Destinationen

The Church Hole in St. Enodoc. Bilder: Stuart Morley

Cornwall: Linksgolf auf die sanfte Tour

Die Region in Englands Süden ist die angenehme Alternative zu Irland und Schottland. Auch hier gibt es spektakuläre Linksgolf-Plätze. Cornwall besticht mit mildem Klima, altem Herrenhaus-Charme und pittoresken Dörfern.

Dies ist das Land von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde, das Land der Legenden und Sagen. Eine Gegend, an deren Küste sich einst die Schmuggler in kleinen Buchten trafen. Eine Region, die so lange viel mehr von den Kelten und den Bretonen beeinflusst wurde als von den Angelsachsen. Cornwall ist mystisch, verzaubert – auch wenn es im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren vor allem durch unzählige Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen an Bekanntheit gewonnen hat. In all diesen Kitsch- und Tratsch-Dramen, die uns da über den Bildschirm erreichen, wird das Cornwall der Herrenhäuser vorgeführt, der Adeligen und ihrer Bediensteten, der Rosengärten und wildromantischen Landschaften.

Von Cornwall als Gegend der Golfplätze ist selten die Rede. Wer über die Top-Plätze der britischen Inseln spricht, schwärmt von Schottland und Nordirland, berichtet von stürmischen Winden, riesigen Dünen und British-Open-Schauplätzen. Cornwall ist anders und doch eine erstklassige Golfdestination. Es ist milder und weicher als Nordirland, nicht so dramatisch wie Teile von Schottland und als Golfziel bei weitem nicht so berühmt wie Destinationen namens St. Andrews. 

Vielleicht sollten wir Cornwall also als Destination für all jene deklarieren, die Linksgolf auf die sanftere Tour suchen in einem etwas milderen Klima, in einer bildhübschen Landschaft, das Ganze garniert mit bezaubernden Stränden, erstklassigen Restaurants, pittoresken Orten und dem einen oder anderen Herrenhaus. Golf zu entdecken gibt es jedenfalls in Hülle und Fülle. Erstklassige Plätze hat die Region reichlich zu bieten. Der St. Enodoc Golf Club, der Trevose Golf & Country Club, Royal North Devon und St. Mellion sind die Namen, die Kenner der Gegend sofort nennen.

Gedicht über ein Birdie

Im Trevose Golf & Country Club fügen sich die Attraktionen der Region zusammen. Spektakuläre Klippen direkt an der Steilküste bekommt man hier ebenso zu Gesicht wie goldbraune Strände, an denen die Wellen an stürmischen Tagen an Land krachen. Hier soll der Sage nach König Arthur auf Merlin getroffen sein – ein klein wenig von solcherlei Mystik kann einer Golfrunde ja nicht schaden. Am vierten Grün jedenfalls ist der Blick atemberaubend. Linksgolf vom Feinsten erlebt der Golfer hier, auch deshalb, weil der Platz je nach Windstärke und -richtung laufend seinen Charakter ändert. 

Von hier aus ist es nur eine kurze Fahrt bis nach St. Enodoc – jenem Platz, der den Poeten Sir John Betjeman veranlasste, ein Gedicht über ein Birdie zu verfassen. Wer am ersten Tee steht, weiss, warum. St. Enodoc vermittelt wie Trevose, der längere der beiden Kurse, dieses Gefühl von unverfälschtem Linksgolf.

Jedes Loch ist anders, von der Landschaft vorgegeben. Kleine Hügelchen und Mulden auf den Fairways ergänzen sich mit riesigen Sanddünen zu einem individuellen Spielerlebnis. Der eine oder andere blinde Schlag ist Teil des Gesamterlebnisses. Die Grüns sind knallhart und rasend schnell. Bläst der Wind obendrein, wird ein Zwei-Meter-Putt oftmals zum Vabanque-Spiel. Am sechsten Loch steht der Golfer vor den Himalayas, einer riesigen Sanddüne, die ein wenig an den berühmten schottischen Platz von Prestwick erinnert.

Der deutlich anspruchsvollere der beiden Plätze von St. Enodoc ist der Church Course. Ein kleines, halb versunkenes Kirchlein ganz am Ende des Platzes hat ihm seinen Namen gegeben. Wer sich auf die Anhöhe dahinter stellt, hat einen offenen Blick auf die grauen Steinmauern, die Gräber am Friedhof, das Grün des Golfplatzes sowie Strand und Meer dahinter. An schönen Tagen leuchtet es tiefblau.

Das hat durchaus Romantik – kein Wunder, dass sich die Filmcrews in dieser Gegend in Scharen einfinden. Am Schauplatz Prideaux Place, einem kleinen Schlösschen, hat man schon 16 Filme gedreht. Es ist ein Herrenhaus aus dem Jahre 1592, voll von uralten Bildern. Historie auf Schritt und Tritt. Auf dem Parkplatz davor stehen die Busse mit Touristen, die auf Rosamunde Pilchers Spuren wandern. Das ist dann eher nicht mehr romantisch, weshalb man sich besser in seinen Mietwagen setzt und den nächsten Golfplatz ansteuert.

Das Augusta von Cornwall

St. Mellion zum Beispiel, jene 36-Löcher-Anlage, die sich als Inlands-Platz so deutlich von den zwei Klassikern St. Enodoc und Trevose abhebt. Nicht weit von Plymouth entfernt, hat das Resort vor allem durch seinen Jack-Nicklaus-Kurs eine gewisse Berühmtheit erlangt, nachdem es bereits als Schauplatz der Benson & Hedges International Open diente.

Der Parkland-Platz ist ein echter Test auch für den guten Golfer. Die Grüns sind gut verteidigt; wer die Fairways verpasst, wird hart bestraft. Wer das leichtere Spielerlebnis sucht, ist sicherlich auf dem benachbarten Old Course besser aufgehoben. „Das Augusta von Cornwall“, wie man den Nicklaus-Platz oft nennt, macht vom Schwierigkeitsgrad her seinem Namen alle Ehre. Die Umgebung des Platzes allerdings ist in St. Mellion um ein Vielfaches schöner als jene im echten Augusta. Statt Autolärm und hässlicher Flachbauten findet sich hier die klassisch schöne Landschaft von Cornwall. Die Hügel rollen schier endlos dahin. Das eine oder andere Schaf trottet dahin. Die Bäume sind knorrig und wirken unbeugsam. So sehen perfekte Filmkulissen aus. 

Die besten Adressen in Cornwall

Die Region Cornwall zählt an die 40 Golfplätze. Der bekannteste Verbund sind die sogenannten AtlantikLinks (www.atlantic-links.co.uk), zu denen auch St. Enodoc und Trevose zählen. Die Erreichbarkeit ist ausgesprochen gut. Der Flughafen Bristol wird von Genf aus mit Easyjet direkt angeflogen, ansonsten muss man umsteigen oder über London fliegen.  Von dort aus muss man bis nach Cornwall aber mit mindestens drei Stunden Fahrtzeit rechnen. 

Wer auf den Plätzen individuelle Startzeiten arrangieren will, sollte bedenken, dass viele Clubs speziell an den Wochenenden Mitgliedern vorbehalten sind. Klären Sie Ihre Startzeiten also vorab. Auch die Nachfrage nach Handicap-Nachweisen kann vorkommen. Bei den Damen sind 36 üblich, bei Männern oftmals 28. Entscheidend ist aber vor allem, dass man sich dem durchaus flotten britischen Spieltempo anpasst. 

St. Mellion Hotel & Country Club

Das Vier-Sterne-Haus ist ein modernes Resort. Wer typischen Herrenhaus-Charme sucht, ist hier zweifellos am falschen Ort. Der angeschlossene Nicklaus-Platz ist aber erstklassig. Und: Das Resort bietet unschlagbare Package-Preise, die in der Nebensaison bei 104 Pfund pro Person für Unlimited Golf beginnen. 

Nicklaus Course, Kernow Course und Short Course

Der Nicklaus Course war der erste Platz, den Jack Nicklaus persönlich in Europa designte. Erstklassiges Design und sehr anspruchsvoll. Der Kernow Course ist eine nette Abrundung. www.st-mellion.co.uk

St. Enodoc Golf Club

Church Course und Holwell Course: Der Church Course zählt laut der US-Zeitschrift Golf Digest zu den 100 besten Plätzen der Welt. Das Greenfee von 75 Pfund (Montag bis Freitag) im Sommer ist dafür relativ gemässigt.

(SW)