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Gute Frage Warum gibt es in Hotelzimmern keine Zahnpasta?
Wer kennt es nicht? Nach einer langen Anreise checkt man im Hotel ein, freut sich auf ein gemütliches Ankommen – und stellt plötzlich fest, dass die Zahnpasta fehlt. Während Shampoo, Duschgel und Seife selbstverständlich im Badezimmer bereitstehen, sucht man die kleine Tube meist vergeblich. Doch warum eigentlich? «Zahnpasta gehört nicht zur Standardausstattung eines Hotelzimmers», sagt Michael Böhler, Präsident des Zürcher Hotellerie-Vereins.
Ein entscheidender Faktor ist die Hygiene. «Zahnpasta wird direkt im Mund verwendet, weshalb die Erwartung an eine einwandfreie Verpackung höher ist als bei Seife oder Shampoo», so Böhler weiter. Während Duschgel oder Lotion aus fest verschlossenen Flaschen entnommen werden, wäre Zahnpasta entweder in kleinen Tuben erhältlich – was hohe Kosten verursacht – oder in Spendern, die aus hygienischen Gründen nicht praktikabel sind. Und dann kommt noch etwas hinzu. «Viele Gäste haben eine klare Markenpräferenz. Deshalb lohnt es sich für Hotels nicht, sie standardmässig anzubieten», sagt Böhler.
Zudem gehe der Trend in der modernen Hotellerie klar in Richtung nachhaltige Konzepte. «Viele Hotels setzen mittlerweile auf nachfüllbare Spender für Seifen und Shampoos und reduzieren damit die Menge an Einwegprodukten» erklärt der oberste Zürcher Hotelier. Die klassische kleine Hotelseife, die nach einmaliger Nutzung im Müll landet, gehöre zunehmend der Vergangenheit an.
Was aber, wenn man seine Zahnpasta vergessen hat? «Essenzielle Produkte wie Zahnpasta oder Rasierer sind in vielen Hotels an der Rezeption erhältlich – entweder kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr», so Böhler. Dadurch können Gäste unkompliziert an das kommen, was sie benötigen, ohne dass Ressourcen unnötig verschwendet werden.
Unterschiede je nach Hotelkategorie
Die Ausstattung von Hotelzimmern variiert je nach Sterne-Kategorie. In der Schweiz gelten dabei klare Mindestanforderungen, die von Hotelleriesuisse festgelegt wurden:
- 1 Stern: Seife oder Duschgel, Handtücher.
- 2 Sterne: Shampoo und Duschgel als Standard.
- 3 Sterne: Zusätzliche Annehmlichkeiten wie Kosmetiktücher und Duschhauben.
- 4 Sterne: Bademantel, Hausschuhe und erweiterte Pflegeprodukte.
- 5 Sterne: Hochwertige Kosmetikartikel, individuelle Pflegeprodukte und auf Anfrage auch Mundhygiene-Sets.
Viele Hotels haben sich laut Böhler darauf eingestellt, ihren Gästen fehlende Produkte schnell und unkompliziert bereitzustellen. So sind beispielsweise im Hotel Altstadt Zürich an der Rezeption verschiedene Artikel erhältlich – von Adaptern (gegen Depot) über Allergiker-Bettwäsche bis hin zu Duschhauben, Hausschuhen und Kosmetikartikeln.
Das Hotel Bergidyll – Riders Haven in Andermatt, das auf Self-Check-in setzt, bietet essenzielle Produkte an der Bar an. «Falls ein Gast etwas dringend benötigt, helfe das Personal gerne weiter und besorge das Benötigte gegebenenfalls im nahegelegenen Coop, der nur 100 Meter entfernt ist», erklärt Böhler.
Fazit: Auch wenn Shampoo, Duschgel und Seife in Hotels längst zum Standard gehören, bleibt Zahnpasta eine bewusste Ausnahme. «Die Kombination aus Hygieneanforderungen, Kosten und nachhaltigen Überlegungen macht Zahnpasta zu einem Produkt, das individuell auf Anfrage angeboten wird – aber nicht standardmässig im Zimmer bereitliegt» fasst Böhler zusammen.