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«Ein konsequenter Nacheinkauf ist jetzt unumgänglich», nennt Hotelplan-Group-CEO Thomas Stirnimann eine der zahlreichen Massnahmen im Kampf um den Badeferien-Kunden. Bild: HP

Hotelplan Suisse verhandelt alle Verträge mit Destinationsagenturen neu

Gregor Waser

Hotelplan-Group-CEO Thomas Stirnimann äussert sich zu den strukturellen Anpassungen bei Hotelplan Suisse und den Massnahmen im umkämpften Badeferien-Geschäft.

In den kommenden zwei Wochen erlebt Hotelplan Suisse zahlreiche Umwälzungen. Nachdem es vor einer Woche zur Trennung von Kurt Eberhard, CEO von Hotelplan Suisse, kam, präsentiert der Branchenleader heute strukturelle Anpassungen. Im Gespräch mit travelnews.ch begründet Thomas Stirnimann, CEO von Hotelplan Group, die einzelnen Schritte.

Zudem gibt er bekannt, dass im umkämpften Badeferien-Geschäft jetzt Massnahmen gefordert sind. Eine ist: derzeit werden alle Verträge mit den Destinationsagenturen neu ausgeschrieben. Das sind die einzelnen Optimierungen – und die Erläuterungen von Thomas Stirnimann dazu:

Dyna & Package

Die Abteilung von Nicole Pfammatter übernimmt neu das Langstrecken-Badeferiengeschäft von Pino Andreanos Abteilung Specialists. Zudem werden alle E-Commerce-Aktivitäten, die bisher bei den einzelnen Marken angesiedelt waren, bei Dyna & Package gebündelt.

  • Thomas Stirnimann: «Beim Kundennutzen ist es zentral, dass wir das richtige Produkt, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, zum richtigen Preis anbieten. Derzeit ist das Gerangel um den Badeferien-Kunden gross. Jetzt müssen wir die Beschaffung und die Risikobewirtschaftung ins Zentrum stellen, diese Kompetenz ist in der Abteilung Dyna & Package am besten vorhanden. Wir können uns keine redundanten Stellen diesbezüglich leisten.»

Specialists

Die Abteilung Specialists gibt die Kreuzfahrten ab sowie das Langstrecken-Badeferiengeschäft. Dafür erhält Pino Andreanos Team den Agent Sales.

  • Dazu sagt Thomas Stirnimann: «Da gibts einen Unterschied zu Badeferien. Vor allem das modulare Geschäft ist noch ein People's-Business, das im Reisebüro gebucht wird und Beratung gefordert ist. Hier müssen wir die Agenten mit bestmöglicher Schulung und Support unterstützen. Der Anteil der Badeferien-Buchungen ist in den Reisebüros seit zehn Jahren kontinuierlich rückläufig.»

Marketing

Um Marketing-Aktivitäten und -Kosten zielgerechter zu koordinieren und einzusetzen, führt Hotelplan Suisse sämtliche Marketing-Bereiche aller Marken unter der Leitung von Marketing Director Manuela Byland zusammen.

  • Thomas Stirnimann dazu: «Bisher waren die Marketingaktivitäten in den einzelnen Abteilungen angesiedelt. Um das Optimum aus jedem Marketingfranken herauszuholen, führen wir das nun zusammen. Wir sind eine Firma, ein Team. Wir wollen in diesem Bereich schneller werden und die Instrumente effizienter nutzen.»

Sport, Cruises & Special Tours

Das Departement Sport, Cruises & Special Tours bleibt wie gehabt aufgestellt. Jedoch wird neu der Kreuzfahrten-Bereich von Kenny Prevost, Director Sport, Cruises & Special Tours, geleitet.

  • Thomas Stirnimann: «Cruises sind Cruises. Man könnte sie eigenständig laufen lassen, bei den Kurz- oder Langstrecken ansiedeln. Der Entscheid, sie zu Kenny Prevost zu verschieben, ist vor allem eine Lastenverteilung. Gleichzeitig bringt Kenny Prevost grosses Know-how in diesem Bereich ein.»

Retail

Die Anzahl Filial-Regionen wird auf vier reduziert. «Sales Support» bleibt im Departement von Daniel Reinhart, «Agent Sales» wandert zum Departement Specialists.

  • Thomas Stirnimann: «Wie bringen wir unsere Strategie, Taktik und Verkaufssteuerung schneller und direkter an die Front, lautete unsere Fragestellung vor diesem Entscheid».

Stirnimann räumt ein, dass in diesem Bereich derzeit noch viele Gespräche stattfinden und es für einzelne Personen nun eine gewisse Flexibilität brauche, für alle sei aber ein Job vorgesehen. Die 103 Reisebüros stünden nicht zur Debatte, wenngleich deren Performance stets überprüft werde.

«Sämtliche Agenturverträge werden neu verhandelt»

Neben den einzelnen Korrekturen in den Abteilungen, um die Kundennähe zu schärfen, legt Hotelplan Suisse nun in einem weiteren Bereich einen knallharten Business-Fokus an den Tag. «Ein konsequenter Nacheinkauf ist unumgänglich. Vor allem auch, wenn sich bei der Konkurrenz viel tut, geht es darum, hellwach zu sein. Wir haben jetzt vorsorglich sämtliche Agenturverträge gekündigt und verhandeln diese neu aus.» Insbesondere die Kurzstrecken betreffe diese Massnahme.

Die Frage, ob das Hotelplan-eigene Startup Bedfinder, das bereits in Grossbritannien und Deutschland Portale mit Badeferien-Packages speist, nun auch in der Schweiz im Bereich Pauschalreisen aktiv wird, verneint Stirnimann. «Unsere Priorität mit Bedfinder ist, ausserhalb der Schweiz Geschäft zu akquirieren. Den Schritt, mit Bedfinder auch in der Schweiz bei Packages aktiv zu werden, scheue ich aber nicht.» Hier müssten aber die Partner darüber entscheiden, welche Schaufenster sie aufmachen wollen. «Einen Artenschutz betreiben wir jedenfalls nicht.»