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Einige Passagiere fürchten sich vor einem Triebwerksausfall in der Luft. Die Auswirkungen sind geringer als viele erwarten. Bild: Swiss

Gute Frage Was geschieht, wenn im Flug ein Triebwerk ausfällt?

Auch bei erfahrenen Flugpassagieren schwingt hin und wieder die Angst mit vor einem technischen Defekt über den Wolken – etwa wegen dem Ausfall eines Triebwerks. Kann ein Flugzeug in einem solchen Fall weiterfliegen und sicher landen? Travelnews klärt auf.

Beim Gedanken an einen Triebwerksausfall wird den meisten Menschen flau im Magen. Doch wie gefährlich ist ein solcher Vorfall tatsächlich?

Laut Judith Niedmers, First Officer bei Swiss, kommt es ganz darauf an, zu welchem Zeitpunkt das Triebwerk ausfällt, wie aus einem Beitrag des «Swiss Magazine» hervorgeht. Ist der Flieger bereits in der Luft und nicht mit vollem Schub unterwegs, sondern auf Reiseflug-Leistung, bemerkt man bei einem Ausfall nur einen kleinen Moment der Verschiebung um den Schwerpunkt des Flugzeugs (Hochachse). Die Piloten rufen dann zuallererst Sofortmassanahmen, sogenannten «Memory Items» ab, welche sie auswendig kennen.

Dazu gehören die sofortige Sicherung des Triebwerks und das Sinken auf ein sichere Höhe, wo das Flugzeug mit nur einem Triebwerk geradeaus die Geschwindigkeit halten kann. Dann wird die Checkliste für einen Triebwerksausfall abgearbeitet und entschieden, auf welchem Flugplatz gelandet wird.

Zeitpunkt ist entscheidend

Fällt ein Triebwerk aus, hat das zwar einen grossen Einfluss, aber es ist noch immer ein zweites Triebwerk vorhanden, welches das Weiterfliegen ermöglicht. Fällt das Triebwerk aber bei Vollleistung aus, beispielweise beim Start, bemerkt man einen Ausfall deutlich stärker.

Ist das Triebwerk bereits zu Beginn nicht funktionsfähig, wird der Start gar nicht erst ausgeführt. Läuft aber der Startvorgang bereits, kommt es darauf an, bei welcher Geschwindigkeit das Triebwerk ausfällt. Ist das Flugzeug noch nicht zu schnell, kann ein «Rejected Take-off», ein Startabbruch ausgeführt werden. Hat die Maschine ein gewisses Tempo überschritten, dann wir der Start mit nur einem Triebwerk ausgeführt.

Bei einem solchen Start müssen die Piloten das Flugzeug im ersten Moment ausbalancieren, bis die Nase der Maschine angehoben werden kann. Ist die Maschine in einer scheren Fluglage, wird eine Karte konsultiert, die je nach Flugplatz eine vorgeschriebene Route aufzeigt, die das Flugzeug sicher zum nächsten Flugplatz bringt. Mit einer verringerten Steigleistung wird dann auf eine gewisse Höhe geflogen, wo der Autopilot zugeschaltet werden kann, während die Piloten stetig die Route und Fluglage überprüfen.

Bestens vorbereitet

Dabei werden auch die entsprechenden Arbeiter am Boden informiert, dass ein Triebwerkausfall vorliegt und das Flugzeug am entsprechenden Flughafen landen wird. Fällt bei einem vierstrahligen Flugzeug ein Triebwerk aus, hat man noch immer drei funktionierende Triebwerke. Aber auch da ist das Prozedere dasselbe, weil man meist nicht weiss, wieso eine Triebwerk ausgefallen ist. Man landet also beim nächstmöglich sinnvollen Flughafen.

Es besteht kein Grund zur Panik, denn Triebwerksausfälle sind eines der häufigsten Szenarios, die Pilotinnen und Piloten im Flugsimulator trainieren. Sie sind also bestens für den Ernstfall ausgebildet und auch das Flugzeug ist mit nur einem Triebwerk funktionsfähig.

(MLD)