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In den Globetrotter-Filialen sind Individual- und Spezialreisen stark nachgefragt. Den Kunden werde zudem nahegelegt, länger statt öfter Ferien zu machen. Bild: Globetrotter

Globetrotter Group rechnet 2018 mit 6 Prozent Wachstum

Jean-Claude Raemy

Laut CEO André Lüthi ist das Konglomerat aus 14 Firmen sehr gut ins Jahr gestartet. Bis Ende Jahr rechnet er mit einem konsolidierten Umsatz von 250-254 Millionen Franken.

André Lüthi, CEO Globetrotter Group.

Die Globetrotter Group hat heute morgen gemeldet, dass per Ende April 2018 der Auftragsumsatz um 9 Prozent über dem Vorjahreswert liege. «So gut ist die Globetrotter Group noch nie in ein Geschäftsjahr gestartet», meint CEO André Lüthi am Telefon mit travelnews.ch, «wir rechnen deshalb bis Ende Jahr mit einem Wachstum um 6 Prozent.» Im Januar lag man noch 12 Prozent über Vorjahr, aktuell also 9 Prozent und bereits im Februar hatte Lüthi davon gesprochen, bis Ende Jahr um rund 6 Prozent wachsen zu können – was hiermit nun bekräftigt wird.

Konkret heisst dies, dass Lüthi einen Umsatz zwischen 266 und 270 Millionen Franken erwartet, bzw. «einen konsolidierten Umsatz zwischen 250 und 254 Millionen Franken». Nebst dem «überraschend hohen» Auftragsumsatz (gebucht Januar bis April, aber noch nicht abgeflogen) kann sich Lüthi auf gute Umsätze infolge der Olympischen Spiele in Pyeongchang im Februar stützen, welche schon im Trockenen sind und den buchhalterischen Umsatz stärken werden.

Es ist also tatsächlich wieder so, dass Globetrotter in einem Olympia-Jahr stark unterwegs ist – im letzten, Olympia-freien Jahr hatte bekanntlich ein kleiner Umsatzrückgang um 4,4 Prozent stattgefunden.

Die Marken entwickeln sich gut

Laut Lüthi seien dieses Jahr vor allem die Group-Mitglieder Media Reisen, Globetrotter Tours und Team Reisen überdurchschnittlich gut unterwegs. Der mit Abstand grösste Umsatz-Bringer, die Globetrotter Travel Service, sei aber auch gut unterwegs und per Ende April mit 5,8 Prozent im Plus.

Aktuell bleibe es in der Globetrotter Group bei 14 Marken, wobei anzufügen ist, dass es noch Minderheitsbeteiligungen an sieben weiteren Firmen gibt, was allerdings nicht umsatzwirksam ist. Lüthi erklärt, dass er immer wieder darauf angesprochen werde, warum er nicht auf eine «One-Brand-Strategie» setze, also die 14 Marken unter der Globetrotter-Marke vereine und alles zentralisiere, um Geld zu sparen. Das sei aber gar kein Thema: «Ich denke, man muss es genau umgekehrt machen», führt Lüthi aus, «wir lassen bei unseren Firmen die Kultur, das Marketing, die HR oder auch das Lohngefüge stehen und überlassen den jeweiligen Firmenchefs viel unternehmerische Freiheit und schreiten erst dann ein, wenn die Zahlen nicht mehr stimmen.» Bislang sei man damit gut gefahren, auch wenn das natürlich höhere Kosten bedeute: «Ich finde, in der heutigen Managementkultur liegt der Fokus viel zu sehr auf dem Herunterfahren von Kosten statt auf der Verbesserung der Qualität», so Lüthi. Darüber hinaus trage eine One-Brand-Strategie auch ein Klumpenrisiko mit sich: Ist die zentrale Marke angekratzt, leiden alle Firmen mit.

Ganz ohne Zentralisierung geht es aber auch bei der Globetrotter Group nicht. Durch eine Zentralisierung der Buchhaltung sowie anderer administrativer Bereiche konnte der Personalbestand bei gleichbleibender Anzahl Firmen von 448 im letzten Jahr auf aktuell 430 gesenkt werden. Dies wiederum bedeutet, dass man angesichts der hohen Umsätze und tieferer Kosten wohl auch mit einem sehr guten EBIT für 2018 rechnen darf.

Das Ziel: Längere Reisen statt mehr Reisen

Destinationsseitig seien aktuell vor allem Ozeanien und Südamerika («mit Ausnahme von Brasilien», so Lüthi) stark nachgefragt, während die USA stagnierten und Kanada nur ganz leicht im Plus sei. In Asien sei vor allem Indochina mit Laos, Vietnam und Kambodscha gut nachgefragt; Lüthi stellt aber auch fest, dass vermehrt Familien in Thailand statt auf den Kanaren Ferien verbringen, oder dass auch vermehrt Mietwagenrundreisen in Südafrika verkauft werden, dank dortiger infrastruktureller Verbesserungen und einem höheren Sicherheitsgefühl. Generell wachse das Segment der Individual- und Spezialreisen: «Ob die massgeschneiderte Privatreise durch Botswana oder Indien, die Ayurvedakur in Sri Lanka, die Bikereise durch den Himalaya oder die Sprachschule in New York – lernen und erleben beim Reisen spricht immer mehr Menschen an.»

Lüthi erklärt ausserdem – nicht zum ersten Mal – dass bei speziellen und komplexen Individualreisen immer mehr Schweizer wieder eine persönliche Beratung suchen. Das eröffnet in den Globetrotter-Reisebüros auch die Möglichkeit, im Gespräch mit dem Kunden für etwas Sensibilisierung zu sorgen: «Wir versuchen zu erreichen, dass sich die Kunden mehr Zeit für ihre Reisen nehmen», so Lüthi, «bei einem längeren Aufenthalt kann man mehr erleben und besser abschalten. Aktuell liegt der Trend ja eher bei mehreren Kurzreisen pro Jahr.» Doch das sei weder wirklich erholsam noch ökologisch sinnvoll. «Obwohl der Tourismus volkswirtschaftlich sehr wichtig ist, dürfen wir die Augen vor den negativen Auswirkungen nicht verschliessen. Vor allem die soziokulturellen und ökologischen Auswirkungen sind eine grosse Herausforderung. Die Reiseveranstalter sowie die Reisenden müssen sich dieser Verantwortung bewusst sein», so Lüthi. Konkret sei dies bei Globetrotter eben in diesem Hinweis auf längere Ferien, oder auf einen möglichst fairen Einkauf. Doch Lüthi weiss, dass dies «ein Tropfen auf den heissen Stein ist» und der Tourismus nach wie vor sehr preisgetrieben agiere. Umso mehr wolle man sich noch verstärkt auf die Kundschaft der Spezialistenmarken wie Background Tours, Globotours oder Brasa Reisen konzentrieren, wo der Preis nicht im Zentrum steht.