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Multikulti-Festung am Indischen Ozean

Das koloniale Fort Galle am Südwestzipfel Sri Lankas bietet Besuchern die Gelegenheit, auf den Spuren von Portugiesen, Holländern und Briten zu wandeln.

Wer über die zweieinhalb Kilometer langen Festungswälle des Galle Forts schreitet, wird nicht verstehen, wie die Holländer es den Portugiesen 1640 nach nur vier Tagen Belagerung abnehmen konnten. Die Portugiesen waren dort bereits 1505 gelandet und befestigten das Fort bis zum Ende des Jahrhunderts, weil König Raja Sinha I. sie aus der heutigen Hauptstadt Colombo vertrieben hatte. Mit zwölf Schiffen und 2000 Mann eroberte Kommandant Jacob Koster von der Vereinigten Niederländischen Ostindienkompanie (VOC) Galle. Dessen ins Landesinnere gerichtete Schanzen aus Lehm und Palmenstämmen boten gegen die Attacke der Holländer vom Meer aus keinen wirksamen Schutz.

Diese zogen Konsequenzen und errichteten 116 Kilometer südlich von Colombo das heutige Fort, das die Unesco 1988 zum Weltkulturerbe erklärte. Galle war Sitz des VOC-Gouverneurs und nach Batavia, dem heutigen Jakarta, zweitwichtigster Hafen der holländischen Kolonien. Bereits Araber, darunter der grausame Bagdad Harun al Raschid, Chinesen, Griechen, Inder, Malaien, Perser und Römer hatten dort zuvor Handel getrieben.

Der Strand unter dem Leuchtturm

Ein Bummel durch die Gassen innerhalb der trutzigen Wälle des Galle Forts ist ein Vergnügen. Die meist kleinen zweistöckigen Häuser mit den überdachten Balkons haben ihren kolonialen Charme bewahrt. Viele überstanden sogar den Tsunami von 2004, der Galle schwer beschädigte und in der Stadt fast 4000 Todesopfer forderte. Von den Verwüstungen ist heute kaum noch etwas zu sehen. Wo immer möglich, wurde die alte Bausubstanz behutsam saniert oder im portugiesisch-niederländischen Stil ersetzt. Mit Erfolg: Die knapp 400 Häuser im Fort sind bei Ausländern als Zweitwohnsitze so begehrt, dass die Grundstückspreise mittlerweile europäisches Niveau erreichen.

Die Altstadtgeschäfte sind vielfach winzig, glänzen aber mit einer breiten Angebotspalette. Das Spektrum reicht von Schnitzereien, Kunsthandwerk über hochwertige Designartikel für die Innendekoration, Batik und andere Kleidung bis zu Ayurvedabedarf. Hinzu kommen auffallend viele Galerien, Antiquitäten- und Edelsteinläden im historischen Fort, das Besucher aus aller Welt wie ein Magnet anzieht.

Aus der Altstadt sind es nur ein paar Schritte zum hübschen Strand unter Sri Lankas ältestem Leuchtturm Pointe de Galle. Ursprünglich hatten die Briten den oft fotografierten Turm 1848 gebaut. Kampflos, per Vertrag, übernahmen sie 1796 den niederländischen Besitz im damaligen Ceylon. Die Briten freuten sich über den hervorragenden Zustand des Galle Forts, das unter den Holländern niemals belagert worden war. Weil ein Brand 1934 den Leuchtturm zerstörte, wurde er 1939 zwei Meter höher neu errichtet.

Restaurants mit Aussicht

Von oben fällt der Blick auf eine schneeweisse Kirche, die keine ist: In Galle leben zahlreiche Moslems, deren Anteil an Sri Lankas Bevölkerung knapp zehn Prozent ausmacht. Viele von ihnen engagieren sich traditionell als Edelsteinschleifer und Juweliere im alten Fort. Tatsächlich handelt es sich bei der 1904 im holländisch-portugiesischen Stil gebauten Kirche um die Meera-Moschee.

An ihr, Bäumen mit grosser grüner Krone und den Auslagen eines Hutverkäufers vorbei, führt der Weg über die Festungswälle zum "Flag Rock", den die Holländer "Vlagge Klip" nannten. Von dort aus wurden Schiffe früher mit Flaggensignalen, vorbei an im Meer verborgenen Felsen, in Galles Hafen gelotst. Auf der Triton-Bastion nebenan betrieben die Niederländer eine Windmühle als Meerwasserpumpe zum Befeuchten der Strassen im Fort.

Sehenswert ist ferner der Court Square in der 36 Hektar grossen Festung, wo riesige alte Bäume dem Obersten Gericht von Sri Lankas Südprovinz Schatten spenden. Ebenso wie das Holländische Hospital an der Hospital Street ist es ein Schmuckstück kolonialer Architektur im Welterbe. Das alte Krankenhaus mit den Arkaden wurde luxussaniert und dient nun als Einkaufszentrum. Im ersten Stock locken Restaurants mit Aussicht über die Festungsmauern und den Strand auf den Indischen Ozean.

(SRT)