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«Der Tourismus auf den Malediven ist innovativ und gesund»
Jean-Claude RaemyIm vergangenen Jahr haben etwas über 32‘000 Schweizer die Malediven besucht. Das ist gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 3,1 Prozent – und verankert die Schweiz noch fester als einer der fünf wichtigsten touristischen Quellmärkte der Malediven, was für ein Land unserer Grösse bemerkenswert ist. 60 Prozent davon sind Repeater – und es kommen ja immer neue Malediven-Fans dazu.
Auch an der Fespo ist der Andrang am Malediven-Stand gross. Dr. Hala Hameed, Botschafterin der Malediven bei der UNO in Genf, ist ebenso persönlich anwesend wie Hussain Lirar, der stellvertretende Tourismusminister der Malediven. Beide bekräftigen die Wichtigkeit der Fespo für das Marketing ihres Landes: «Hier können wir uns mit den Veranstaltern treffen, aber auch direkt mit vielen Kunden und potenziellen Kunden in Kontakt treten», erklärt Hameed. «Wir haben solide Zahlen aus der Schweiz, müssen aber Präsenz markieren, damit dies auch so bleibt», fügt Lirar an.
Mit Voraussicht gegen Kapazitätsgrenzen
Langsam sind aber auch die Kapazitätsgrenzen auf den Malediven erreicht. Im letzten Jahr bewältigte allein der – relativ kleine – Hauptflughafen von Male über 4 Millionen Passagiere. Emirates fliegt inzwischen fünf Mal täglich die maledivische Hauptstadt an.
«Die Regierung und das Tourismusministerium der Malediven sind sich über solche Herausforderungen bewusst», erklärt Lirar und verweist darauf, dass Ende 2018 am Flughafen in Male ein neuer Runway eröffnen wird und Ende 2019 ein neues Terminal. Damit wird die Kapazität verdoppelt. Doch nicht nur das: Aktuell sind mehrere Domestic-Flughäfen auf diversen Atollen im Bau. Das Fernziel sei, dereinst auf 20 Atollen einen Flughafen zu haben, um die Transferzeiten ab den internationalen Flughäfen – die Malediven haben inzwischen doch drei davon – weiter zu verkürzen, auf jeweils maximal 20-30 Minuten. Aktuell gibt es bereits sechs solche Flughäfen, fünf sind in Planung. Was aber nicht das Ende der beliebten Wasserflugzeuge bedeutet – im Gegenteil: Am internationalen Flughafen von Gan, ganz im Süden des Landes, wurde soeben ein neuer Wasserflugzeug-Hub lanciert.
Diversifizierung im Hotelsektor
Mit den Flügen allein ist aber auch noch nicht getan. Galt auf den Malediven lange das Prinzip «One Island, One Resort» (also ein Hotel pro Insel), wird dieses nun aufgeweicht. Nennenswert sind hierbei beispielsweise das «Five Islands Lagoon Project», einem integrierten Resort. Im Laamu-Atoll gibt es auch bereits Inseln, auf denen nebeneinander mehrere unabhängige Hotels operieren – im Addu-Atoll soll eine weitere solche Multi-Hotel-Insel folgen. Darüber hinaus gebe es Pläne für «floating hotels», gleichzeitig baut man weiter die Unterwasser-Angebote aus – auf den Malediven gibt es ja bereits Unterwasser-Zimmer, -Spa, -Weinkeller, -Nachtclubs und mehr. Da sind die Malediven an der Spitze der Innovation.
Doch man wächst auch in die Breite. «Wir bauen vor allem auch das Budget-Segment aus», erklärt Hameed. Dadurch werden nicht nur neue Kundensegmente angesprochen, es schafft beispielsweise auch die Möglichkeit für Frauen, besser im Tourismussektor Fuss zu fassen – diese können nämlich auf den Resorts arbeiten und abends nach Hause auf die eigene Insel. Auf der Resort-Insel übernachten ist im muslimischen Land für Frauen ein No-go.
Auch generell gibt es eine Entspannung. Exkursionen auf Inseln mit Einheimischen sind mittlerweile gang und gäbe, wobei man am echten Leben der Bevölkerung teilhaben soll – die Schaffung von künstlichen «Entertainment-Inseln» sei nicht geplant. Im Zentrum stehen beim Austausch Handwerk und Musik.
Nicht zuletzt sind die Malediven inzwischen sehr stringent in Sachen Umweltschutz. Wenn Land gewonnen werden muss für ein Inselprojekt, geschieht dies unter strengen Auflagen. Es gibt auch Sensibilisierungskampagnen bei der Bevölkerung und vermehrt bei den Touristen. Und es gibt Mangroven-Anpflanzungs-Initiativen der Regierung, um das Ökosystem zu schützen.
«Die Malediven wachsen»
Auf den Malediven ist Vorausschauen Pflicht. Ein Land, dessen BIP zu 25 Prozent direkt und zu über 70 Prozent indirekt aus dem Tourismus gespeist wird, muss innovativ sein. Um das Klumpenrisiko abzufedern, werden wirtschaftliche Initiativen lanciert. Unter anderem können neuerdings Unternehmen in «Special Economic Zones» investieren – erwartet wird ein minimales Investment von 150 Millionen Dollar, dafür erhält man 49 Prozent der Anteile. Das Besondere daran: Man kann in Geschäftsbereiche investieren, die es so auf den Malediven noch nicht gibt, und erhält Unterstützung dafür. So kann die Wirtschaft etwas diversifiziert werden. Herkömmliches Tourismus-Investment ist natürlich weiterhin möglich.
Die Zukunft der Malediven sieht gut aus. Doch hängen über dieser Zukunft nicht ökologische Wolken, in Form der vielzitierten Erhöhung des Meeresniveaus, welches die Malediven künftig bedrohen könnte? Lirar sieht dies gelassen: «Zum einen erhöht sich der Meeresspiegel nicht schlagartig. Wir hoffen, dass viele menschgemachte Initiativen diesen Prozess weiter verlangsamen. Ausserdem gilt zu bedenken, dass die Malediven auf Riffen liegen, also lebendigen Organismen, welche wachsen – wenn der Meeresspielegel steigt, wachsen die Riffe mit.» Zumindest für die kommenden Generationen müssten die Malediven weiterhin ein Ferienparadies sein.