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Seit dem 1. April 2024 können Erwachsene in Deutschland legal einen Joint rauchen – aber längst nicht überall. Bild: Adobe Stock

Kiffen in Deutschland – was geht und was nicht

Reto Suter

Nach jahrelangen Diskussionen in Politik und Medizin ist Kiffen seit Anfang April in Deutschland erlaubt – allerdings mit Einschränkungen. Travelnews erklärt, wo Deutschland-Reisende einen Joint rauchen dürfen und wo sie es besser lassen sollten.

Was bedeutet die Teil-Legalisierung von Cannabis in Deutschland?

Volljährige dürfen bis zu 25 Gramm Cannabis mit sich führen und den Stoff auch selbst anbauen. Zuhause ist die Aufbewahrung von bis zu 50 Gramm Cannabis erlaubt, für den Eigenanbau dürfen drei Pflanzen gezogen werden. Im Strassenverkehr bleibt es dabei, dass das Führen eines Kraftfahrzeugs unter Drogeneinfluss verboten ist. Das Gesetz hat zu Kritik seitens der Polizei geführt: Man befürchte mehr Konflikte mit bekifften Bürgerinnen und Bürgern.

Ist die Ein- und Ausfuhr von Cannabis erlaubt?

Nein, Gras nach Deutschland einzuführen oder nach der Abreise über die Grenze mit nach Hause zu nehmen, ist verboten. Wer sich in einem niederländischen Coffeeshop Marihuana kauft und es nach Deutschland bringt, bekommt also weiterhin Probleme, falls er oder sie kontrolliert wird. Was aber erlaubt ist: Cannabis auf innerdeutschen Flügen mitzuführen. «Aus luftsicherheitsrechtlichen Gründen gemäss Paragraph 5 Luftsicherheitsgesetz bestehen keine Einwände zur Mitnahme von Cannabis von bis zu 25 Gramm im mitgeführten Hand- oder Reisegepäck», sagte ein Sprecher der Bundespolizei am Flughafen Frankfurt auf Anfrage des Aviatik-Portals «Aerotelegraph».

Wo kann man als Tourist legal Cannabis kaufen?

Trotz der Gesetzesänderung ist es nicht einfach, an Cannabis heranzukommen. Vom 1. Juli an sollen Anbau und Abgabe über Anbauvereine, sogenannte Cannabis-Clubs, ermöglicht werden. Jeder Verein darf bis zu 500 Mitglieder haben, die jeweils bis zu 50 Gramm Cannabis pro Monat erwerben können. Noch ist allerdings nicht klar, ob die Mitgliedschaft auch Touristinnen und Touristen offen stehen wird.

Darf man in Innenstädten einen Joint rauchen?

Es kommt darauf an, wo man sich befindet. In einer Schutzzone von 100 Metern um Schulen, Spielplätze, öffentlich zugängliche Sportstätten sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen ist der Konsum tabu. In Fussgängerzonen darf zwischen 7 und 20 Uhr ebenfalls nicht gekifft werden. Bei Missachtung drohen empfindliche Bussen. Insbesondere in Grossstädten ergeben sich durch die Überschneidungen der einzelnen Jugendschutzgebiete grossflächige Bereiche, in den denen mit einem Konsumverbot gerechnet werden muss. In Berlin dürften Kifferinnen und Kiffer am ehesten in den grossen Parks oder entlang der Spree auf Nummer sicher gehen und in Hamburg an der Alster oder südlich der Elbe. Generell dürfte es schwierig sein, in Deutschlands Stadtzentren legal zu kiffen. Besondere Vorsicht ist in Bayern geboten. Ministerpräsident Markus Söder kündigte an, konsequent gegen Sünderinnen und Sünder vorzugehen.

Ist Kiffen in Hotels und Restaurants gestattet?

Hoteliers und Gastro-Betreiber haben im Rahmen des Hausrechts grundsätzlich die Möglichkeit, das Rauchen, nicht aber das Kiffen zu gestatten. Oder aber es erfolgt keine Regelung und man überlässt es einfach der gegenseitigen Rücksichtname der Gäste. Die wenigsten Hotels und Restaurants, so das Ergebnis einer Umfrage des Portals «Hotel vor 9», haben sich aber überhaupt schon Gedanken zu einer entsprechenden Regelung gemacht. Einzig die H-Hotels haben bereits eine klare Direktive herausgegeben: «Das Rauchen von Cannabis ist gesetzlich gestattet, somit können wir es in unseren Raucherbereichen draussen nicht verbieten», sagt eine Sprecherin der Hotelkette.

Ist ein Joint im Europa-Park legal?

Schweizer Reisende, die einen Ausflug in den Europa-Park in Rust machen, müssen trotz Gesetzesänderung weiterhin darauf verzichten, im Freizeitpark einen Joint zu rauchen. In der Parkordnung heisst es: «Der Konsum von Cannabis und Cannabisprodukten ist im Europa-Park nicht gestattet. Personen, die unter starkem Alkohol- oder unter Drogeneinfluss stehen, können vom Parkgelände verwiesen werden.»

Welches sind die beliebtesten europäischen Länder für Kiffer-Tourismus?

Cannabis ist in vielen europäischen Ländern legal. In den meisten Fällen ist es jedoch nur für medizinische Zwecke erhältlich oder für den persönlichen Gebrauch entkriminalisiert. Das bedeutet, dass es Touristinnen und Touristen in den meisten Ländern nur schwer bekommen.

In Malta ist die Situation jedoch ganz anders. Der Inselstaat hat derzeit die tolerantesten Gesetze in der gesamten EU, was den Anbau, den Konsum und den Besitz von Cannabis betrifft. Seit der Verabschiedung eines Gesetzes 2021 dürfen Erwachsene laut «Euronews» bis zu sieben Gramm Cannabis mit sich führen und bis zu vier Pflanzen zu Hause anbauen. Obwohl das Rauchen von Marihuana in der Öffentlichkeit nach wie vor verboten ist, sind die Strassen Maltas von Geschäften gesäumt, die Joints, Esswaren mit Cannabis und andere Utensilien verkaufen.

Die Niederlande gelten oft als locker im Umgang mit Marihuana – obwohl Anbau, Verkauf und Besitz der Droge illegal sind. Offiziell wird der Verkauf von Marihuana in den berühmten Coffeeshops des Landes geduldet, und der Besitz von nicht mehr als fünf Gramm Cannabis ist straffrei. Auch in Spanien wurde der persönliche Konsum von Cannabis entkriminalisiert. Die Vorschriften sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich, aber Cannabis-Social-Clubs erfreuen sich grosser Beliebtheit. In den meisten anderen europäischen Ländern gibt es immer noch Geldbussen oder andere Strafen für den Konsum oder Besitz selbst kleiner Mengen der Droge.