

(TN)