Services

Ab Herbst 2023 wollen die SBB die Überwachung der Reisenden in Schweizer Bahnhöfen deutlich ausbauen. Bild: Markus Krebs

SBB in Erklärungsnot – wegen Gesichtserkennung

Das angekündigte Messystem der Kundenfrequenz hat in den Medien hohe Wellen geschlagen. Laut der SBB ist bei den neuen Überwachungs-Plänen der Datenschutz aber gewährleistet.

Die SBB will, dass mehr Pendlerinnen und Pendler im Bahnhof einkaufen. Dafür plant sie ab September eine versteckte Überwachung der Reisenden. Dazu sollen Kameras kaum sichtbar in den Bahnhöfen installiert werden. Entsprechend gross war der Aufschrei in den letzten Tagen in den Schweizer Medien und bei Datenschützern.

Um Missverständnisse auszuschliessen, erläutern die SBB in einer aktuellen Mitteilung den Sachverhaltung aus ihrer Sicht. Fakt sei: Die Daten werden anonymisiert erfasst, es findet keine Verknüpfung mit Personendaten statt und es wird keine Gesichtserkennung eingesetzt, halten die SBB fest. Welche Technologie zum Einsatz kommt, sei noch offen.

Die SBB stehe mit dem Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten (EDÖB) schon lange im Kontakt. Es werde nichts beschafft und eingesetzt, dass nicht datenschutzkonform sei. Und die SBB werden sämtlichen Forderungen des Datenschutzbeauftragten vor Einführung des neuen Systems nachkommen.

Bereits heute steht bei den SBB ein Kundenfrequenzmesssystem im Einsatz. Seit mehr als zehn Jahren erfassen die SBB an grösseren Bahnhöfen in der Schweiz die Anzahl der Bahnhofbenutzerinnen und -benutzer. Mit dem Kundenfrequenzmesssystem seien keinerlei Rückschlüsse auf Einzelpersonen möglich, der Datenschutz werde jederzeit sichergestellt, unterstreichen die SBB.

Mit Hilfe der Zähldaten sollen Reinigungsintervalle, Informationsanzeigen, Sitzgelegenheiten und Verkaufsangebot optimiert werden und sich ändernden Benutzerzahlen und -bedürfnissen anpassen. Auch können die Daten für die Dimensionierung von Durchgängen bei Umbauprojekten und für Personenflussstudien zur Vermeidung von Hindernissen und Engpässen genutzt werden.

Ob es der SBB mit dieser Erklärung gelingt, die Kritikerinnen und Kritiker zum Verstummen zu bringen, ist fraglich. Datenschutz-Spezialistin Ursula Uttinger warnt gemäss «Nau.ch» vor der «Gefahr einer immer stärker überwachten Gesellschaft». China sei mit dem Social Scoring ein abschreckendes Beispiel, dennoch gehe die Schweiz in diese Richtung. «Jede Kamera ist eine Kamera zu viel», so Uttinger, die an der Hochschule Luzern mit Spezialgebiet Datenschutz doziert.

(TN)