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Stellt für den Herbst eine mindestens gleich grosse Nachfrage wie für den Sommer fest: Karin Markwalder, Executive Market Manager bei DER Touristik Suisse. Bild: TN

«Aktuell explodiert die Nachfrage – die Leute wollen weg»

Jean-Claude Raemy

Das Badeferiengeschäft zieht aktuell wieder stark an. Wie reagiert ein Grossveranstalter wie DER Touristik Suisse mit den Marken Kuoni und Helvetic Tours darauf? Was ist überhaupt nachgefragt und warum? Karin Markwalder, Executive Market Manager bei DER Touristik Suisse, gibt hierauf Antworten.

Frau Markwalder, die Sommer-Badeferiensaison steht vor der Tür und die Nachfrage zieht auch bei DER Touristik Suisse deutlich an. Wo haben Kuoni und Helvetic Tours ihre Angebotsschwerpunkte gesetzt?

Die Portfolios sind natürlich zwischen diesen Marken unterschiedlich, aber hinsichtlich der Schwerpunkte ist klar, dass auf Ziele gesetzt wurde, die wieder gut zu bereisen sind. Das ist inzwischen wieder bei fast allen Badeferienzielen am Mittelmeer der Fall, und wir sind da auch in allen Ländern mit einem breiten Portfolio und gutem Preis-/Leistungsverhältnis präsent.

Wir achten nicht nur auf Zugänglichkeit oder Infrastruktur - also ob genügend Hotels offen sind - sondern auch darauf, dass die Situation vor Ort möglichst entspannt ist und somit die Ferien ohne all zu viele Restriktionen genossen werden können. Dass es vor Ort analog zur Lage in der Schweiz ist, war aber bislang doch eher selten der Fall, da die Schweiz vergleichsweise wenig restriktiv war. Nun aber setzen sich auch in den Mittelmeerländern immer mehr Lockerungen durch, was uns positiv stimmt.

Wie sieht es denn hinsichtlich der Vorausbuchungen aus?

Der klare Spitzenreiter ist aktuell Griechenland. Das hat einerseits damit zu tun, dass Griechenland schon früh, im letzten Jahr, mit einem Konzept für die Wiedereröffnung an die Öffentlichkeit ging, und andererseits, weil es länger von der Risikoländerliste des BAG weg ist als andere Badeferienziele wie die Türkei oder Zypern. Aber gerade für diese Ziele haben die Buchungen in den letzten Tagen massiv angezogen. Auch die Balearen, insbesondere Mallorca, sind sehr gut nachgefragt.

Wer bucht denn aktuell?

Einerseits spielen die Öffnung der Länder und die Situation vor Ort, vor allem beim Thema Hygienemassnahmen, eine Rolle. Aber auch die Impfung: Ich gehe davon aus, dass aktuell vor allem Personen, welche bereits geimpft sind oder dies bald erledigt haben, bei uns buchen. Wer Kinder hat - welche trotz Impfung der Eltern ja in den meisten Fällen testpflichtig sind, und diese Pflichten sind leider alles andere als einheitlich oder übersichtlich - bucht etwas vorsichtiger, also eher im Herbst.

Schlägt der Herbst den Sommer?

Unsere Herbst-Nachfrage ist mindestens gleich gross wie die Sommer-Nachfrage. Familienferien sind aber schon seit Jahren immer stärker ein Herbstgeschäft geworden. Ich denke, es hat auch damit zu tun, dass doch viele Familien zum Jahresbeginn 2021 Gedanken machten und in sehr vielen Fällen vorsichtshalber einfach mal Sommerferien in der Schweiz reserviert haben. Viele von diesen buchen dafür jetzt, zusätzlich, Herbstferien im Ausland.

«Unsere Herbst-Nachfrage ist mindestens gleich gross wie die Sommer-Nachfrage.»

Bisher war DER Touristik Suisse eher vorsichtig bei der Flugkapazitätsplanung. Wird das so beibehalten?

Wir gingen nicht zu viele Risiken ein, können aber schnell reagieren. Für das nun boomende Herbstgeschäft haben wir bereits Zusatzkapazitäten aufgelegt. Diese sind auch bereits buchbar. Es sind Kontingentsplätze mit der tschechischen Smartwings. Jeweils am Sonntag wird diese nach Heraklion auf Kreta sowie auch nach Rhodos fliegen. Wir sind auch bereits mit diversen Airlines im Gespräch hinsichtlich weiterer Zusatzkapazitäten.

Was ist eigentlich mit anderen Mittelmeerzielen, etwa jenen ausserhalb Europas?

Die Nachfrage für Ägypten ist gut, natürlich vor allem für das Rote Meer und nicht das Mittelmeer, doch die Nachfrage wurde bisher von der Risikoländerliste des BAG gehemmt, auf welcher Ägypten aus nicht klar nachvollziehbaren Gründen bislang steht. Das ändert sich glücklicherweise bald, zumal das Tourismus-Personal in Ägypten jetzt durchgeimpft ist. Wobei Ägypten ja vor allem im Herbst und Winter gebucht wird. Das Preis-/Leistungsverhältnis in Ägypten ist sehr gut. Was Marokko und Tunesien angeht, da sind einerseits die Flugverbindungen eher dürftig, aber auch die Nachfrage ist, trotz Lockerungen, noch sehr zurückhaltend.

Was ist mit den Fernreisezielen?

Da ist ja leider auch viel zugrunde gerichtet worden wegen der Risikoländerliste, natürlich auch wegen Restriktionen vor Ort. Eigentlich ist derzeit nur die Dominikanische Republik wirklich problemlos zu bereisen, und die Nachfrage ist entsprechend gut. Wir rechnen damit, dass nun aber auch von der Liste zuletzt «abgestrafte», davor aber auch stark gebuchte Ziele wie die Malediven, Mexiko, Costa Rica oder eben Ägypten oder die Türkei wieder schnell anziehen werden.

Spüren Sie einen Kompensationsbedarf?

Auf jeden Fall. Die klassische Buchungszeit im Januar/Februar war weitestgehend ruhig, dafür explodiert aktuell die Nachfrage - seit dem Pfingstdienstag hat die Nachfrage massiv angezogen. Die Leute wollen weg.

Im Touroperating bei Kuoni und Helvetic Tours sind inzwischen alle Mitarbeitenden aus der Kurzarbeit herausgenommen worden und die Öffnungszeiten im Service Center wurden wieder ausgeweitet, wir sind jetzt von 09.00 bis 18.00 Uhr erreichbar. Darüber hinaus sind die Reisebüros seit Montag, dem 14. Juni, wieder länger geöffnet: Von Montag bis Freitag von 10-12 und von 13-17 Uhr, am Samstag von 10-13 Uhr. Abweichungen gibt es bei den Reisebüros in Einkaufszentren.

«Für das boomende Herbstgeschäft haben wir bereits Zusatzkapazitäten aufgelegt.»

Sie verkaufen ja primär Pauschalangebote. Eigentlich müssten Reisende doch jetzt fast nur noch auf Pauschalangebote setzen, wegen der damit verbundenen Sicherheiten. Spüren Sie einen Trend hierzu?

Die Nachfrage nach Pauschalreisen steigt wieder. Dies, weil die Möglichkeit leider immer noch recht hoch ist, dass es zu kurzfristigen Änderungen kommt. Da bietet die Pauschalreise zumindest im finanziellen Bereich für den Kunden Sicherheit. Wobei wir bei Kuoni und Helvetic Tours einen «Flex-Tarif» mit guten Konditionen nicht nur bei Buchung von Pauschalreisen, sondern auch bei Buchung von ausgewählten Nur-Hotels bieten. Dieser ist noch bis Ende Juni, mit Abreisen bis Ende Oktober, buchbar. Dieses Angebot wird sehr rege in Anspruch genommen.

Wie war denn zuletzt die Lage hinsichtlich Stornos?

Eigentlich blieb die Lage recht übersichtlich. Im Mai gab es noch ein paar Annullierungen von im Januar gebuchten Reisen. Doch insgesamt verzeichneten wir sehr wenige Stornos, der Aufwand wegen dem Flex-Tarif blieb also recht übersichtlich.

Was bietet ihr auf Seite der Versicherungen?

Im Eigenvertrieb bieten wir zwei Möglichkeiten, ein Versicherungsprodukt von Hanse Merkur sowie bei den Veranstaltern Kuoni und Helvetic Tours auch eine «tailor-made» Corona-Versicherung der Europäischen Reiseversicherung.

Kommen wir noch zum Thema der Angebotsverknappung. Man hört, dass teils Betten bereits wieder knapp werden. Sehen Sie dieses Problem auch und haben Sie hierzu eine Empfehlung abzugeben?

Das ist so - viele Hotels dürfen ihre Kapazitäten wegen der Pandemie noch nicht voll nutzen, weshalb nun bei steigender Nachfrage aus aller Welt die Betten relativ schnell knapp werden. Das spricht klar dafür, dass man jetzt und nicht erst sehr kurzfristig bucht.

Wo wird es denn knapp?

Auf gewissen griechischen Inseln sind die Plätze schon bald weg, etwa auf Santorini. Genügend Platz hat es aktuell noch in der Türkei oder auf Zypern. Wobei: Wir erwarten, dass uns das Thema «Bettenknappheit» vor allem im Herbst beschäftigen wird. Inzwischen ist immerhin einigermassen klar, wann welche Hotels wieder öffnen, was etwas Verlässlichkeit bietet und uns die Planung vereinfacht.

«Verlässlichkeit» ist im Sog der Pandemie ein ganz wichtiges Buchungsargument geworden. Hotels sind das eine, Flüge das andere. Erwarten Sie Verlässlichkeit auf Seiten der Airlines?

Ich sage mal so: Im Mai/Juni war die Situation im Flugbereich noch recht «dynamisch», also mit vielen Fluganpassungen. Es gab halt noch keine riesige Nachfrage, weshalb es oft zu Zusammenlegungen von Flügen, also Vor- oder Nachverlegungen, kam. Das war vor allem bei Edelweiss der Fall, wir sind mit ihnen auch im engsten Austausch hinsichtlich Buchungsständen und Planung. Wir haben wie andere TOs mal unsere Vorausbuchungen für Juli/August kommuniziert, um auch der Airline etwas Sicherheit zu geben hinsichtlich der Planung. Klar, das ist aufwändig, aber die «fliessende Planung» ist bei Airlines mit grossem Portfolio wie eben Edelweiss auch verständlich. Condor hat anders und früh reagiert und den operativen Flugbeginn auf Juli verschoben, bei Chair ist es ähnlich. Alle disponieren sauber und wir arbeiten ja auch nur mit verlässlichen Airlines. Da muss man nicht polemisieren.

Eigentlich ist die Volatilität bei den Airlines ja auch ein Argument pro Veranstalter...

Genau. Man hat einen Vorteil, wenn man über einen Veranstalter bucht. Da hat man Verlässlichkeit und Hilfe. Geht eine Airline Konkurs, was wir nicht hoffen, suchen wir Alternativen und das Geld ist aufgrund des Pauschalreisegesetztes sicher. Dass wir selber Teil des REWE-Konzerns sind, sorgt für weitere Stabilität und Sicherheit.

«Man hat einen Vorteil, wenn man über einen Veranstalter bucht.»

Was sind denn nun Ihre persönlichen Tipps für den Sommer?

Meine Empfehlung ist: Suchen Sie sich in unserem breiten Portfolio mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis das aus, was Sie am meisten anspricht. Buchen Sie möglichst noch mit der Sicherheit des Flex-Tarifs und nehmen Sie unbedingt eine Reiseberatung in Anspruch.

Und wenn wir das doch auf Destinationen oder Angebote herunterbrechen?

Ich selber werde die Türkei bereisen. Und wenn Sie unbedingt einen Geheimtipp hören wollen, sage ich Chalkidiki in Griechenland. Wer es ruhig mag und doch aktiv sein will, sollte vielleicht nach Madeira, wo das Hotel Sentido Galo aus unserem Portfolio besonders empfehlenswert ist. Im Übrigen sind auch Clubferien möglich, etwa in den Anlagen von Aldiana, wo auch ein top Schutzkonzept vorhanden ist.

Aber eben: Das Angebot ist gross und es gibt viele tolle, auch weniger bekannte Orte auch in den vermeintlich bekannten Hotspots am Mittelmeer. Es hat für jeden Geschmack etwas.

Gibt es denn auch Produktneuheiten?

Wir haben bei Kuoni ein neues Angebot für Campingferien, mit Angeboten in Kroatien, Italien, Österreich und mehr. Das ist im Angebot integriert und nicht ein neuer Katalog. Man muss sich das ein wenig wie die Lodges in Afrika vorstellen: Die Zelt-Unterkünfte sind vorhanden und werden nach Gebrauch geputzt, das Angebot ist weitgehend «Glamping» und kann diverse spezielle Bedürfnisse abdecken. Man muss lediglich die Anreise selber erledigen. Wir bieten dies mit einem Supplier an und können tolle Preise bieten - und für Reisebüros ist der Verkauf voll kommissioniert.

Noch etwas zum Preis: Werden Badeferien nun wieder teurer?

Die Hotels haben «still gehalten» und wenig Sonderaktionen lanciert, die Flüge werden tendenziell teurer. Der durchschnittliche Dossierpreis ist gegenüber 2019 gestiegen. Das hat aber auch damit zu tun, dass sich viele Kunden nach der durch die Pandemie eingeschränkten Mobilität nun «schöne Ferien leisten» wollen und dafür offenbar auch Budgets vorhanden sind. In diesem Zusammenhang darf man aber auch nochmals daran erinnern, dass im Preis eben auch Sicherheit inbegriffen ist und sich das Preis-/Leistungsverhältnis allgemein verbessert hat. Und vielerorts haben Sie jetzt auch mehr Platz am Strand.

Abschliessend: Was sind Ihre Erwartungen an das Sommer-Badeferiengeschäft, ganz allgemein gesprochen?

Es wird sicherlich ein Sommer mit schon wieder viel mehr «Normalität» als im Vorjahr. Die BAG-Risikoländerliste hat nun massiv an Relevanz verloren, was die Lage etwas weniger kompliziert macht, weil die «Wellenbewegung» von mal schon und mal nicht quarantänepflichtigen Ländern nun zumindest von Seiten der Schweiz entfällt. Viele Mittelmeerziele haben ihre Aufgaben hinsichtlich Schutzkonzepten gemacht. Man kann also eigentlich zuversichtlich buchen, aber immer noch mit der nötigen Portion Vorsicht und unbedingt mit klarer Abklärung und Beratung durch Reise-Spezialisten.

Die Reiselust der Schweizerinnen und Schweizer schüren wir nun mit unserer Kampagne «Reise Deinen Traum» [siehe nachfolgendes Video, Anm.d.Red.].