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Mit Automatisierung wollen die Airlines das Kofferchaos in den Griff bekommen. Bild: Adobe Stock

Diese Massnahmen sollen das Kofferchaos abfedern

Überlastete Flughäfen und fehlendes Gepäck trübten im vergangenen Sommer die Ferienvorfreude vieler Passagiere. Jetzt sollen Automatisierung und ein SMS-Alarm den Koffer-Frust reduzieren.

Kaum etwas verdirbt den Ferienstart so sehr wie verloren gegangenes Gepäck. Statt auf der Hotelterrasse gemütlich einen ersten Cocktail zu schlürfen, müssen betroffene Passagiere unter meist chaotischen Umständen abklären, wie sie doch noch an ihren Koffer kommen – und im schlimmsten Fall auch noch auf Einkaufstour, um sich mit den wichtigsten Utensilien einzudecken.

Erfolgreiches Pilotprojekt in München

Eine Software soll verloren gegangenes Gepäck im Luftverkehr künftig automatisch, schneller und kostengünstiger mit dem Besitzer vereinen. Ein Test mit der Lufthansa am Flughafen in München war nach Angaben des Airline-IT-Dienstleisters Sita vielversprechend.

Sita und Lufthansa gehen davon aus, dass mit der Sita-Software 70 Prozent der in München nicht richtig beförderten Gepäckstücke automatisch zu ihren Besitzern dirigiert werden können. Die Lufthansa ist in Verhandlungen mit Sita über den Einsatz der Software, wie eine Sprecherin bestätigte.

«Der Verlust des eingecheckten Gepäcks ist die Sorge Nummer eins bei Passagieren», sagte die Sita-Gepäck-Beauftragte Nicole Hogg der Nachrichtenagentur DPA. Die Software biete auch den Service, Passagiere direkt nach der Landung automatisch per SMS zu informieren, wenn ihr Koffer nicht im Flieger war.

«Es ist dann nicht mehr nötig, eine Stunde frustriert am Gepäckband zu warten und im Büro für verlorenes Gepäck anschliessend Beschreibungen abzugeben und Formulare auszufüllen», sagte Hogg. Die Informationen, wann das Gepäck eintrifft, komme auch automatisch auf das Handy. «So können Sie den Flughafen zumindest zeitig verlassen.»

Zahl der fehlgeleiteten Gepäckstücke nimmt zu

Nach Angaben von Hogg muss bislang meist mit grossem Personalaufwand nach verlorenen Gepäckstücken und neuen Wegen zum Zielort gesucht werden. Ein nicht richtig befördertes Gepäckstück könne eine Airline bis zu 150 US-Dollar (umgerechnet 135 Franken) kosten, sagte Hogg. 2022 seien weltweit 25,4 Millionen Koffer fehlgeleitet gewesen. Das habe die Branche 2,2 Milliarden Dollar gekostet.

Mit einer weitreichenden Automatisierung des Prozesses könne die Industrie im Jahr 30 Millionen Dollar sparen, schätzt Sita. Dabei wird das ursprüngliche Kofferetikett genutzt. Die Erfassungsgeräte im Gepäckbereich erkennen es und leiten es auf den bestmöglichen nächsten Flug um.

Nach einer Sita-Auswertung ist die Zahl der fehlgeleiteten Gepäckstücke 2022 auf 7,6 pro 1000 Passagiere gestiegen, von 4,35 im Jahr davor und 5,6 vor der Pandemie. Die Branche habe nicht mit einer so schnellen Erholung des Flugverkehrs gerechnet und nicht genügend qualifiziertes Personal gehabt.

Europa hat seit Jahren die schlechtesten Werte: 2022 waren dort 15,7 Gepäckstücke pro 1000 Passagiere nicht richtig befördert worden. Das liege teils an veralteten Systemen, sagte Hogg. Zudem gebe es viele Billig-Airlines, die weniger in Verbesserungen investierten. Inzwischen arbeiteten aber praktisch alle Fluggesellschaften daran, den Verbleib von Gepäckstücken künftig in Echtzeit zu ermitteln.

(TN)