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Gute Frage Darf ein Erwachsener für sich den Kinderteller bestellen?
Viele Restaurant-Gäste dürften es schon erlebt haben: Sie setzen sich mit wenig Hunger in ein Lokal und gehen die Speisekarte durch – auf der Suche nach einem kleinen Gericht, das nicht allzu teuer ist. Da kann ihnen durchaus eines der Kindermenüs ins Auge stechen. Und dann taucht automatisch die Frage auf: Darf sich ein Erwachsener einen Kinderteller bestellen?
Eines vornweg: Eine allgemein gültige Antwort gibt es nicht. Es gilt wie bei vielen anderen Themen in Restaurants und Hotels: Die korrekte Handhabung hat weniger mit Recht und Gesetz als mit guten Manieren und Dienst am Kunden zu tun. Travelnews hat bei mehreren Schweizer Gastro-Profis nachgefragt, wie sie die Situation beurteilen – mit spannenden Erkenntnissen.
Kinderteller eher nein, kleine Portion aber gerne!
Für Maurus Ebneter, Präsident des Wirteverbands Basel-Stadt, ist der Fall eindeutig. Er sagt: «Kinderteller sind ausschliesslich für unsere kleinen Gäste gedacht.» Laut Ebneter werden die Preise von Kindermenüs quersubventioniert. «Weil wir davon ausgehen, dass die Kleinen von konsumierenden Erwachsenen begleitet werden.»
Jeannine Meili pflichtet Maurus Ebenter im Grundsatz bei. Sie ist Gastgeberin im Restaurant zum Pflugstein in Erlenbach am Zürichsee und Vizepräsidentin des Verbands Gastro Stadt Zürich. Kinder-Portionen seien für den Nachwuchs da, findet sie. «Die Kinderteller sind anders angerichtet als die übrigen Speisen und kommen meist ‹einfacher› daher als die restlichen Gerichte, weil Kinder ein anderes Konsumverhalten haben als Erwachsene.»
Was Jeannine Meili wichtig ist: «Gästen, die nicht so viel Hunger haben, bieten wir die Möglichkeit, eine kleine Portion zu bestellen.» Diese sei günstiger als die ganze Portion, aber natürlich etwas teurer als der Kinderteller.
Dass die Betriebe ihre Gerichte in kleiner Ausführung anbieten, unterstützt auch Maurus Ebneter, Präsident des Wirteverbands Basel-Stadt. Gleichzeitig gibt er zu bedenken: «Halbe Portionen können rein betriebswirtschaftlich höchstens einen Viertel günstiger sein als die Normalportion, denn die Dienstleistung bleibt die Gleiche.»
Weniger strikt als seine Berufskollegen in Basel und Zürich geht Beat F. Hostettler mit der Frage von Erwachsenen nach dem Kinderteller um. Der Präsident von Gastro Stadt Bern und Umgebung sagt: «Ich finde es legitim, dass Erwachsene für sich einen Kinderteller bestellen.»
Natürlich habe aber alles seine Grenzen. «Wenn jemand bei jedem Restaurant-Besuch nach dem Kinderteller fragt, geht's auch mir zu weit.» In den seltenen Fällen, in denen sich die Wirte mit dieser Situation konfrontiert sehen, sollten sie die Situation laut Hostettler mit Humor nehmen. Er sage dann jeweils mit einem Augenzwinkern: «Bitte überessen Sie sich heute nicht!»