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Ferienfeeling im Vorbeigehen – warum das Schaufenster immer noch zählt
Reto SuterIn der Zeit vor dem Internet, als die Laufkundschaft noch einen zentralen Stellenwert hatte, galt das Schaufenster eines Reisebüros als das Aushängeschild schlechthin. Es war der erste und oft entscheidende Eindruck, den potenzielle Kundinnen und Kunden gewannen, bevor sie überhaupt das Reisebüro betraten.
Heutzutage, in einer digitalen Ära, wo sich viele Menschen zuerst online informieren, hat das Schaufenster zwar an Bedeutung verloren, es spielt aber weiterhin eine wichtige Rolle. So bietet es die Möglichkeit, auch spontan vorbeigehende Passanten zu fesseln und Interesse zu wecken. Mit einem kreativen und modernen Auftritt kann ein Schaufenster nach wie vor entscheidend zum Erfolg beitragen.
Visuelle Erlebnisse als Schlüssel zur Reiselust
Ein Streifzug von Travelnews durch die Zürcher Innenstadt offenbart klare Unterschiede im Schaufenster-Design der Reisebüros: Während führende Reiseveranstalter wie Kuoni, TUI und Hotelplan auf grosszügige Fensterfronten mit auffälligen Screens und grossflächigen Feriensujets setzen, zeigen kleinere Reisebüros eine besondere Liebe zum Detail. Mit Accessoires wie Sand, Muscheln, einem kleinen Holzschiff oder Miniatur-Flugzeugen versuchen sie, eine Atmosphäre von Ferienstimmung zu schaffen und so den Passanten einen harmonischen, einladenden ersten Eindruck zu vermitteln.
Ein modernes und ansprechendes Design sei für jedes Reisebüro unerlässlich, sagt Iwan Berger, Geschäftsführer von Rilex und der Traumreisen AG, die sechs Reisebüro-Filialen in der Zentralschweiz betreiben. «In einer Zeit, in der die Menschen visuell überflutet werden, ist es entscheidend, einen Blickfang zu bieten, um die Aufmerksamkeit der Passanten zu gewinnen.»
Traditionelle Gestaltungsmethoden, wie etwa einfache Stelen, seien nicht mehr zeitgemäss, so Berger. «Stattdessen muss das Schaufenster kreativ und modern gestaltet sein, um die Leute sofort anzusprechen. Fehlt dieser Wow-Effekt, hat das Reisebüro im Wettbewerb um die Kundinnen und Kunden schon verloren.» Er habe viel Geld in den Umbau seiner Filialen investiert, um ein überzeugendes Erscheinungsbild zu schaffen.
Auch Natalie Dové, Chefin von Nussbaumer Reisen in Burgdorf und Vorstandsmitglied des Schweizer Reise-Verbands, erachtet das Schaufenster nach wie vor als sehr wichtig. «Wir sind ein ländliches Ladenlokal, liegen in einer Fussgängerzone und haben immer noch viel Laufkundschaft», so Dové. Das Schaufenster habe zwar nicht mehr eine derart grosse Bedeutung wie vor 30 Jahren, sei aber immer noch die Visitenkarte ihres Unternehmens.
Um die Schaufenster von Nussbaumer Reisen kümmert sich ein etablierter Dekorateur der Branche. «Wir können einmal im Jahr ein Blatt ausfüllen und ankreuzen, welche Partner und Länder wir primär wünschen. So werden unsere zwei Schaufenster in regelmässigen Abständen professionell angepasst – durchschnittlich einmal pro Monat», erklärt die Reisebüro-Chefin.
Neben einer zeitgemässen Schaufenster-Dekoration legt Dové auch wert auf das Erscheinungsbild in der Filiale. «Deshalb haben wir eine erfahrene Dekorateurin engagiert, die mindestens alle zwei Jahre unser Büro in eine Ferienoase verwandelt – sei es mit einem Bambuswald, kunstvoll gefalteten Möwen aus einem alten Weltatlas und vielen weiteren kreativen Ideen. So wecken wir die Reiselust und entfachen Sehnsucht nach neuen Abenteuern.»
Mitgebrachte Ferien-Souvenirs sind Trumpf
«Wir probieren unser Schaufenster so ansprechend wie möglich zu gestalten», sagt Mirjam Aregger von Take it Travel in Rotkreuz. «Mein Arbeitsplatz ist gleich hinter dem Fenster, und ich beobachte regelmässig, dass unser Schaufenster hauptsächlich Kinder anzieht. Die Erwachsenen studieren eher die Stelltafel oder den Prospektständer.»
Take it Travel aktualisiert sein Schaufenster vier- bis fünfmal pro Jahr. «Wir passen es jeweils der Jahreszeit oder aktuellen Trends an», so Aregger. Aktuell wirbt das Zuger Reisebüro für Ferien auf den Seychellen. Begleitet wird die Dekoration von einem Bildschirm, auf dem kurze Videos zu aktuellen Reiseangeboten in wechselnden Destinationen präsentiert werden – derzeit etwa zu winterlichen Lappland-Abenteuern und Reisen nach Japan.
Im Schaufenster von Take it Travel finden sich stets besondere Souvenirs, die das Team von eigenen Reisen mitbringt, beispielsweise farbenprächtige Tücher aus Afrika. «Die Deko-Stücke sollen auffallen und den Blick der Passanten automatisch anziehen», sagt Aregger. «Zu besonderen Anlässen wie Weihnachten sorgt funkelnder Bling-Bling für eine festliche und auffällige Schaufensterdekoration, die sofort ins Auge sticht.»
Der Tenor ist eindeutig: Trotz der zunehmenden Bedeutung von Online-Angeboten können kreativ gestaltete Schaufenster die Reiselust wecken. Die Kombination aus persönlichen Souvenirs, modernen Elementen und saisonalen Akzenten kann den Unterschied im Wettbewerb um Kundinnen und Kunden machen. Letztlich bleibt das Schaufenster eine wertvolle Visitenkarte, die, richtig gestaltet, nach wie vor eine starke Wirkung entfaltet.