Travel Tech

Gute Note für die interessante Reposting-Strategie

Caroline Brinkhoff

Caroline Brinkhoff, Beraterin bei der Agentur The Relevent Collective, hat die Aktivitäten der zehn Reisefirmen auf Instagram analysiert und benotet – sie kennt die Chancen dieses Kanals.

Instagram ist für viele Reiseanbieter noch immer ein neuer Kanal. Trotzdem gilt es zu überlegen, ob auch dieser sehr bildlastige Kanal bespielt werden soll. Die acht geprüften Instagram-Auftritte (Bentour Reisen und Helvetic Airways sind nicht präsent) sind sehr unterschiedlich in ihrer Professionalität und bei Look & Feel. Die beiden grossen Player Swiss International Air Lines (flyswiss) und Schweiz Tourismus (myswitzerland) setzen im Quervergleich die Messlatte hoch.

Was braucht es, damit die Instagram-Präsenz attraktiv wird? Welche Strategie soll das Unternehmen verfolgen?

flyswiss

Die Swiss verfolgt auf ihrem Instagram-Account eine spannende Strategie: Jeden Monat übernimmt ein anderes Crew-Mitglied (von der Flight Attendant bis zum Piloten) den Instagram-Account und postet Fotos aus eigener Perspektive. Das Resultat: Tolle “behind the scenes”-Momente und -Impressionen, die man sonst als Passagier nicht zu sehen bekommt. Die Bilder sind sehr persönlich, vom Koffer packen des Crew-Mitglieds bis zum Essen in fernen Ländern – sie wecken die Reiselust ungemein! Zusätzlich werden viele Bilder zu aktuellen Events hochgeladen (zum Beispiel die Schweizer Nati auf dem Weg an die Fussball-EM in Frankreich). Gepostet wird täglich, teils sogar mehrmals und aus verschiedenen Perspektiven. Die Kampangen werden crossmedial geführt, so wird zum Beispiel auf Instagram ein Wettbewerb angeteasert, der die User auf die Microsite der Kampagne transferiert. Zudem nutzen sie sehr viele Hashtags, wodurch die Reichweite zusätzlich vergrössert wird. Bewertung: 5 von 5 (emotionaler, spannender Account, dem man gleich folgen möchte)

myswitzerland

Schweiz Tourismus postet einmal wöchentlich,verhältnismässig selten, aber die Bildsprache ist passend und wunderschön. Die hochwertigen Fotografien sehen nach “National Geographic” aus, sind aber ausschliesslich User Generated Content: Jede Woche wird ein Foto repostet, welches durch den User mit dem Hasthag #myswitzerland versehen wurde. Dadurch ensteht beim Social Media Team kaum Aufwand, die Bildrecherche ist die Hauptarbeit. Sie gewinnen neue Follower durch die hohe Fotoqualität und die inspirierenden Orte für Trips durch die Schweiz. Die User taggen einander mit Kommentaren wie “we should go there!”; so nimmt die Reichweite nach und nach zu. Leider lässt die Beschreibung der Fotos manchmal noch zu wünschen übrig; man weiss nicht immer, wo das Foto aufgenommen wurde. Da sehen wir noch Verbesserungsbedarf, damit man die Wunschorte dann auch wirklich besuchen kann. Bewertung: 4 (interessante Reposting-Strategie)

movenpickhotels

Die Mövenpick Hotels präsentieren auf dem Instagram-Channel ihre Services und Restaurants, aber ohne einen Blick hinter die Kulissen. Eine Zeit lang wurde oft mit “Cowbassador Moe” gepostet, ihrem Maskottchen. Neue Fotos werden drei bis vier Mal pro Woche hochgeladen, jedoch unregelmässig. Eine Strategie oder Struktur ist bei diesem Account nicht ersichtlich, auch die Qualität der Fotos ist nicht immer optimal. Unsere Empfehlung wäre eine Struktur reinzubringen; zum Beispiel jeden Monat Fotos aus einem anderen Land oder auch einmal Fotos aus Sicht eines Kochs, eines Zimmermädchens oder der Receptionistin. So könnte das Unternehmen Mehrwert in ihren Content bringen. Zusätzliche regelmässige Reposts von User-Fotos würden die Reichweite erhöhen. Bewertung: 2

hotelplan_ch

Bei Hotelplan wird deutlich: Der Instagram-Kanal dient dazu, den Blog zu promoten. Für neue Blogposts gibts es jeden zweiten bis dritten Tag ein neues Foto auf Insta mit Link zum Blog (Kommentar: Link in Bio). In den Fotos ist kein added Value ersichtlich. Sie wirken etwas austauschbar und teilweise wie Stockfotos, wenn auch sehr hübsch. Die wenigen Kommentare unter den Fotos deuten darauf hin, dass der Content keine Emotionen auslöst. Unsere Empfehlung: Unbedingt persönlicher werden und die Geschichten der Autoren der Blogposts zeigen. Bewertung: 3 (schöne Bildwelt)

kuoni_reisen

Bucht man Kuoni, erlebt man perfekte Luxusferien. Dies sagt zumindest deren Instagram-Bildwelt. Im Schnitt zweimal pro Woche erscheinen neue Fotos und inspirierende Quotes, die Lust auf Ferien machen. Zu Beginn wurde mit #reisedeinentraum eine Filmcrew begleitet, doch dies wurde nicht weiter verfolgt. Was uns hier fehlt ist die Konsistenz; es gibt immer wieder Phasen von Reposting, Phasen von Random Content, dann persönliche Posts. Oft werden die Fotos einer Handvoll Insta-Bloggerinnen repostet. Bewertung: 3 (luxuriöse Fotos)

tuisuisse

Bei TUI wird im Vergleich zur Anzahl Follower schon ziemlich fleissig gepostet: Rund viermal die Woche. Ähnlich wie bei Hotelplan möchten sie die User auf ihren Blog transferieren. Speziell sind die Quotes auf den Fotos, die inspirieren möchten. Der Grundgedanke gefällt, jedoch stellen wir uns einige Fragen: Wo wurden die Bilder aufgenommen? Die Geschichte dazu fehlt uns, weshalb diese wie Stockfotos wirken. Warum stimmen die Quotes oft nicht mit den Bildern überein? In Bildsprache und Bildbeschrieb kann man noch einiges verbessern, da gibt es noch Raum nach oben. Bewertung: 2 (von 5)

globetrotter_schweiz

Die Globetrotter haben eine gute Voraussetzung für Instagram: Ihr Reisen und ihr Auftritt sind emotional und authentisch. So kommen sie auch auf diesem Kanal rüber. Sie bieten einen tollen Mix aus Natur, Menschen, wunderschönen, authentischen Fotos und Reposts von User Content. Zu jedem Foto gibt es eine Story, die den User mitreisen lässt. Nicht alle Fotos sind Instagram-tauglich, aber sie bieten einen guten Einblick in die Globetrotter-Welt. Was auffällt: Auf der Website gibt es keinen Link zum Instagram-Profil. Würde dies ergänzt, könnte die Instagram-Präsenz bestimmt schneller wachsen. Bewertung: 4 (authentische Bildwelt)

knechtreisen

Knecht Reisen steckt bei Instagram noch in den Kinderschuhen: Erst vor 23 Wochen wurde das Profil erstellt und die ersten Fotos gepostet. Das letzte Bild ist fünf Wochen alt, was zeigt, dass der Account noch im Aufbau ist und keine Strategie dahinter ist. Uns fehlen die Stories zu den Fotos und einen Connect, denn oft sind es Fotos von willkürlichen Orten irgendwo auf der Welt. Man weiss nicht wer postet und wo genau die Bilder aufgenommen wurden. Auch auf der Website lässt sich kein Link zum Instagram-Profil finden. Bewertung: 2 (von 5)

Was macht eine attraktive Instagram-Präsenz aus?

Die User möchten heute vor allem eines: Authentizität. Es ist zentral, dass der Account eines Unternehmens echt wirkt und Content bietet, den man sonst nicht in deren Werbung findet. Wir sprechen immer wieder von “added Value”, also der Content muss einen Mehrwert bieten, dem User einen Grund geben, dem Profil zu folgen. Die Fotos und Videos sollen einen Einblick in den Arbeitsalltag der Mitarbeiter zeigen (siehe flyswiss) und Emotionen wecken. Die Beschreibung zu jedem Bild muss unbedingt genutzt werden: Mit einem catchy Text und sinnvollen Hashtags. Bild und Text müssen zwingend zusammenpassen. Seid emotional und mutig! Zeigt, was euch selbst als User auch interessieren würde!

Wichtig ist auch die gezielte Integration von Instagram in die Social Media Strategie overall. Hier wieder am Beispiel von Swiss: Kampagnen Kanal-übergreifend führen und die User von einem zum  anderen Kanal transferieren. Als Unternehmen muss man festlegen: Wen möchten wir ansprechen? Was möchten wir erreichen? Was sind unsere langfristigen qualitativen und quantitativen Ziele?

Zu guter Letzt hilft ein Redaktionsplan und eine Struktur, die eine Kontinuität festlegt und hilft, die langfristigen Ziele zu verfolgen. Dazu benötigt es anfänglich einiges an Aufwand, macht das regelmässige Posting anschliessend aber umso leichter.

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