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Bild: SRT

Die Generation Smartphone bezieht das Zimmer

Sabine Metzger

Digitaler Zimmerschlüssel, Check-In übers Smartphone — die Hotellerie setzt immer mehr auf Hightech. Das machen die einzelnen Ketten.

Via Smartphone von der Sonnenliege die Freunde grüssen, am Tablet den nächsten Spa-Termin vereinbaren und den Tisch fürs à-la-Carte-Restaurant am Abend klar machen: Die Ansprüche der Feriengäste an die technischen Voraussetzungen im Hotel ändern sich im Eilzug. Digital ist das Zauberwort der Stunde. Buchungs-, Check-In- und Community-Apps sind die Antworten der Hoteliers auf die neuen Bedürfnisse. Und so manche Hotelgruppe leistet sich gar eine neue Marke. Wir haben uns umgesehen in den Hotels und werfen einen Blick in die Zukunft.

Online auf der Sonnenliege: 77 Prozent der Gäste nutzen in den Ferien ihr Smartphone, 73 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sind in den Ferien regelmässig online, 60 Prozent twittern und checken ihren Facebook-Account gar häufiger als zu Hause und 41 Prozent verreisen mit Tablet-Rechnern: Das hat eine Studie ergeben, die Thomas Cook unter 18'000 Europäern durchgeführt hat. Daraufhin präsentierte Thomas Cook ein digitales Hotelkonzept für Familien. Mittlerweile haben bereits drei der eigenen Hotelmarken — Sunwing, SunConnect und Sunprime — in der gesamten Hotelanlage kostenloses WLAN. Aufs Smartphone gibt es die aktuellen Informationen, via Online-Schwarzes-Brett kann man Tipps austauschen oder einen Sportpartner finden. Akku leer? An der ConnectBar am Pool können die Akkus der Smartphones und Tablets jederzeit wieder aufgeladen werden.

Virtuelle Fotobox, virtuelle Gastgeberin


Digitalisierter Club: Ähnlich geht es im Ende 2014 eröffneten Club Med Val Thorens Sensations zu, dem ersten voll digitalisierten Resort der Clubmarke, mit dem man auf das Social-Media-Zeitalter reagieren möchte. Selbst der Name des Resorts wurde im Vorfeld über eine weltweite Facebook-Kampagne entschieden. Bereits 30 Tage vor der Anreise können die Gäste via Smartphone oder PC einchecken und beispielsweise schon mal ihre Skiausrüstung reservieren. Die "Val Thorens Sensations App" informiert, berät und bietet die Möglichkeit sich mit allen Gästen und GOs (Gentil Organisateur) auszutauschen und Verabredungen für gemeinsame Aktivitäten zu vereinbaren. Ein Highlight ist die virtuelle Fotobox: Dort kann man sein schönstes Lächeln festhalten und per Smartphone über Facebook, Instagram, Twitter, aber auch über die App mit der Resort-Community teilen. Über "Social Jukebox" wird über die Lieblingslieder im Resort abgestimmt, die dann beispielsweise im Winter zum Après-Ski gespielt werden.

Neue Marken für Millennials: Die Marketingfachleute scheinen sich einig zu sein — der veränderte Lifestyle der Gäste fordert neue Marken. So hat beispielsweise Best Western International gerade eine neue Hotelmarke entwickelt, die auf moderne Gäste der Zukunft ausgelegt ist, auf die sogenannte Generation Y, geboren zwischen 1980 bis Mitte der Neunziger, auch Millennials genannt. Die stehen mittlerweile im Berufsleben und wollen als Gäste anders angesprochen werden als ihre Eltern, die oft noch zu den Babyboomern beziehungsweise der Generation X gehören. Als technikaffin, unkonventionell und designbewusst gilt die neue Klientel, die sich weniger nach Geld sortiert, sondern nach Lebensstil. Die ersten Vib-Hotels werden derzeit gebaut und voraussichtlich Ende des Jahres an den Start gehen.

Virtuelle Gastgeberin Jen: Auch die asiatische Hotelgruppe Shangri-La hat für Millennials mit Jen eine neue Marke entwickelt. Einfachheit und Effizienz stehen im Vordergrund der insgesamt zehn geplanten Häuser, die überwiegend in Asien die alte Shangri-La-Marke Traders ersetzen werden. Namensgeberin ist die virtuelle Gastgeberin Jen, die die Gäste wie alte Freunde begrüsst. Und diese Freunde werden dann nicht unpersönlich an der Rezeption eingecheckt, sondern an frei stehenden Tischen. Und das sind die Annehmlichkeiten für die Y-Generation: Unkomplizierter und schneller Check-In via Tablet, sicheres WLAN ohne Unterbrechungen und mobile Ladestationen für alle gängigen Gerätetypen, preisgünstige Wäscheservicepauschale, kostenloser digitaler Press-Reader mit Zugriff auf rund 2700 lokale, regionale und internationale Zeitungen und Zeitschriften, Insidertipps des Personals für die Gäste, um authentische Eindrücke der Gegend rund um das Hotel zu erhalten.

Eine App statt einen Schlüssel

Testlauf für Jaz: Bei Steigenberger Hotels heisst die neue Marke Jaz. Das erste Haus eröffnet im Oktober in Amsterdam als Teststation für alles Digitale: das Reservieren, den Check-In, das Öffnen der Zimmertür, Roomservice-Bestellungen, Safe-Nutzung, Bezahlung, Beantwortung der Gästebefragung. Ist der Testlauf erfolgreich, werden die Services auf alle Häuser der Steigenberger Hotel Group übertragen.

Sesam öffne Dich für Bonusmitglieder: Bereits Einzug gehalten hat die digitale Zimmeröffnung beim Branchenriesen Starwood Hotels & Resorts. Seine sogenannte SPG Keyless-App ist den Mitgliedern des Bonusprogramms vorbehalten und steht neuerdings nicht nur für Smartphone und Tablets zur Verfügung, sondern auch für die Apple Watch. Die Starwood-Variante funktioniert keyless, also schlüssellos, und ersetzt die Zimmerkarte. Mehr als 100 Hotels der Marken W Hotels, Element Hotels und Aloft Hotels sind derzeit mit dem schlüssellosen System ausgestattet. Angefangen vom mobilen Check-In über das Öffnen der Zimmertür bis hin zur Bereitstellung von Informationen wie Hoteladresse, Zimmernummer, Reservierungsnummer, Wegbeschreibungen sowie SPG-Kontoinformationen — mit einem einzigen Blick können Gäste jetzt direkt darauf zugreifen.