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Stephan Frei, Geschäftsführer von Reisebüro Mittelthurgau: «Wir sind bis heute nah an unseren Kundinnen und Kunden geblieben. Das betrachte ich als extrem wichtig.» Bild: zVg

Sponsored «Potenzial gibt es immer – allerdings orten wir es eher im Wie als im Wo»

Stephan Frei, der Geschäftsführer von Reisebüro Mittelthurgau, äussert sich zum Traditions-Unternehmen und dazu, was dessen Erfolg ausmacht.

Herr Frei, wie lange sind Sie nun schon an der Spitze von Reisebüro Mittelthurgau und wie sind Sie überhaupt in diese Position hineingewachsen?

Ich ging an Bord, als die Twerenbold Reisen Gruppe das Reisebüro Mittelthurgau im Jahr 2002 übernahm. Damals startete ich mit drei Mitarbeitenden. Ausser dem Markennamen war nicht viel da. Aber Twerenbold war bereit, in die Marke zu investieren. Ich fand es faszinierend, bei fast Null anzufangen und wusste, dass da viel Potenzial im Schweizer Schiffsreisen-Segment ist. Ich hatte alle Freiheiten, meine Ideen umzusetzen – das meiste funktionierte. Ein Schlüsselmoment war sicher, als wir mitten in der Wirtschaftskrise in ein eigenes Schiff investierten. Man hielt uns damals für verrückt. Letztlich brachten wir mit diesem ersten Excellence-Schiff quasi den Schweizer Qualitätsstandard auf die europäischen Flüsse. Meine Vision dabei war: Excellence sollte wie die Swissair operieren, allerdings rentabel. Das haben wir weiterverfolgt. Heute, 12 Jahre später, können wir sagen: Excellence ist eine Erfolgsgeschichte. Daneben haben wir uns als Touroperator für weltweite Hochsee-Kreuzfahrten etabliert, vor allem im Bereich Gruppenkreuzfahrten, begleitet von unseren  Reiseleitern.

Erzählen Sie uns kurz etwas zur Geschichte des Unternehmens.

Unser Unternehmen gehört zu den ältesten Reiseunternehmen der Schweiz, ich glaube, es ist sogar das älteste der Schweiz. Der Beginn war eine Kutsche und sechs Pferde von Jakob Twerenbold, der in Ennetbaden 1895 eine Fuhrhalterei gründete. Es waren in all den Jahren viele kreative und mutige Macher am Werk. Ich denke, das hat sich bis heute nicht geändert.

Was ist Ihr persönliches Credo als Firmenmanager?

Faires und verantwortungsvolles Agieren halte ich für die Basis. Gegenüber Mitarbeitenden, Partnern und Kunden. Diese Haltung trägt langfristig. Bei unseren Mitarbeitenden ist mir wichtig, in allen Funktionen das unternehmerische und kundenorientierte Denken und Handeln zu fördern und mich dafür einzusetzen, dass die Arbeit bei uns als sinnstiftend erlebt wird, in einer wertschätzenden Kultur mit ehrlichem Feedback. Ich bin stolz sagen zu können, dass wir uns als Team voll und ganz mit unserem Produkt und mit unserem Unternehmen identifizieren.

Was fasziniert Sie persönlich am Geschäft mit (Fluss-) Kreuzfahrten?

Unternehmerisch gesehen, sehe ich weiterhin grosses Potenzial in diesem Segment. Schiffsreisen, vor allem Flussreisen sind spannend und entspannend zugleich. Ich entdecke immer wieder Möglichkeiten, das Produkt zu verbessern, es mit innovativen Ideen und spürbarem Kunden-Erlebniswert anzureichern. Dies mit Mitarbeitenden und Partnern zu diskutieren und umzusetzen macht Freude. Persönlich bin ich auch begeisterter Kreuzfahrer. Der Blick von der Reling aufs grosse Blau ist für mich so erholsam und reizvoll wie seit eh und je.

«Excellence sollte wie die Swissair operieren, allerdings rentabel.»

Reisebüro Mittelthurgau fügt immer wieder neue Schiffe zur Excellence-Flotte. Warum dieser enorme Expansionskurs?

Flussreisen haben Zukunft, davon sind wir überzeugt. Wir können auf einen treuen Kundenstamm zählen und die demografische Entwicklung spielt uns in die Karten, klar. Aber unser bestes Argument ist gelebte Qualität. Mit unseren Excellence-Flussreisen haben wir die ganze Dienstleistungskette in der eigenen Hand: mit unserer Familienreederei Swiss Excellence River Cruise, mit uns als Touroperator und mit Twerenbold, die unsere An- und Rückreisen plus die Transfers von und zum Hafen sicherstellen.

Apropos demografische Entwicklung. Profitieren Sie, weil die Klientel älter und wohlhabender wird?

Das ist die eine Seite der Medaille. Aber die Klientel wird auch gebildeter und anspruchsvoller. Und genau das nehmen wir als Herausforderung und Chance an. Wir schaffen es in den letzten Jahren, immer neue Kundenkreise für unsere Flussreisen zu begeistern. Ich denke, das haben wir vor allem durch unsere Themenreisen bewirkt. Wir haben schon vor zehn Jahren begonnen, Spezial-Flussreisen für Gourmet-Freunde, Wanderer und Velofahrer anzubieten. Kurz darauf kamen die Themen Golf, Musik und Naturentdeckungen dazu. Am Anfang mussten wir um jeden Kunden kämpfen, heute haben wir eines der grössten Angebote an Fluss-Themenreisen in Europa. Es hat sich gelohnt, in dieses Segment Zeit und Geld zu investieren. Das hat uns Kundinnen und Kunden beschert, die ab 35 Jahre alt sind und die sagen: Flussreisen sind eine super Reiseformel – keine Kofferpackerei, ein schönes «Hotel» mit vorzüglicher Küche und jeden Tag ein anderes Reiseziel.

Welches sind die wichtigsten Fahrgebiete Ihrer Schiffe? Und wo sehen Sie diesbezüglich noch Potenzial?

Die Donau und der Rhein sind die beiden grossen Flüsse, die Klassiker. Die Zuflüsse Mosel und Main sind ebenfalls etablierte und nachgefragte Strecken, so wie die Seine und Rhône/Saône in Frankreich oder der Douro in Portugal. Wir kreuzen aber, insbesondere mit unseren beiden kleineren Schiffen, in Fahrtgebieten, wo unsere Gäste tagelang kein anderes Flussschiff sehen. Zum Beispiel in Flandern, an der französischen Mosel, an Saar und Neckar, in Friesland oder der Ostsee. Unsere Gäste schätzen diese Routen sehr. In Russland haben wir das Glück, dass wir das wohl schönste und komfortabelste Schiff des Landes haben. Mit der Excellence Katharina kreuzen wir zwischen Moskau und St. Petersburg und bis ins Wolgadelta nach Astrachan am Kaspischen Meer. Da geniessen unsere Gäste Sommer bis Ende Oktober. In Europa wie auch in Übersee bieten wir alle attraktiven Routen an. Potenzial gibt es immer – allerdings orten wir es eher im Wie als im Wo.

Was heisst das?

Wir richten den Fokus nicht nur darauf, neue Routen anzubieten. Vielmehr möchten wir bestehende Routen neu, auf andere Art entdecken. Das entspricht meiner Meinung nach viel eher dem Bedürfnis der Kunden. Wir bieten also nicht nur die klassische Stadtführung an, sondern bringen unseren Gästen die Destinationen auf neue Art nah.

Zum Beispiel?

Beispiele könnte ich an all unseren Routen und Flüssen nennen. Im Burgund besuchen wir zum Beispiel einen kleinen regionalen Markt, wohin sich kaum ein Tourist verirrt, den es aber seit 750 Jahren gibt. Dort können unsere Gäste sich einfach ein wenig umsehen, die Atmosphäre auf sich wirken lassen oder sich unserem lokalen Kulturführer anschliessen und dann ein frisches, knusprig-gebratenes Bresse-Huhn auf dem Pappteller mit einem Glas weissem Burgunder geniessen. Wir glauben an die feinen und vor allem authentischen Erlebnisse.

«Am Anfang mussten wir um jeden Kunden kämpfen, heute haben wir eines der grössten Angebote an Fluss-Themenreisen in Europa.»

Das wird wahrscheinlich besser in Erinnerung bleiben als die Stadtrundfahrt.

Ja. Auf unseren Excellence-Flussreisen ist ja eine überschaubare Zahl an Passagieren unterwegs. Da haben wir ganz andere Möglichkeiten in Bezug auf die Exkursionen. Wir möchten stärker als bisher die Begegnung von Mensch zu Mensch in den Fokus stellen. Auch hier entdecken wir ein Kundenbedürfnis. Nehmen wir die Donau als Beispiel. Hier reisen wir mit unseren Gästen durch acht Länder. Wie können wir den Gästen die Kultur der Regionen am besten nahebringen? Indem wir Sie von der Kathedrale zum Marktplatz, dann zum Kriegsmonument bringen? Ja. Aber wenn eine Person, die mit der Destination stark verbunden ist, ihre persönliche Geschichte zum Land erzählt, ist das vielleicht noch viel interessanter. Darum nehmen wir auf der Excellence Princess beispielsweise einen «literarischen Matrosen» an Bord. Catalin Florescu ist ein Zürcher Schriftsteller, der seine Wurzeln in Rumänien hat und unseren Gästen an Bord über sein Geburtsland, seine eindrucksvolle Kindheit und sein Leben als Schriftsteller erzählt. Es geht auch darum, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Klingt ziemlich aufwendig für Produktmanagement und Touroperating.

Das ist es auch. Aber es orientiert sich nach unserer Überzeugung am Wunsch der Kunden. Ausserdem haben wir gute kreative Leute, die das umsetzen können.

Wie lautet eigentlich die Firmenphilosophie von Reisebüro Mittelthurgau bzw. Twerenbold?

Die Werte unseres fast 125 Jahre alten Familienunternehmens sind konsequent auf die Kunden ausgerichtet. Andererseits sehen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Basis des Ganzen – ihre Arbeit ist entscheidend dafür, ob wir Erfolg haben oder nicht. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, wo Ideen entstehen können, wo mutig Entscheidungen getroffen werden und wo sowohl unternehmerisches wie auch verantwortungsvolles Handeln selbstverständlich ist.  

Lässt sich daraus auch das Erfolgsgeheimnis von Reisebüro Mittelthurgau ableiten?

Unsere Stärke ist sicher, dass wir beweglich sind. Von der Idee bis zur Umsetzung ist der Weg kurz. Aber das wichtigste ist: Wir sind bis heute nah an unseren Kundinnen und Kunden geblieben. Das betrachte ich als extrem wichtig. Die Bedürfnisse der Kunden ändern sich so schnell, da muss man im Gespräch bleiben. Da reicht Marktforschung allein nicht, um ein perfektes Produkt auf den Markt zu bringen und es dann auch noch kundengerecht zu vertreiben.


(Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Reisebüro Mittelthurgau – Die Schiffsreisenmacher)

(TN)