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Nach zunächst friedlichen Protesten hat sich die Situation in Kenia zugespitzt. Bild: Screenshot ARD

Unruhen in Kenia: Das müssen Reisende jetzt wissen

Im beliebten Ferienland Kenia sind blutige Unruhen ausgebrochen. Sie richten sich gegen die Regierung. Demonstranten stürmten das Parlament in der Hauptstadt Nairobi und setzten es teilweise in Brand. Travelnews erklärt, was Reisende nun beachten müssen.

Neben dem Winter zwischen Mitte Dezember und März gilt der Sommer als beste Reisezeit für Kenia. Von Juni bis Oktober sind die Temperaturen gemässigt warm. Zudem findet in diesen Monaten die grösste Wanderungsbewegung von Säugetieren der Welt statt – zwischen der Masai Mara und der Serengeti.

Genau in diese Zeit fallen jetzt Meldungen über schwere Unruhen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Was bedeutet das für Reisende? Travelnews liefert eine Übersicht.

Wie präsentiert sich aktuell die Situation in Kenia?

Nach erst friedlichen Protesten explodierten am Dienstag Wut und Gewalt: Hunderte Demonstrierende stürmten am Nachmittag in der kenianischen Hauptstadt Nairobi das Parlament. Teile des Gebäudes wurden in Brand gesetzt, Möbel zerstört, während Abgeordnete Medienberichten zufolge durch Kellergänge aus dem Gebäude flüchteten. Fernsehbilder zeigten niedergedrückte Zäune. Am späten Nachmittag wurde in Nairobi auch die City Hall, das Gebäude der Regionalregierung, in Brand gesetzt und teilweise geplündert, wie Fernsehbilder zeigten. Aus anderen Landesteilen wurde ebenfalls über Plünderungen und brennende Fahrzeuge, aber auch friedliche Demonstrationen berichtet.

An einer Sondersitzung am Mittwoch hat das kenianische Parlament den Einsatz des Militärs bei der Sicherung kritischer Infrastruktur und zur Unterstützung der Polizei bei den seit Tagen andauernden Protesten genehmigt.

Weshalb kommt es zu den Unruhen?

Hintergrund der Proteste ist ein neues Steuergesetz, von dem viele Menschen weitere finanzielle Belastungen und eine deutliche Steigerung der Lebenshaltungskosten befürchten. Auch Kirchen und Wirtschaftsvertreter haben sich gegen das Gesetz ausgesprochen, das nach der Verabschiedung durch das Parlament nun innerhalb von 14 Tagen vom Präsidenten unterschrieben oder mit Änderungsvorschlägen an das Parlament zurückgereicht werden muss. Gestern Mittwoch kündigte Kenias Präsident William Ruto an, er werde das vom Parlament verabschiedete Steuergesetz nicht unterschreiben. «Es wird zurückgezogen», sagte er vor Journalisten in Nairobi. Damit werde «die laute Botschaft respektiert, die vom kenianischen Volk kommt.» Ob das die Demonstrierenden zu beruhigen vermag, ist allerdings fraglich.

Wie schätzt das EDA die Lage ein?

Mit Blick auf die Eskalation der Situation am Dienstag has Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) seine allgemeine Lageeinschätzung für Kenia angepasst. Die Situation bleibe sehr angespannt, heisst es in den aktuellen Reisehinweisen. Erneute Demonstrationen und Ausschreitungen seien möglich. Es müsse dabei auch mit Verkehrsbehinderungen und Strassensperren gerechnet werden. Laut dem EDA kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Telefon- und Internetverbindungen zeitweise eingeschränkt sein werden. «Informieren Sie sich vor und während der Reise in den Medien und/oder über Ihren Reiseveranstalter über die aktuelle Lage», so die Empfehlung. «Meiden Sie Demonstrationen jeder Art, denn Ausschreitungen sind möglich. Befolgen Sie die Anweisungen der lokalen Behörden (z.B. Ausgangssperren) und Ihrer Reiseleitung. Lassen Sie grosse Vorsicht walten.»

Was sagen Schweizer Reiseveranstalter zur Situation vor Ort?

«Private Safaris, das zur Dertour Suisse gehört, hat momentan knapp ein Dutzend Kundinnen und Kunden vor Ort, jedoch nicht in Nairobi», sagt Claudio Nauli, General Manager von Private Safaris, auf Anfrage. «Alle Flughäfen und Hauptverkehrswege funktionieren normal, und es sind keine nennenswerten Störungen gemeldet worden.» Safaris und Strandferien fänden wie geplant statt. «Obwohl diese Proteste wahrscheinlich fortgesetzt werden, gehen wir nicht davon aus, dass sie sich auf unsere Touren auswirken werden», so Nauli. «Wir werden die Situation genau beobachten und Massnahmen einleiten, falls sich die Situation weiter verschärfen sollte.»

Sandra Werner, Product Manager Ostafrika bei Let's Go Tours, sagt: «Wir stehen in ständigem Kontakt mit unseren Agenturen vor Ort.» Kenias touristische Sehenswürdigkeiten und Attraktionen seien nicht von den Unruhen betroffen. «Die Proteste finden grösstenteils in den städtischen Zentren statt. Alle Reisen können wie vorgesehen durchgeführt werden.» Let's Go Tours hat aktuell keine Kundinnen und Kunden in Kenia. Schon in wenigen Tagen – mit dem Sommerferienstart in mehreren grossen Schweizer Kantonen – beginnt aber die Hochsaison.

Können Reisende ihre Kenia-Ferien gratis stornieren?

Nein. Die momentanen Unruhen mit gewaltsamen Demonstrationen reichen nicht, um vom Reisevertrag zurückzutreten. Die Schweizer Reiseveranstalter halten sich hier stets an die Vorgaben des EDA. Dieses rät aktuell nicht von Reisen nach Kenia ab. Für alle, die ihre Reise dennoch annullieren oder umbuchen möchten, gelten die regulären Annullationsbedingungen.

(RSU)