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2022 enthält die Risk Map erstmals auch Daten zur psychischen Gesundheit. Bild: adobestock

Auf diese globalen Risiken müssen Reisende 2023 achten

Die Risk Map 2023 von International SOS zeigt das aktuelle Sicherheits- und medizinische Risikoniveau weltweit. Zum ersten Mal enthält sie auch Daten zur psychischen Gesundheit. Die Karte soll Organisationen und Unternehmen helfen, Risiken für Mitarbeitende auch in unsicheren Zeiten zu minimieren.

Die Covid-19-Pandemie und die Ukraine-Krise zeigen, dass sich globale Risiken stetig weiterentwickeln. Mithilfe datengestützter Instrumente soll besser eingeschätzt werden können, welche Auswirkungen die Lage auf lokal und international arbeitende Mitarbeitende hat. International SOS, weltweiter Anbieter von Sicherheits- und Gesundheitsdienstleistungen, hat als solches Hilfsmittel seine jährliche interaktive Risk Map 2023 veröffentlicht. Sie soll dem Management von Unternehmen dabei helfen, einen besseren Überblick über das Risikoniveau einzelner Länder weltweit zu bekommen.

In vielen Ländern hat sich das Risikolevel im Vergleich zu 2021 geändert. So haben sich die karibischen Inseln bezüglich medizinischer Risiken wesentlich verbessert, was insbesondere auf die Lockerung der COVID-bedingten Reisebeschränkungen zurückzuführen sei. Das medizinische Risiko für Mali ist hingegen auf «sehr hoch» angestiegen. Dies hat zu einer schwierigen humanitären Lage geführt und die Gesundheitssysteme angesichts der steigenden Nachfrage geschwächt.

Die Risikokarte soll auch ein besseres Verständnis der allgemeinen Sicherheitslage in den Ländern bieten, durch die Mitarbeitende reisen oder in denen sie arbeiten. Unternehmen sollen individuelle Lösungen entwickeln können, um die spezifischen Risiken für ihre Mitarbeiter abzuschwächen.

Trend

Insgesamt achten Mitarbeitende immer mehr auf Risiken. Sie sind in Bezug auf Reisen besorgter als vor der Covid19-Pandemie. Unternehmen sollten bei ihrer Planung Änderungen der Risikobewertung und Trends berücksichtigen. Mitarbeitende sollten auf verlässliche Informationen über die Risiken zugreifen können, denen sie ausgesetzt sein könnten. Dazu sollten sie sie mit wirksamen Massnahmen zur Risikominderung unterstützen und klare Kommunikationspläne vor und während Reisen mit erhöhtem Risiko erstellen.

Neue Kategorie zur psychischen Gesundheit

Ergänzend zu den medizinischen und sicherheitsrelevanten Risikoebenen stellt die Karte nun in einer neuen Kategorie psychische Erkrankungen weltweit dar. Die Ergebnisse basieren auf externen Daten des Institute for Health Metrics and Evaluation, Global Burden of Disease. Die neue Risikoebene zeigt den geschätzten Prozentsatz der Bevölkerung eines jeweiligen Landes, der an psychischen Erkrankungen leidet. Verantwortliche von Organisationen, insbesondere grosser multinationaler Unternehmen, sollen so auf einen Blick erkennen können, welche Standorte für das Auftreten psychischer Erkrankungen anfällig sein könnten und wo der Zugang zu medizinischer Versorgung erschwert ist.

«Aufgrund der wachsenden Zunahme von Reise- und Gesundheitsrisiken in vielen Regionen, ist es wichtig, dass sich die Unternehmen auch auf die Entschärfung der anhaltenden Auswirkung von psychischen Gesundheitsproblemen konzentrieren. Obwohl regelmässig andere akute medizinische Probleme auftreten, die ebenfalls erheblichen Einfluss haben können, bleiben die psychischen Gesundheitsprobleme im Hintergrund bestehen und dürfen nicht übersehen werden. In der Schweiz ist – laut dem Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) – mehr als jeder dritte Erwachsene im Laufe eines Jahres von einer psychischen Erkrankung betroffen. Die WHO berichtet über fast ähnlich hohe Zahlen», sagt Dr. Stefan Esser, Ärztlicher Leiter Zentraleuropa bei International SOS.

Eine von sieben Personen weltweit betroffen

Die Daten zeigen das Ausmass der epidemischen Zunahme psychischer Erkrankungen, mit der Arbeitnehmer konfrontiert sind und die Arbeitgeber auffangen müssen. Schätzungen zufolge leiden derzeit etwa 14 Prozent der Menschen, also eine von sieben Personen, weltweit an einer oder mehreren psychischen Erkrankungen oder Substanzkonsumstörungen.

«Um ihrer Fürsorgepflicht gerecht zu werden, sollten Organisationen daher eine Vielzahl physischer und psychischer Gesundheitsaspekte berücksichtigen. Um die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen, sollten Unternehmen sämtliche zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen», sagt Dr. Stefan Esser. Mit den von der Risikokarte bereitgestellten Details könnten die Entscheidungsträger Mitarbeitende besser schützen.

Sicherheit: Ukraine-Krise verändert die Sicherheitslage in Europa

Die grösste Sicherheitskrise 2022 war der Konflikt in der Ukraine. Dies spiegelt sich in der Sicherheitsebene der Karte wider, da Teile der Ukraine nun mit einem «extremen» Sicherheitsrisiko gekennzeichnet sind.

«Die Sicherheitskrise in der Ukraine hat das Land und die angrenzenden Regionen in vielfältiger Weise beeinträchtigt. International SOS hat in dieser schwierigen Zeit mit einer Vielzahl von Organisationen und Unternehmen zusammengearbeitet und in sämtlichen Sicherheits-, Gesundheits- und Reiseangelegenheiten unterstützt», sagt Gautier Porot, Head of Crisis management Practice EMEA bei International SOS.

Die Unterstützung sei auf zweierlei Arten erfolgt: zum einen auf strategischer Ebene, mit dem Ziel die Krisenzellen der Unternehmen direkt zu beraten. So sollen sie die gegenwärtige Lage, die mögliche Entwicklung der Situation sowie die zu ergreifenden Sofortmassnahmen verstehen und ihre Handlungsfreiheit bewahren. Zum anderen auf operationeller und taktischer Ebene mittels Evakuierungen für grosse multinationale Unternehmen in der ganzen Welt, darunter auch Schweizer Firmen. «In diesem Bezug haben wir, wo erforderlich, einen Teil ihrer Mitarbeitenden, das heisst internationale Mitarbeitende und Ukrainer ohne militärische Verpflichtungen, bei der Ausreise aus der Ukraine unterstützt», sagt Gautier Porot.

Vorbereitung auf künftige Krisen

Zudem habe International SOS den Unternehmen, die in der Ukraine geblieben sind, mit Hilfe vor Ort sowie aktuellen Informationen, über die sie betreffenden Risiken unterstützt. Dies sei für Nicht-Regierungs-Organisationen besonders wichtig, für die Medien und für Dienstleistungsunternehmen, bei denen viele ukrainische Mitarbeitende nach Hause zurückkehren wollen, um Angehörige zu besuchen.

«Wir verfolgen die aktuelle Situation im Detail und informieren unsere Kunden weiterhin über die Lage des Konflikts und achten dabei darauf, dass wir ihnen eine objektive Einschätzung der Fakten, inklusive deren kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen, liefern. Es ist von entscheidender Bedeutung, diesen Konflikt äusserst sorgfältig zu prüfen, da schleichende und langsam aufkommende Krisen systemische Auswirkungen auf die gesamte Region und darüber hinaus haben könnten, zum Beispiel eine Energie- und Nahrungsmittelkrise», fügt Porot hinzu.

Um sich auf zukünftige Krisen vorzubereiten, sei es nach ihm von zentraler Bedeutung, Zukunftsszenarien und mögliche Problemlösungen durchzugehen. Dies ermögliche es, die Auswirkungen der Krise – in Bezug auf die Resilienz des Unternehmens – einzuschränken. Das Aufdecken schwacher Signale sei hierbei einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren.

Trotz der weitreichenden Auswirkungen des Ukraine-Konflikts sowie eines zu beobachtenden Anstiegs sozialer Unruhen im Zusammenhang mit gestiegenen Lebenshaltungskosten habe sich das grundlegende Sicherheitsrisikoumfeld in Europa nicht verändert.

Sicherheit weltweit

In Afrika sei vor allem ein Anstieg der Risikoeinstufung in der Sahelzone zu verzeichnen, wo sich die Bereiche mit einem extremen Sicherheitsrisiko aufgrund der zunehmenden Militanz ausgeweitet haben. Dieser Trend ist auch in Mosambik und anderen Teilen Afrikas zu beobachten.

In Kolumbien hat ein Anstieg der Kriminalität, der zum Teil auf die sozioökonomischen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zurückzuführen ist, zu einer Zunahme der Hochrisikozonen geführt.

(TN)