Services
Sand-Notstand auf Nordsee-Inseln
Die Winterstürme in Deutschland haben einige Nordsee-Inseln stark getroffen und schwere Schäden angerichtet. Das betreffe nicht nur die Schutzdünen, die dem Küstenschutz dienen, sondern teilweise auch die Badestrände, berichtet der «Reisereporter».
Die Ostfriesischen Inseln vor der niedersächsischen Küste verzeichneten dabei mehr Sandverluste als die Nordfriesischen Inseln in Schleswig-Holstein, wie aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Inselkommunen hervorgeht.
Vor allem das Sturmtief Zoltan rund um Weihnachten richtete demnach Schäden an. Um etwa weggespülte Strände und fehlende Strandaufgänge wiederherzustellen, will Niedersachsens Landesregierung den Inseln finanziell helfen.
Wangerooge
Auf Wangerooge haben die Winterstürme den Hauptbadestrand fast komplett weggespült. «Das ist eine ziemliche Katastrophe», sagt Rieka Beewen, Allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters. Demnach fehlten knapp 80'000 Kubikmeter Sand. «Das ist in etwa das Niveau von 2022, wo wir wirklich auch schlimm betroffen waren», so Beewen. Ein bisschen Sand sei inzwischen zwar schon wieder neu an den Strand geweht – zum Baden reiche das aber nicht. Die Gemeinde plant daher nun ab Ende März mit Kipplastern, sogenannten Dumpern, neuen Sand aufzufahren. Die Kosten liegen Schätzungen zufolge bei 400'000 Euro, rund 380'000 Franken.
Baltrum
Ähnlich ist das Schadensbild auch auf der kleinsten ostfriesischen Insel Baltrum. Am Nordstrand wurde durch das Sturmtief Zoltan so viel Sand abgetragen und Richtung Inselosten transportiert wie nach der heftigen Sturmflutsaison 2022. Rund 60'000 Kubikmeter Sand fehlen am Badestrand, wie Bürgermeister Harm Olchers schätzt. Die Insel sucht Unternehmen, die den Sand mit Kipplastern vom Oststrand wieder an den Nordstrand bringen. Das soll im April und Mai so weit sein. Bis dahin bleibe der Insel weniger Platz, etwa um Strandkörbe für den Badestrand aufzustellen, sagt Olchers.
Norderney
Zehntausende Kubikmeter Sand fehlen auch an den Stränden der Ferieninsel Norderney. Vor allem am Strand «Weisse Düne», der ohnehin schon stark erodiert gewesen sei, müsse nun Sand aufgefahren werden, sagt Inselbürgermeister Frank Ulrichs. Ohne diese Massnahme wäre ein touristischer Betrieb nicht möglich. «Das aktuelle Strandniveau liegt nochmals deutlich unter dem aus dem Jahre 2022», so Ulrichs. Auch am Weststrand wird Sand aufgefahren werden müssen.» Eine Gefahr für die Sicherheit der Insel bestehe aber nicht.
Borkum
Auch die grösste ostfriesische Insel Borkum hat die Winterstürme zu spüren bekommen. «Borkum ist von der Sturmflutsaison betroffen und leider haben wir an allen Strandbereichen grössere Sandmengen verloren», teilt Daniela Kastrau, Marketingleiterin der Nordseeheilbad Borkum GmbH, mit. Der Sandverlust sei von Ort zu Ort verschieden. Neben den Stränden sei vor allem der sogenannte Loopdeelenweg betroffen, ein Rundweg aus Holzdielen. Dessen Grundlage wurde laut Kastrau in Teilen weggespült.
Spiekeroog
Vergleichsweise glimpflich kam die ostfriesische Insel Spiekeroog in dieser Sturmflutsaison davon, wie Bürgermeister Patrick Kösters sagt. Das habe auch mit der Lage des Hauptbadestrandes zu tun, der etwa an der Mitte der Insel liegt und nicht im Inselwesten, wo Wind und Wellen besonders toben. Sand gebe es am Strand genug, so der Rathauschef. Wie oft nach der Sturmflutsaison müsse aber Hand angelegt werden, etwa um Wege zum Strand zu erneuern.
Langeoog
Neue Sandverluste sind auch in diesem Jahr auf Langeoog vor allem am sogenannten Pirolatal zu verzeichnen. Dafür sei der Küstenschutz zuständig, erklärt Bürgermeisterin Heike Horn. Erfahrungen der vergangenen Jahre zufolge werde voraussichtlich der Hundestrand und ein angrenzender Strandabschnitt zum Teil verlegt werden müssen.
Sylt
Auch auf Sylt haben häufige und lang anhaltende Stürme in der Wintersaison die Strände zum Teil sichtbar in Mitleidenschaft gezogen, gibt Gritje Stöver von der Insel Sylt Tourismus-Service GmbH bekannt. «Solche Jahre gibt es gelegentlich.» Wie stark die Strände Sylts tatsächlich betroffen sind und welche für den Küstenschutz notwendigen Massnahmen getroffen werden müssen, bewertet der Landesbetrieb für Küstenschutz (LKN.SH) jedes Frühjahr bei seiner Strandbereisung. Dieses Jahr sind die Küstenschützer heute Montag (18. März) auf der Insel. Erst danach werde klarer, wie sich die Situation auf die Nutzung der Strände auswirkt, sagt Stöver.
An den Stränden des Inselortes Kampen halten sich die Sandverluste in dieser Wintersturmsaison «absolut im Rahmen, die extra vorgespülten Sanddepots wurden nicht zu stark ausgeräumt», so Lars Lunk vom Tourismus-Service Kampen. Zudem habe es gerade eine lange Ostwindphase gegeben, sodass auf natürliche Weise einiges an Sand dazu gekommen ist. «Wir hoffen dennoch an der einen oder anderen Stelle frischen Sand zu bekommen.»
Amrum und Föhr
Auf Amrum waren grössere Schäden nicht an der Strand-, sondern eher an der Wattseite zu finden. «Die Strandkulisse auf Amrum mit zehn Quadratkilometern Kniepsand ist seit jeher einer natürlichen Dynamik mit einhergehenden Veränderungen unterworfen und in gewisser Weise auch sturmerprobt», sagt Frank Timpe, Geschäftsführer der Amrum Touristik. Amrum sei zwar auch der Sturmflut ausgesetzt gewesen, die etwa Versorgungsleitungen frei gespült hat, dies sei aber nicht ungewöhnlich «und die insularen Gemeinden sind mit ihren Bauhöfen in der Lage, die Schäden rechtzeitig zur Badesaison zu beheben.»
Auf der Wattseite hat die Sturmflut zwischen Nebel und Norddorf allerdings in einem Teilbereich empfindlich zugeschlagen und Abbrüche an der Uferkante verursacht. Der Bereich kann nach einer kurzzeitigen Sperrung inzwischen wieder begangen werden, die Arbeiten wie das Einbringen von Ausgleichsmaterial seien aktuell jedoch noch nicht abgeschlossen. Auf der Nachbarinsel Föhr haben sich die Stürme ebenfalls bemerkbar gemacht, erklärt eine Sprecherin von Föhr Tourismus. Die Gemeinden arbeiteten daran, für die Saison alles wieder flottzubekommen.