Tourismuswelt

Ticino Turismo schwärmt heute noch von der Zusammenarbeit mit Chris Burkardt, einem Influencer aus den USA. Bild: Instagram/ChrisBurkardt.

«Viele Influencer legen sich nur ungern fest»

Ticino Turismo, Montafon Tourismus und Luzern Tourismus äussern sich im Rahmen unseres Specials zu ihren Erfahrungen mit Influencern und Bloggern. Sie kennen mittlerweile die Trittbrettfahrer und die kreativen Influencer.

TripAdvisor, Holidaycheck und Bewertungen auf Buchungsplattformen wie Booking etc. haben dazu beigetragen, dass sich heute viele Reiselustige Ferientipps von Privatpersonen, Bloggern und Influencern aus dem Netz holen. «Die Arbeit mit Bloggern und Influencern gehört zum Marketingmix unserer Projektplanung», sagt Jutta Ulrich, Head of Communications bei Ticino Turismo. Ein Blogger berichte auf eine sehr persönliche Weise in seinem Blog über das von ihm Erlebte und gebe ein authentisches Ferienerlebnis wieder.

Sibylle Gerardi, Leiterin Unternehmenskommunikation von Luzern Tourismus sagt ebenso: «Influencer und Blogger sind Meinungsmacher und können als Markenbotschafter gewonnen werden. Wir als Destination profitieren von ihrer Bekanntheit, Akzeptanz und Glaubwürdigkeit.»

Auch Montafon Tourismus setzt auf solche Kooperationen. Medienverantwortliche Martina Zudrell erklärt: «Ein Blogger übernimmt sehr oft die Rolle des persönlich zwar unbekannten, aber dennoch vertrauenswürdigen <Freundes>, der Empfehlungen ausspricht und inspiriert. Ein wichtiger Aspekt aus Marketingsicht ist auch der langfristige Nutzen eines guten Blogartikels im Vergleich zu herkömmlicher Werbung und hat positive Auswirkungen auf die Suchmaschinenoptimierung.»

Nicht nur die Zahlen entscheiden bei der Wahl des passenden Influencers

Ticino Turismo achtet bei der Wahl des richtigen Partners vor allem auf die Qualität der Beiträge, sei es textlich wie auf fotografisch. «Dann schauen wir uns die Zahlen an. Neben der Anzahl der Follower ist auch die Interaktionsrate mit der Community massgeblich. Und nicht zuletzt geht es natürlich darum, ob die Partner die Themen widerspiegeln, die wir nach aussen tragen möchten und somit die Zielgruppen ansprechen, die uns am Herzen liegen» , führt Jutta Ulrich aus.

Viel Zeit für die Auswahl nimmt sich Montafon Tourismus: «Für uns zählen nicht ausschliesslich die kommunizierten Zugriffszahlen. Inhaltliche Ausrichtung des Blogs, Schreibstil, die Qualität der Fotos sowie die Interaktion mit den Fans/Follower fliessen in die Entscheidung mit ein. Ein Kriterium das wir für uns klar definiert haben ist die Notwendigkeit eines Blogs. Um längerfristig von den Inhalten zu profitieren unterstützen wir keine Influencer, die ausschliesslich auf Instagram präsent sind», sagt Martina Zudrell.

Luzern Tourismus lässt sich die Blogger/Influencer häufig von Schweiz Tourismus vorschlagen. «Oft erhalten wir aber von Social Media Influencern auch direkt Anfragen. Im Bereich Influencer Marketing arbeiten wir auch mit einer externen Firma zusammen. Die Anfragen werden sorgfältig geprüft und passend nach Thema (Architektur, Landschaft, Lifestyle, etc.) ausgesucht. Gerade bei Influencern ist dies nicht immer einfach, da häufig noch Erfahrungswerte fehlen», sagt Sibylle Gerardi.

Einige Möchtegern-Influencer schrecken auch vor Fake-Profilen nicht zurück

Ticino Turismo arbeitet schon seit mehreren Jahren mit Influencern und Bloggern zusammen. Die Erfahrungen waren grundsätzlich sehr positiv. Ein grosser Erfolg war die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Influencer Chris Burkhardt vor zwei Jahren. «Unsere Leistungsträger haben uns berichtet, dass Gäste anriefen, die genau das buchen wollten, was Chris Burkhard auf seinen Fotos auf Instagram gezeigt hatte.» Wichtig sei, dass man vor der Zusammenarbeit die Projektvorschläge gut prüfe und abspreche. «Denn was wir feststellen müssen ist, dass es leider viele gibt, die auf das Trittbrett Influencer aufspringen, und auch vor Fake-Profilen nicht zurückschrecken, um an günstige Reisen zu gelangen», sagt Jutta Ulrich.

Auch Luzern Tourismus hat nur selten eine schlechte Erfahrung gemacht. «Es gab aber auch schon kurzfristige Absagen oder es wurden Verträge nicht eingehalten.» Man müsse aber effektiv gut prüfen, ob eine Anfrage seriös sei, sagt Sibylle Gerardi. Jutta Ulrich fügt noch einen weiteren nicht ganz einfachen Punkt an: «Während ein Journalist sich für ein Thema begeistert und mit redaktioneller Freiheit sich diesem Thema widmet, lassen sich viele Influencer nur ungern festlegen und wollen möglichst viel Freiheit während ihres Aufenthalts.» Die Balance zwischen dem gewünschten Marketingerfolg und der Kreativität der Partner sei deshalb nicht immer einfach. «Auch hier gilt es, klar die Ziele des Projekts zu definieren. Und wenn diese zu weit auseinanderliegen, muss man auch einmal dem Partner absagen und nicht nur auf die Followerzahl schauen.»

(LVE)