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Design, Tropfen für Tropfen. Bilder: Der Internaut

Tested Riffles, das iPad der Trinkflaschen

Andreas Güntert

Bezüglich Coolness ist die Flachflasche Ripples top. Doch die Designer-Trinkflasche von Ron Arad überzeugt nicht in jeder Hinsicht. Gleich in mehreren Punkten kommt der Flachmann ziemlich flach raus.

Wenn sich ein Design- und Architektur-Star an die Gestaltung eines Alltagsgegenstandes macht, bin ich zunächst immer etwas skeptisch. Ausgesprochen skeptisch bin ich, wenn sich der Gestalterfürst ein Reise-Gadget vornimmt.

Weil ich Designer im Verdacht habe, dass ihnen der schöne Schein wichtiger ist als das, was ein richtig cooles Reise-Gadget ausmacht: Funktionalität. Praktische Handhabung. Reduce to the Minimum.

Flachmann Ripples: Erster Test bestanden. Aber…

Im vorliegenden Fall hat sich der britische Industriedesigner und Architekt Ron Arad, am bekanntesten wohl für sein spiralförmiges Bücherregal «Bookworm», an eine Trinkflasche gemacht. Oder besser gesagt: An einen Kunststoff-Flachmann in Format A5, der in jede Tasche passt.

Bezüglich des schönen Scheins ist der Flachmann Ripples natürlich ein cooler Wurf. In ihrem transparenten Tintenblau mit Oberflächen-Relief kommt die Flasche sehr apart daher. Ein veritabler Hingucker in jeder Situation.

Wenn ich es mit Trinkflaschen zu tun bekomme, dann gehe ich immer so vor, wie ich es auch beim bei der Faltflasche Bübi gemacht habe. Zwei Dinge sind es, die ich bei einem ersten Test wissen will.

Erstens: Ist das Teil dicht? Und zweitens: Steht es stabil? Hier kann ich für den Flachmann Ripples zweimal den Daumen heben. Jawohl, der Deckel lässt sich gut weg- und anschrauben – und er dichtet verlässlich ab. Und ja, das Teil hat einen guten Stand.

Flachmann Ripples: Zeigt auch am Kieselstrand bella figura.

Der Clou dieser Designer-Trinkflasche ist natürlich dieser: Weil das Teil von Herrn Arad so flach gehalten ist – Flachmann Ripples ist nur gerade drei Zentimeter breit – passt es sozusagen in jede Tasche hinein.

Aktenmappe, Business-Briefkase, superflascher City-Rucksack, stoffige Aussentasche des Trolleykoffers: Praktisch kein Ort zu flach, um nicht Platz zu bieten für diese Flachflasche.

Flachmann Ripples: Die Stärken

Die flache Form ist natürlich die grösste Stärke von Ripples. Kommt dazu: Das Teil, man könnte es auch das «iPad der Trinkflaschen» nennen, lässt sich problemlos im Geschirrspüler reinigen.

Dass der Flachmann unterwegs und im Gebrauch verlässlich dichthält, widerlegt für einmal meine Stardesigner-Skepsis: Die Basics stimmen.

Ein schmaler Wurf. Und einer, der sich gut ertasten lässt.

Was mir überdies auch gefällt an diesem Reise-Gadget: Es ist schnell zur Hand. Oft kommt es en route vor, dass ich in irgendeinem Rucksack oder einer Reisetasche bei diffusem Licht nach der Trinkflasche tasten muss.

Dank der kantigen Form und dank der Oberflächenstruktur genügt ein Griff – und der Flachmann ist erkannt.

Flachflasche von Ron Arad: Die Schwächen

Ein paar Dinge allerdings nerven mich auch bei dieser Designer-Wasserflasche. Da ist zum einen Mal das Mundstück. Man mag mich in diesem meinen Leben vielleicht mal grossmäulig genannt haben.

Aber jetzt einmal rein anatomisch gesehen würde ich sagen, dass mein Mund eher unterdurchschnittlich gross ist.

Ripples-Mundstück: Für meinen Geschmack zu klein geraten.

Trotzdem ist mir das Mundstück zu klein. Klar, der Flachmann zeichnet sich nun mal durch seine minimalen Abmessungen aus. Aber beim Trinken scheint mir, dass die Öffnung zu klein geraten ist. Unangenehm.

Und dann noch zwei Dinge: Flachmann Ripples isoliert nicht gut. Will heissen: Wer kalte Flüssigkeit einfüllt, wird sie – gerade bei Sommerwetter oder Sonneneinstrahlung – schnell als warmes Getränk erleben. Umgekehrt erhitzt sehr heisse Flüssigkeit die geriffelte Oberfläche ebenso.

Zweitens: Der Wurf von Herrn Arad ist wohl ein schmaler, dafür aber auch ein relativ schwerer. Rund 400 Gramm wiegt das Teil, was natürlich seinem dickwandigen Kunststoff geschuldet ist.

Im Unterschied zu einer konventionellen bauchigen Trinkflasche (150 Gramm leicht), wie ich sie normalerweise auf Reisen dabeihabe, schneidet Ripples auch bezüglich Füllmenge schlechter ab.

Ins blaue Kantenwunder passen 550 Milliliter Flüssigkeit; in der bauchigen Variante aber finden 750 Milliliter Platz. Natürlich, mehr ist nicht immer besser. Aber beim (alkoholfreien) Trinken meisten schon, finde ich.

Designer-Trinkflasche Ripples: Geeignet für

Klare Sache: Wer oft mit eher eng gestaltetem Gepäck, also typischerweise Aktenmappen oder schmale Handtaschen, unterwegs ist, kann dieser Design-Wasserflasche ganz sicher etwas abgewinnen.

Eine Menge wichtiger und wichtigster Führungspersonen könnte es wertschätzen, dass es ihre Trinkflasche dünner ist als die wichtigen Dossiers, die sie ständig mit sich rumschleppen.

Passt scho: Ripples verschlauft sich im schmalen Beutel.

Wenn der Beutel oder die Aktentasche allerdings sehr schmal sein sollte, wird man etwas feststellen: Ripples macht sich trotz des schmalen Umfangs ziemlich breit. Und nimmt fast den ganzen Platz ein.

Da muss man dann selber entscheiden: Mehr Platz – oder mehr Design? Oder: Mehr Flachmann, weniger Dossiers.

Flachmann Ripples: Preis

Ich habe Ron Arads Designer-Flachmann Ripples bei Proidee.ch eingekauft. Und dafür 38 Franken bezahlt. Für eine Trinkflasche vielleicht eher teuer.

Aber für einen Hingucker okay. Wer anständig umgeht mit dem Teil, hat damit sicher nicht einen Wegwerfartikel eingekauft. Was ganz gut zum Zeitgeist passt, die sich zunehmend von PET-Flaschen distanziert.

Flache Wasserflasche Ron Arad: Fazit

Wie oben erwähnt: Einige Details, die wichtig sind fürs Trinken unterwegs, überzeugen mich nicht. Aber bezüglich Abmessungen und Design-Faktor ist Ripples eben schon ein heisses Teil.

Ich würde mal so zwischenbilanzieren: Ripples bleibt Teil meiner Reise-Gadget-Familie. Aber wohl eher für kürzere Reisen, die ich mit sehr leichtem (und dünnem) Gepäck antrete.

Taschenflasche für unterwegs: Note


Gar nicht so einfach, dieses Teil zu benoten. Für die Designer-Community, die jede Zuckung und Regung von Ron Arad beklatscht, ist das wohl ein richtig heisses Teil.

Ein Statement-Piece, würden solche Leute möglicherweise sagen.

Aber Design ist hier natürlich nur ein Noten-Aspekt. Der andere, wichtigere Aspekt: Bringt dieses Teil Mehrwert auf der Reise? Lohnt es sich, ein solch kantiges Teil mitzunehmen?

Auf einen Business-Trip wohl schon. Ansonsten aber ist mir das bauchige Original lieber. Auch deshalb, weil es leichter ist. Im gutschweizerischen Notensystem, das von 6 (absolute Sonderleistung) bis 1 (kompletter Ausfall) reicht, kommt die Taschenflasche Ripples von Ron Arad for Guzzini bei mir mit Note 4.5 durch.

Steht und macht sich gut. Hier auf dem Fensterrand im Zug.

Übrigens

Natürlich schlägt die konventionelle, bauchig gehaltene Trinkflasche, das Designer-Teil des Herrn Arad in einem Punkt haushoch: Es passt in aller Regel in die aussen angebrachte Flaschenhalterung.

Ripples passt dort höchstwahrscheinlich nicht rein. Aber es würde mich nicht wundern, wenn ich irgendwo Menschen begegnen würde, die ihr Ripples for Guzzini by Ron Arad an einem Trageriemen spazieren führen würden.

Am ehesten würde ich solche Menschen in Milano-Tortona oder im Pariser Bobo-Quartier Marais erwarten. Ich halte meine Augen jedenfalls offen. Und Du bitte auch. Für einen sachdienlichen Hinweis (gern mit Bild-Beleg) lasse ich einen schönen Sachpreis springen.

Wie wärs mit dem Ripples-Flachmann?