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Ruck and Roll: Die Mischung aus Rucksack und Rollkoffer. Bild: Andreas Wilhelm; Montage: Tessy Ruppert

Tested Rucksack mit Rollen: Samsonite Ecodiver Duffle 55

Andreas Güntert

Trolley-Koffer: gut. Rucksack: auch gut. Lange wünschte sich Andreas Güntert eine reisetaugliche Mischung aus beidem: Einen Rucksack mit Rollen. Jetzt hat er ihn getestet: Am Berg, in der City, am Strand.

Wie merkt man auf Reisen, dass man langsam alt wird? Früher hätte ich gesagt: Wenn man sein Reisegepäck neu organsiert. Und dabei vom Rucksack auf den Rollkoffer umsteigt. Heute bin ich da nicht mehr so sicher. Wenn ich mich umschaue in einem der Hotels, die mich zehn Jahre jünger machen, dann sehe ich dort meist junge Leute mit Rollkoffern. Rucksäcke werden seltener. Auch wenn ich selber im typischen Rollkoffer-Alter bin: Bezüglich Ausrüstung und Equipment mag ich beides, Rucksäcke und Trolleys. Lange schon habe ich mir eine clevere und praktische Verbindung aus beiden Gepäckstücken gewünscht.

Rucksack mit Rollen: Weil ich die Vorteile beider Welten will

Eine Sorte Reisegepäck also, das mir die Rucksack-Vorteile bietet: Arme und Hände frei, schnelles Bewegen auf jedem Terrain, besonders auf Treppen, bei hohem Wasserstand und in ruppigem Gelände.

Und gleichzeitig die Annehmlichkeiten des Rollkoffers: Easy cruisen auf gutem City-Boden, am Flughafen, im Bahnhof, im Hotel. Das eierlegende Wollmilchsaugepäckstück, quasi. Ruck’n’Roll – ein Hybrid aus Rucksack und Rollkoffer.

Mit dem Modell Ecovider Duffle 55 von Samsonite ist mir kürzlich ein Gepäckstück ins Auge gestochen, das – mindestens theoretisch – beide Varianten bietet. Ein Hybrid aus Trolleykoffer und Rucksack.

Kurzentschlossen habe ich mir diese Reisetasche gekauft und es auf einer Reise ins Tessin geprüft: Beim Wandern auf dem Monte Generoso, beim Cruisen in Lugano, bis hin zum Sandstrand des Lido di Lugano.

Rucksack mit Rollen: Die Stärken

Auf der Bahnfahrt von Zürich bis zur Talstation des Monte Generoso bei Lugano setze ich den Ecodiver wahlweise als Trolley auf Rollen oder als Reisetasche – dazu halte ich ihn an einem der komfortablen Seitengriffen – ein. Prima. Dann schnalle ich mir das Teil als Rucksack um. Für eine 80-minütige Wanderung, die über 500 Höhenmeter von der Station Bellavista bis hoch zum Monte Generoso führt.

Klar, mit einem Eigengewicht von 2.3 Kilogramm ist der Ecodiver nicht unbedingt ein Fliegengewicht. Dafür schluckt er mit seinem Füllvolumen von 48 Litern ungewöhnlich viel Material. Zum Beispiel alles, was ich an Proviant, Lesestoff, Strandtüchern und Ersatzwäsche später noch brauchen werde.

Die Verwandlung vom Koffer zum Rucksack funktioniert einfach, zuverlässig und schnell. Zuerst nimmt man zwei mitgelieferte Trageriemen aus der Verpackung. Diese kann man so mit Karabinerhaken an Ösen am Trolley befestigen, dass sie stabil halten. Der Clou: Die untere Rückenpartie kann man mit einer Schutzhaube vor den allenfalls dreckigen Rädern schützen.

Trolleykoffer als Rucksack: Die Schwächen

Wenn sich zwei Eigenschaften in einem Produkt treffen, bleibt oft der eine oder andere ursprüngliche Vorteil auf der Strecke. So ist es auch hier. Bei der Rucksack-Variante fehlt mir eine guter Flaschenhalter, der auch Platz für eine Thermosflasche bietet. Bei einem Trolleyrucksack mit einem solch grossen Volumen müsste das drinliegen, finde ich.

Auf Wanderungen, egal ob in der City oder am Berg, ist mir aber eine gute und genügend grosse Flaschenhalterung wichtig. Ferner scheint mir, dass die Trageriemen an der entscheidenden Stelle, nämlich dort, wo sie mit dem Karabinerhaken verbunden sind, eher etwas dünn geraten sind. Hält das über Jahre? Wir werden sehen.

Beim Einsatz als Trolley freuen mich zwar die beiden stabilen Räder. Lieber aber wären mir deren vier, die sich jeweils in die gewünschte Position bringen lassen. Hier muss ich beim Samsonsite Ecodiver Duffle 55 Abstriche machen. Andere gängige Trolleys haben dieses Feature standardmässig eingebaut.

So wird der Rollkoffer zum komfortablen Rucksack: Mit einer ausziehbaren Schutzhaube, die sich mit Druckknöpfen befestigen lässt, wird der Rücken vor den Rädern geschützt. Bild: Internaut

Samsonite Ecodiver Duffle 55: Geeignet für

Mobile Menschen, die mal in der City und – wohl nicht ganz so oft – am Berg unterwegs sind. Echte Wander-Freaks werden wohl auf ein typischeres Berg-Modell setzen wollen. Aber mit seiner Wandlungsfähigkeit bietet dieser Rucksack mit Rollen oder Koffer mit Rucksack-Version einiges. Den Titel als Rucksacktrolley kann dieses Gepäckstück sicher für sich beanspruchen.

Spannend ist dieses Gepäckstück beispielsweise für Leute, die ihren Rollkoffer auch mal aufs Velo nehmen möchten. Easy: Dazu schnallt man sich diese Reisetasche einfach als Rucksack um. Man könnte damit zwar mit einem Food-Auslieferdienst-Fahrer verwechselt werden. Aber das lässt sich gut überleben.

Trolleyrucksack: Preis

Der Samsonite Ecodiver Duffle 55 mit seiner weichen und wasserabweisenden Beschichtung aus 100 Prozent recyceltem Pet wird auf vielen Online-Plattformen wie etwa Amazon oder Galaxus angeboten.

Meinen persönlichen Trolleyrucksack (oder Rucksacktrolley?) habe ich im Schweizer Warenhaus Coop City eingekauft, zum Preis von 255 Schweizer Franken (CHF), was ungefähr 265 Euro (EUR) entspricht.

Rucksacktrolley: Fazit

Bezüglich Handhabung, Tragekomfort, Füllvolumen und Verarbeitungsqualität bin ich zufrieden mit diesem Reisegepäck. Der Trolley macht outdoor und indoor gute Figur. Taschen auf der Aussenseite sorgen für Extra-Platz; für Business Reisen lässt sich auch ein Laptop gut und sicher verstauen.

Wie immer zeigt sich bei neuralgischen Punkten wie Reissverschlüssen und Trageriemen wohl erst über die Jahre, wie sich dieses Reise-Gadgets bei solchen wichtigen Details hält. Ich bleibe dran. Am Rucksacktrolley und an den Details.

Rucksack mit Rollen von Samsonite: Note

Die knallgelbe Kombination aus Trolley, Rucksack und Reisetasche überzeugt mich grundsätzlich. Zur Topnote reicht es beim Trolleyrucksack von Samsonite trotzdem nicht ganz. Dies vor allem deshalb, weil ich mir für diesen Preis ein Gepäckstück wünsche, das in absolut jeder Hinsicht Spitzenklasse ist. Was hier vor allem bei der Variante Backpack nicht vollends gegeben ist. Vor allem die Themen Flaschenhalter/Flaschenbeutel und Zahl der Rollen müssten besser gelöst sein.

Im gutschweizerischen Notensystem, das von 6 (absolute Sonderleistung) bis 1 (kompletter Ausfall) reicht, kommt der Rucksack mit Rollen Samsonite Ecodiver Duffle 55 in meiner Bewertung mit Note 5.25 durch.

Übrigens: Taugt der Rucksack mit Rollen als Airline Handgepäck?

Das ist eine gute Frage. Eine richtig gute Frage sogar. Ich habe den Trolleyrucksack probeweise an den Flughafen Zürich-Kloten mitgenommen und es in einer ruhigen Minute von einer Check-in-Spezialistin prüfen lassen. Ihr Urteil: Dieses Stück Reisegepäck wirke sehr bauchig und komme der Limite der Masse bezüglich Handgepäck gefährlich nahe.

Schauen wir uns das am Beispiel der grössten Schweizer Airline an. Die Regelungen der Swiss zum Handgepäck (Stand September 2022) erlauben die Masse 55 x 40 x 23 Zentimeter. Die hier besprochene und getestete Reisetasche mit Rollen kommt mit den Abmessungen 56 x 40 x 20 cm daher. Bei der Höhe gibt es da also ein klitzekleines Problem von einem Zentimeter.

Der Mix aus Backpack, Reisetasche und Koffer am Sandstrand des Lido di Lugano. Sand an den Rollen? Easy, das packen wir in der Variante Rucksack einfach in die Schutzhülle rein. Bild: Internaut

Reisetasche mit Rollen im Handgepäck: Tipps

Was mir die Gepäck-Spezialistin am Flughafen Zürich-Kloten riet: Wenn man nicht riskieren wolle, dass einem diese Reisetasche am Gate weggenommen werde, solle man unbedingt darauf achten, das Gepäckstück so zu befüllen, dass das Gewicht die (bei der Airline Swiss) erlaubten acht Kilogramm nicht übersteige.

Die Logik dahinter: Weil diese Reisetasche schon von weitem als eventuell zu gross und schwer auffallen könnte, werde man zu einem schnelles Ziel von Gepäck-Inspektoren.

Rucksacktrolley auf Reisen: Per Bahn ohne Problem

Was für mich zweierlei bedeutet. Erstens: Wenn ich den Rucksack mit Rollen für eine Flugreise packe und dieses Gepäckstück mit an Bord nehmen will, arbeite ich mit einer Gepäckwaage.

Und zweitens: Bei solchen Diskussionen fällt mir wieder einmal auf, wie viel einfacher sich eine Städtereise, mindestens wenn es in benachbarte Länder geht, doch mit einem anderen Verkehrsmittel anpacken lässt: Per Bahn.