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Weniger Wartezeiten, flüssigerer Verkehr, transparente Abrechnung: Die Digitalisierung der Autobahn-Maut bringt etliche Vorteile. Bild: Adobe Stock

Diese Länder setzen auf digitale Mautsysteme

Auf immer mehr europäischen Autobahnen wird eine vollautomatische, appbasierte Gebührenerfassung eingeführt. Für Reisende bedeutet das weniger Wartezeit, aber mehr Planung.

Die Zeiten von Münzsuche, Schrankenstau und klebenden Vignetten neigen sich dem Ende zu: Europa modernisiert seine Mautsysteme. Bulgarien, Norwegen, Schweden, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Tschechien oder Ungarn setzen bereits heute ausschliesslich auf digitale Lösungen. Weitere Staaten ziehen nach – mit weitreichenden Folgen für Verkehrsteilnehmer, insbesondere für Motorradreisende und spontane Roadtrips.

Digitale Mautsysteme funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Fahrzeuge werden vorab online oder per App registriert, ein Zahlungsmittel hinterlegt, und die Abrechnung erfolgt strecken- oder zeitbezogen automatisch. Für Motorräder bedeutet das ein Plus an Komfort – kein umständliches Hantieren an Mautstationen, kein Risiko, die Fahrsicherheit beim Stop-and-Go zu gefährden.

Doch der Fortschritt bringt neue Pflichten. Spontan an der Station bezahlen? Das wird in vielen Ländern bald nicht mehr möglich sein. Wer sich ohne digitale Registrierung auf mautpflichtige Strecken begibt, riskiert weiterhin empfindliche Bussen. Die Devise lautet daher: rechtzeitig informieren, Zahlungslösungen vorbereiten und die Route entsprechend planen.

Kroatien führt Free-Flow-System ein

Einen grossen Schritt macht Kroatien, das sein Mautsystem voraussichtlich im Herbst 2026 komplett auf ein sogenanntes Free-Flow-Verfahren umstellt. Kameras erfassen dann das Kennzeichen beim Auffahren auf die Autobahn, die Gebühren werden automatisch gemäss vorheriger Online-Registrierung oder über eine Mautbox abgebucht. Bar- und Kartenzahlung an Mautstationen entfallen vollständig.

Die Behörden versprechen sich davon einen deutlich verbesserten Verkehrsfluss: Statt bislang etwa 200 Fahrzeuge pro Stunde sollen künftig bis zu 3000 Personenwagen die Mautpunkte passieren können.

Italien: Digitale Tarife und automatische Erstattungen

Auch Italien plant eine umfassende Digitalisierung. Der heute verbreitete Telepass-Transponder soll in ein vollständig digitales System übergehen, bei dem sowohl Apps als auch On-Board-Einheiten genutzt werden.

Die geplanten Änderungen könnten weitreichend sein: Künftig sollen Autofahrer automatisch Erstattungen erhalten, wenn Baustellen oder starke Staus die Fahrzeit erheblich verlängern. Gleichzeitig dürfen Gebühren laut aktuellen Entwürfen nur noch steigen, wenn Betreiber nachweislich in Infrastruktur oder Service investieren – ein Schritt zu mehr Transparenz.

Österreich verabschiedet sich vom «Pickerl»

In Österreich läuft der Countdown für die Klebevignette: 2026 ist ihr letztes Jahr. Ab 2027 gilt ausschliesslich die digitale Vignette, die ans Kennzeichen gekoppelt wird und elektronisch überprüft werden kann. Österreich reiht sich damit in eine wachsende Zahl europäischer Länder ein, die schon heute vollständig digital abrechnen.

Harmonisierung im EU-Verkehrsrecht

Parallel arbeitet die EU an einheitlicheren Regeln für Reisende. Eine wesentliche Änderung betrifft die Führerscheinklasse B: Künftig sollen damit Wohnmobile bis 4,25 Tonnen gefahren werden dürfen – ein Plus an Flexibilität, vor allem für Besitzer grosser Freizeitfahrzeuge.

Fazit: Die Digitalisierung der Maut bringt klare Vorteile, etwa weniger Wartezeiten, flüssigeren Verkehr und eine transparente Abrechnung. Gleichzeitig nimmt sie Reisenden einen Teil der Spontaneität. Wer künftig durch Europa fährt, muss sich vorher besser informieren.

(TN)