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Ein verschlafener Morgen mit Folgen? Auch in der Luftfahrt kommt so etwas vor. Doch was in solchen Fällen passiert, ist gut geregelt. Bild: Adobe Stock

Gute Frage Was passiert mit dem Flug, wenn einer der Piloten verschläft?

Kurzfristige Ausfälle im Cockpit und in der Kabine gehören zum Alltag in der Luftfahrt. Doch wie reagieren Airlines, wenn ein Pilot verschläft? Travelnews klärt auf.

Ein verspäteter Start ins Büro ist in vielen Berufen zwar unangenehm, aber meist kein Drama. In der Luftfahrt sieht das anders aus. Denn was passiert, wenn der Pilot, der eine vollbesetzte Ferienmaschine nach Mallorca fliegen sollte, einfach verschläft oder sich kurzfristig krankmeldet? Bleibt der Flug am Boden? Wird der Start verschoben? Travelnews hat bei der Swiss nachgefragt.

Reserve-Crews als Rückgrat im Flugalltag

«Wenn sich eine Pilotin oder ein Pilot nicht komplett einsatzfähig fühlt, meldet sie oder er sich über die dafür vorgesehenen Kanäle ab – sei es wegen Krankheit oder aus einem anderen Grund», sagt Swiss-Sprecher Michael Pelzer auf Anfrage. Für diese Fälle hält die Airline systematisch Puffer bereit: «In solchen Situationen springt jemand aus dem Reservedienst ein.» Dieses Szenario greift auch, wenn jemand verschläft.

Die sogenannten Bereitschafts-Crews – sowohl im Cockpit als auch in der Kabine – sind fester Bestandteil der täglichen Flugplanung. «Unsere Pilotinnen und Piloten, genauso wie unsere Flight Attendants, übernehmen regelmässig solche Bereitschaftsdienste, um kurzfristige Ausfälle abzufedern», so Pelzer. Auch wenn es zu keinem Einsatz kommt, zählt der Reservedienst als reguläre Arbeitszeit.

Wie viele Reservepiloten jeweils im Einsatz stehen, lässt sich laut Swiss nicht pauschal sagen. «Der Bedarf ist je nach Wochentag, Saison und Flugplan sehr unterschiedlich und richtet sich grundsätzlich nach dem Volumen an geplanten Flügen», sagt Pelzer.

Hinzu kämen wetterbedingte Faktoren: So könne es etwa vorkommen, dass auf gewissen Strecken, die normalerweise zu zweit geflogen werden, kurzfristig ein drittes Cockpitmitglied mitfliegt – etwa bei starkem Wind oder anderen herausfordernden Bedingungen.

Startklar in 75 Minuten

Ein Einsatz aus dem Stand ist dabei alles andere als willkürlich geregelt: «Unsere Pilotinnen und Piloten müssen bei einem Aufgebot aus der Reserve für einen Kurzstreckeneinsatz innert 75 Minuten, für einen Langstreckenflug innert 90 Minuten am Flughafen sein können», so Pelzer. Die Airline versucht jedoch, möglichst früh über einen bevorstehenden Einsatz zu informieren.

Und wie oft kommt dieser Fall vor? Eine konkrete Zahl nennt die Swiss nicht, verweist aber auf die Grössenordnung des Betriebs: «Bei wie aktuell täglich rund 430 Flügen – alle mit zahlreichen Crewmitgliedern im Cockpit und in der Kabine – kommen solche Aufgebote aus dem Reserve-Einsatz jeden Tag vor.»

Flugpassagiere dürfen also beruhigt sein: Anders als im Büro, wo ein verschlafener Kollege das Meeting platzen lässt, läuft in der Aviatik alles nach Plan – selbst dann, wenn jemand den Wecker überhört. Die Prozesse sind derart durchorchestriert, dass Ausfälle nahtlos aufgefangen werden. Auch wenn in der Crew mal jemand verschläft: Am Ende hebt der Flieger trotzdem ab.

(RSU)