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Im Operations Control Center laufen am Flughafen Zürich bei kurzfristigen Anpassungen des Flugplans und Annullationen alle Fäden zusammen. Bild: TN

Wetter und Streiks vermasseln der Swiss die Flugpläne

Reto Suter

Die Swiss erlebt herausfordernde Zeiten. Sie ist deutlich unpünktlicher unterwegs als in früheren Jahren. Schuld sind das Wetter in Kloten, die aktuelle Streikwelle und europaweite Personalengpässe bei der Flugsicherung.

Jeder dritte Flieger der Swiss hebt dieses Jahr mit mindestens 15 Minuten Verspätung ab, und jeder sechste Flug der Schweizer Airline erreicht den Zielort über 30 Minuten nach der geplanten Ankunftszeit. Diese Zahlen präsentierte die Fluggesellschaft an einem Mediengespräch am Flughafen Zürich. Oliver Buchhofer, Head of Operations bei der Swiss, gibt unumwunden zu: «Mit diesen Zahlen sind wir nicht zufrieden. Die Werte liegen über dem mehrjährigen Durchschnitt.»

Verschiedene Faktoren machen der Swiss das Leben schwer

Für die Misere bei der Pünktlichkeit sind laut Buchhofer mehrere Gründe verantwortlich. Eine grosse Rolle spiele das Wetter rund um den Flughafen Zürich. «Im ganzen Mai konnten wir für An- und Abflüge an lediglich drei Tagen das Standard-Konzept mit der vollen Kapazität nutzen, so der Swiss Operations-Chef. «Bei Westwind oder auch Gewittern wie gerade diese Woche verlieren wir durch das geänderte Flugregime rund 15 Prozent der Kapazität.» Bei Bise sei das Flugvolumen sogar 35 Prozent tiefer. Diese Faktoren haben auf die Swiss einen besonders grossen Einfluss, weil 40 Prozent ihrer weltweiten Starts und Landungen in Zürich stattfinden.

Doch damit nicht genug: Die Swiss sieht sich auch noch mit einer ganzen Reihe weiterer Herausforderungen konfrontiert, die allen anderen Airlines ebenfalls zu schaffen machen. Im ersten Halbjahr 2023 musste sie bereits über 300 Flüge wegen Streiks annullieren. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 2018 und lag bei 170 Annullationen aufgrund von Streiks – im gesamten Jahr. «Schon eine kleine Gruppe von Mitarbeitenden kann einen Flughafen komplett lahmlegen», sagt Buchhofer. Das habe der Streik der Vorfeldlotsen von Ende Juni in Genf gezeigt.

Ebenfalls einen negativen Einfluss auf den Flugplan haben die Personalengpässe bei der Flugsicherung, insbesondere in Deutschland und Frankreich. Zudem kam es dieses Jahr auch zu technischen Problemen bei der Flugüberwachung – etwa in Griechenland, wo das Radarsystem zwischenzeitlich ausgestiegen ist. Und: Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine gibt es weniger verfügbare Routen. Das macht den Flugverkehr dichter.

Massnahmenpaket für stabilen Flugbetrieb

Die Swiss legt Wert darauf, dass es ihr nicht darum gehe, Schuldige für die aktuell schwierige Situation zu suchen. «Uns ist völlig klar, dass das komplexe System nur funktioniert, wenn alle Einzelteile optimal miteinander verzahnt sind», erklärt Oliver Buchhofer. Gleichwohl ist es ihm wichtig zu betonen, dass die Swiss ihre Hausaufgaben gemacht habe.

Das zeige sich unter anderem daran, dass es bisher nur in seltenen Fällen zu Annullationen gekommen sei. Dazu beigetragen hat ein ganzes Paket an Massnahmen. Die Swiss stellt beispielsweise zusätzliche Reserve-Crews und -Flugzeuge bereit, um kurzfristige Änderungen im Flugplan abzufedern. Konkret heisst das: Jeden Tag sind fünf Kurzstrecken-Flugzeuge und eine Langstreckenmaschine parkiert, die bei Ausfällen eingesetzt werden können.

Zudem hat die Swiss auch das Personal in der Einsatzleitstelle und bei der Flugplanung aufgestockt. Dadurch stehen mehr Mitarbeitende zur Verfügung, wenn es darum geht, innert kürzester Zeit eine Lösung für einen gestrichenen oder verspäteten Flug zu finden. Für die Einsatzleitstelle am Flughafen Zürich arbeiten insgesamt rund 150 Personen, gleichzeitig Schicht haben zwischen 30 und 40 Mitarbeitende. Im Video gibt's einen Einblick ins Operation Control Center.

Die heissesten Tage des Jahres stehen der Swiss unmittelbar bevor. Für morgen Freitag (14. Juli) erwartet die Airline fast abfliegende 18'000 Lokalpassagiere ab Zürich und übermorgen Samstag (15. Juli) gut 17'000 Fluggäste.

Um die Passagierströme optimal zu lenken, startet die Swiss eine Info-Offensive. Neu erhält jeder Fluggast ein individuelles E-Mail, in dem er seine optimale Ankunftszeit am Flughafen Zürich erfährt. So will die Swiss verhindern, dass der Andrang bei der Gepäckabgabe in den Spitzenzeiten zu gross wird.

Zudem sind auf der Online-Bordkarte und im E-Mail beim automatischen Online-Check-in ab sofort die generellen Stosszeiten bei den Gepäckabgabestellen vermerkt, die es zu meiden gilt. Die kommenden Tage und Wochen werden zeigen, ob sich die Massnahmen der Swiss im Kampf gegen Verspätungen und Annullationen bewähren.

Auch das hat die Swiss unternommen, um den Service weiter zu verbessern.