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Sie haben angesichts der Resultate aus dem Vorjahr gut lachen: Marcel Gehring (CEO Knecht Reisen AG) und Roger Geissberger (CEO Knecht Reisen Gruppe) in den Büros in Windisch. Bild: Tamer Karaoglu

«Wir haben im vergangenen Jahr einen neuen Umsatzrekord erzielt»

Die Knecht Reisen Gruppe hat ein starkes Geschäftsjahr 2017 vorgelegt. Roger Geissberger (CEO Knecht Reisen Gruppe) und Marcel Gehring (CEO Knecht Reisen AG) äussern sich detailliert zum Resultat und nehmen einen ersten Ausblick aufs aktuelle Jahr vor.

Knecht Reisen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Platz als viertgrösster Schweizer Reiseveranstalter konsolidiert. Wie Roger Geissberger, CEO Knecht Reisen Gruppe, anlässlich eines Gesprächs mit trravelnews.ch am heutigen 3. Mai festhielt, konnte Knecht Reisen 2017 eine Steigerung von beachtlichen 16 Prozent allein mit der Kernmarke Knecht Reisen AG (Touroperating und Retail) verzeichnen, wovon rund die Hälfte auf organisches Wachstum und der Rest auf die Zukäufe von City Reisen in Zug und Arcatour in Luzern entfielen.

Über alle Marken habe der Anstieg 11 Prozent betragen: Der Umsatz wuchs von 185,4 auf neu 205,7 Millionen Franken. Im selben Rahmen wuchs auch die Anzahl Gäste: 2017 reisten rund 100‘000 Kunden mit den verschiedenen Firmen der Knecht Gruppe, was einem Plus von 11 Prozent entspricht.

«Beim Umsatz entspricht dies unserem besten Ergebnis aller Zeiten», frohlockt Geissberger. Das operative Ergebnis war das zweitbeste der Geschichte. Geissberger begründet dies vor allem damit, dass in den letzten zehn Jahren die Margen allgemein stark gelitten haben und das beste operative Ergebnis aller Zeiten noch vor 2008 erzielt wurde: «Das diesjährige Ergebnis liegt aber nahe dran und ist sicher auch das beste Ergebnis der letzten zehn Jahre.» Geissberger geht davon aus, dass Knecht Reisen renditemässig zu den führenden Schweizer Veranstaltern gehört. Mit dem Nettogewinn nach Steuern ist man in Windisch sehr zufrieden.

Die Knecht Reisen AG machte übrigens mit ihren 23 Verkaufsstellen und dem Touroperating gut 70 Prozent des Umsatzes aus - und war auch beim Gewinn klar führend. Der Umsatz wuchs 2017 auf 144,3 Millionen Franken (plus 16%) an. «Wir sind etwas TO-überlastig», bemerkt Geissberger, um gleich wieder zu präzisieren, dass man mit dem Touroperating wie auch mit dem Retailing profitabel sei und es keinen Grund gebe, den TO-Anteil per Steuerung gegenüber dem Retail-Anteil irgendwie stärker auszubalancieren.

«Die 23 Reisebüros unter Leitung von Rolf Gerber haben durchweg gut gearbeitet», bilanziert Geissberger. Die Knecht-Reisebüros vermitteln Angebote aller grossen Reisemarken. Primär, etwa zur Hälfte, werden Produkte der Knecht-Reisegruppe verkauft; weitere Prioritätspartner sind natürlich die TTS-Veranstalter, sowie TUI Suisse. «Wir ergänzen uns mit TUI sehr gut, weil diese in der Romandie kein Touroperating betreiben und dabei gerne auf Angebote von uns zurückgreifen, und wir auf deren Badeferien-Angebote», erklärt Geissberger, nicht ohne zu betonen, dass natürlich auch Produkte weiterer Partner wie Hotelplan oder Kuoni verkauft werden.

Insgesamt tragen die Filialen 44% des gesamten Umsatzes der Firmengruppe bei. Wie Marcel Gehring, CEO Knecht Reisen AG, im Gespräch präzisiert, haben erstmals seit geraumer Zeit die Segmente Badeferien und Städtereisen im Retailing wieder zugelegt; dies trotz der Konkurrenz des Internets. «Wir führen dies auf stärkere Kundensensibilisierung via Newsletters oder auch Radiowerbung zurück», führt Gehring aus. Knecht werde vermehrt auch wieder als klassischer Retailer wahrgenommen, was gut sei.

19 Firmen/Marken in der Gruppe

Die genannten 205,7 Millionen Franken Umsatz wurden mit nunmehr 19 Firmen/Brands erzielt – wie üblich wird dieser Umsatz ohne die Umsätze von Eurobus, Rivage Flussreisen und Car Rouge ausgewiesen, welche ebenfalls zur Knecht Holding gehören, aber nicht zur Knecht Reisen AG. Die 19 Marken sind die Folgenden: Knecht Reisen (dazu wird auch Knecht Sportreisen gezählt), Latino Travel, Glur Reisen, Kira Reisen, Agrar Reisen, Arcatour, Baumeler, Voyageplan, Lohri Reisen, European Walking Tours, San-Siro-Reisen, City Reisen, Swissexpress, Ferieninsel, Quo Vadis Reisen, RHZ Reisen, Reisebüro Vasellari AG, Latitudes Voyages und KN Travel Australia. Damit verfügt Knecht über klar mehr Marken als noch vor wenigen Jahren - trotz der Einstellung von Marken wie Rast oder Rottal.

«Die Strategie und Positionierung als Fernreise-Spezialist mit Standorten in der ganzen Schweiz und eigener Firma in Australien, mitsamt hervorragenden Partnerschaften in den anderen Zielgebieten, geht vollumfänglich auf», führt Geissberger hierzu aus, «komplexe Reisen erfordern auch in Zukunft gut fundierte Beratung durch bestens ausgebildete Reisespezialistinnen und -spezialisten.» Aus diesem Grund werde auch weiterhin ins Personal investiert. Geissberger spricht immer wieder von «überdurchschnittlichem, sehr gut ausgebildetem Personal», vieles davon langjährige Mitarbeitende bzw. Mitarbeitende mit sehr viel Branchenerfahrung. Diese erhalten übrigens neben fünf Wochen Ferien auch fix bis zu zwei Wochen Zeit für Studienreisen in die Zielgebiete der Knecht-Reisegruppe.

Englischsprachige Ziele als Renner

Destinationsseitig besonders zugelegt haben die Bereiche USA/Kanada, Südafrika sowie Australien/Neuseeland. Am schnellsten sei aber die Kreuzfahrtenabteilung gewachsen. Von den Tochterfirmen hätten insbesondere Baumeler Reisen und der Skandinavien-Spezial Glur Reisen sehr gut gearbeitet. Bei Baumeler Reisen wuchs der Umsatz markant, was auf die Integration von Arcatour und von European Walking Tours im letzten Jahr zurückzuführen ist; insgesamt sei Baumeler sehr profitabel gewesen.

Dass Glur beim Umsatz negativ abschloss, ist darauf zurückzuführen, dass Knecht bei der Marke Polarnews ausgestiegen ist, wodurch 3 Millionen Franken Umsatz wegbrachen. Glur Reisen (Skandinavien, Arktis, Antarktis) und Kira Reisen (Osteuropa; v.a. Russland und Baltikum) seien aber profitabel und hätten zusammen rund 8% zum Gesamtumsatz beigetragen, fügt Geissberger an. Das frühere Sorgenkind Kira Travel sei auf gutem Weg - zwar noch nicht ganz zurück bei den Zahlen von vor 2015 und der Ukrainekrise, doch sei dies nur eine Frage der Zeit. Latino Travel blieb seinerseits minimal unter dem Vorjahresresultat, scheint dafür aber dieses Jahr auf ein Hammerjahr zuzugehen. Laut Geschäftsführerin Madeleine Weiss, mit welcher wir uns auch kurz unterhalten konnten, laufe es bei diversen Destinationen schon bald auf einen kompletten Ausverkauf aller Kontingente zu.

Der Bereich Heliskiing Kanada ist in der Romandie unter der Marke Voyageplan leicht rückläufig, während er in der Deutschschweiz (Marke Agrar/Knecht  Reisen) deutlich gewachsen ist. Neu ist Heliskiing bekanntlich im «House of Sport» in Kloten unter der Leitung von Cyrill Zimmermann angesiedelt. Im «House of Sport» mit Heliski, Fussball, Golf und Sport Live arbeiten 18 Personen. Das Sport-Segment trägt rund 7% zum Umsatz der Knecht Reisen Gruppe bei. Der Kultur- und Studienreise-Veranstalter RHZ Reisen hat  trotz leichten Umsatzrückgangs ebenfalls ein gutes Resultat erreicht, führt Gehring weiter aus. Etwas nachgelassen haben Swissexpress/Ferieninsel/Quo Vadis, was mit dem Verlust eines wichtigen Commercial-Kunden und der Nähe zur Grenze - die Firmen sind in Basel ansässig - begründet wird.

Anbei die Performances der einzelnen Mitglieder der Knecht Reisen Gruppe (Text geht unten weiter):

Positiver Vorausblick

Angesprochen auf das aktuelle Geschäftsjahr, so entwickelt sich dieses offenbar wiederum prächtig, Aktuell liege man auf Stufe Knecht Reisen Gruppe umsatzseitig bei 1,6 Prozent über dem Vorjahr. Laut Gehring sind Glur und RHZ gar zweistellig über Vorjahr unterwegs. Wie bereits erwähnt ist auch Latino stark unterwegs in diesem Jahr, damit also auf Destinationsebene ganz Lateinamerika. Auch das Südliche Afrika liege massiv über Vorjahr, trotz teils deutlich höheren Preisen. Einzig in Nordamerika liege man zurück; die USA klar, während in Kanada Kapazitätsprobleme vorliegen.

Ob die 1,6 Prozent über das ganze Jahr gehalten werden können, ist unklar. «Wir sind zufrieden, wenn wir das Resultat aus dem Vorjahr wiederholen können», sind sich beide Knecht-Manager einig. Man sei vom starken organischen Wachstum im letzten Jahr überrascht worden; zudem stünden dieses Jahr aufgrund des Erstarkens von Währungen wie Dollar, Euro und Rand gegenüber dem Franken allein schon währungsbedingt Preiserhöhungen im Raum. Trotzdem sind die zuversichtlich, wieder ein gutes Ergebnis hinlegen zu können.

Zumindest das WM-Geschäft trägt schon einen Teil bei: Laut Geissberger sind sämtliche Tickets für die Reisen zu den Spielen der Schweiz verkauft. «Das WM-Geschäft ist für uns ein Erfolg, auch wenn die Zusammenstellung der Reisen ein logistischer Kraftakt war», so Geissberger.

Stolz ist Geissberger übrigens auch über den neuen Internet-Auftritt von Knecht Reisen, der 2017 lanciert wurde. Die über 300 Mitarbeitenden verfügen dort über ein Profil, welches sie mit ihren eigenen Reiseberichten und Blogs hinterlegt haben. Dank ausgeklügelter Algorithmen finden Kunden dadurch schnell Spezialisten/Spezialistinnen mit speziellen Destinationskenntnissen. Damit verschmelzen Offline und Online. Doch nicht nur das:«Bei der SEO-Relevanz haben wir deutlich zugelegt», so Geissberger, «dazu haben wir unsere Reiseprogramme für Tablets und Handys responsive gemacht und die Buchbarkeit von Reisen auf www.knecht-reisen.ch weiter vorangetrieben.» Das zahlt sich nun aus: Vergleicht man das 1. Quartal 2018 mit dem 1. Quartal 2017, haben die Zugriffe auf derr Website laut Geissberger um 58 Prozent zugenommen, die Verweildauer um stattliche 34 Prozent.

Ein Zukauf in der Pipeline

Künftig ist Knecht weiterhin offen für sinnvolle Zukäufe von Touristik-Unternehmen, welche ins Portfolio passen. In den vergangenen 20 Jahren hat die Knecht Reisegruppe 20 touristische Firmen übernommen. Dabei gebe es aber kein Muster, meint Geissberger, vielmehr gehe man einfach guten «Opportunities» nach, welche sich situativ ergeben. «Drei Viertel der Firmen, welche uns angedient werden, lehnen wir ab», so Geissberger weiter. Man sei für das Wohlergehen der Firma nicht grundsätzlich auf Zukäufe angewiesen. Dass man aber weiterhin auch solche Optionen ins Auge fasst und dafür auch Mittel hat, liegt auf der Hand. Geissberger lässt durchblicken, dass es auch 2018 mindestens einen Zukauf - offenbar im Retailing - geben werde.

Mehr lassen sich die Manager nicht entlocken. Ausser der Feststellung, dass die Möglichkeiten innerhalb der Schweiz schon langsam begrenzt sind, weil es nur noch sehr wenige unabhängige, also nicht in Ketten oder Verbünden organisierte, Reiseveranstalter wie auch Reisebüros gebe. «88 Prozent der Umsätze im Retailing werden schweizweit über organisierte Reisebüros erzielt», weiss Geissberger. Nimmt man die rund 1500 A- und B-Reisebüros als Grundmenge an, welche den gesamten Retailumsatz generiert, würde das also heissen, dass davon 12 Prozent, sprich 180 Büros, noch unabhängig sind. Das sind nur Spielereien und so richtig weiss seltsamerweise niemand, wie die Reisebürowelt organisiert ist. Klar ist nur, dass bald eines der verbliebenen unabhängigen Büros bei Knecht landen dürfte. 

(JCR)