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Die Zeichen für eine gute Badeferien-Saison und ein gutes Reisejahr stehen gut. Bild: TN

Viel Optimismus bei den Schweizer Veranstaltern

Jean-Claude Raemy

TO-Umfrage 1/2: travelnews.ch hat 12 Reiseveranstalter befragt – fast alle rechnen 2018 mit Wachstum. Angst haben die führenden Anbieter eigentlich nur vor Terroranschlägen und Naturkatastrophen.

Travelnews.ch hat zum Jahresauftakt bei 12 Schweizer Reiseveranstaltern um eine Einschätzung zum Geschäftsverlauf im kommenden Jahr gebeten. Grundsätzlich überwiegt der Optimismus: Fast alle rechnen mit Wachstum oder zumindest stabilem Geschäft – natürlich immer unter der Voraussetzung, dass es keine externen Faktoren gibt, welche die Reiselust nachhaltig stören. Auf interne Herausforderungen, etwa in der IT oder beim Personal, scheint man gut vorbereitet zu sein. Nachfolgend die Antworten im Detail.

Welches sind Ihre Erwartungen für 2018 und welches sind im kommenden Jahr die wichtigsten Herausforderungen?

Bentour: Deniz Ugur

Deniz Ugur.

«Wir erwarten 2018 ein ausserordentlich gutes Geschäftsjahr. Aktuell liegen wir im Buchungseingang dreistellig im Plus. Dies hängt auch mit der sehr positiven Entwicklung unserer neuen Destinationen zusammen. Dazu zählen vor allem die Balearen, Kanaren und die Griechischen Inseln. Dazu kommt ein deutlich positiver Trend für Türkei-Reisen. Dort liegen wir momentan 45,3 Prozent im Plus zum Vorjahr. 

Der technologische Wandel führt zur neuen Anforderungen wie etwa die Verarbeitung der hohen Geschwindigkeit der Anpassung von Preisen und Verfügbarkeiten.  Immer schnellere Systeme und Prozesse müssen diesem Wandel gerecht werden. Das führt zu einem deutlich grösserem IT-Budget, aber natürlich entstehen hiermit auch neue Chancen. Noch nie war es einfacher möglich, internationale Geschäfte zu betreiben und effizient zu steuern.

Die Vorteile, die aus einem international aufgestellten Business entstehen, kommen jedem Teilmarkt und damit jedem Kunden zugute. Zum einen führt dies zu besseren Preisen, zum zweiten sind Unternehmungen, die global aufgestellt sind, weniger Anfällig für regionale Krisen. Weitere externe Herausforderungen sehen wir bei der Verschärfung des Pauschalreiserechts und der Anpassung von Prozessen beim Verkauf von Reisen. Allerdings können auch hier Reiseveranstalter gestärkt aus der Situation hervorgehen. Denn die Umsetzung macht eine individuelle Paketierung von Reisen zu aufwändig und risikoreich.

Natürlich erfordern die immer komplexeren Prozesse auch einen Know-how-Zuwachs bei jedem einzelnen Mitarbeiter. Kontinuierliche Schulungen, eine umfangreiche Kommunikation und Weiterbildungen sind unumgänglich.

Wir werden 2018 etwa 20-25 Prozent mehr Mitarbeitende beschäftigen. Natürlich machen wir weitere Einstellungen auch vom weiteren Verlauf unserer Buchungen abhängig.»

Bischofberger Reisen: Romy Obrist

Romy Obrist.

«Sollten sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht dramatisch verändern, erwarten wir eine stabile bis leicht zunehmende Geschäftsentwicklung. 

Auch im neuen Jahr bleibt die Herausforderung, unseren Kunden ein qualitativ einwandfreies Angebot zum besten Preis-Leistungsverhältnis anzubieten.Die Anzahl unserer Mitarbeitenden bleibt 2018 stabil.»

DER Touristik Suisse: Dieter Zümpel

Dieter Zümpel, CEO von DER Touristik Suisse.

«Dank einem erfreulichen Buchungsstatus für das Jahr 2018 und positiven Rückmeldungen unserer Vertriebspartner dürfen wir von einem überdurchschnittlichen Umsatzwachstum und einem deutlich verbesserten Betriebsergebnis ausgehen.

Grundsätzlich steht uns die Aufgabe bevor, unser Unternehmen und Produkt bei anhaltend grossem Kostendruck noch mehr auf die Bedürfnisse unserer B2B- und B2C-Kunden auszurichten. Spezifisch als interne Herausforderung ist die kontinuierliche Entwicklung von Buchungssystemen zu nennen, die sinnvolle Ergänzung von Produkt und Vertriebskanälen sowie die Gewinnung von talentierten Schulabgängerinnen und Schulabgänger und Fachkräften für DER Touristik Suisse. Nachdem sich die Mitarbeitenden-Anzahl im Jahr 2017 rückläufig entwickelte, dürfte sie im Jahr 2018 weitgehend stabil bleiben.

Der Wettbewerbsdruck wird nicht nachlassen und es ist leider nicht damit zu rechnen, dass es im neuen Jahr keine von aussen an uns herangetragenen Herausforderungen wie Streiks, Konkursfälle, Wetterunbilden oder sogar sicherheitsspezifische Vorfälle geben wird. Wir werden auch 2018 alles tun, um unsere Gäste von den Vorteilen einer Veranstalterreise zu überzeugen.»

FTI Touristik: Florian Tomasi

Florian Tomasi.

«Das vergangene Geschäftsjahr war das erfolgreichste Jahr für die FTI Group seit Bestehen der Unternehmensgruppe. Die FTI Touristik AG blickt ebenfalls auf hervorragende Jahreszahlen zurück. Gerade die Mittelstrecke nach Ägypten, Marokko, Tunesien, Spanien inklusive der Balearen und Kanaren, Zypern und Griechenland haben extrem gezogen und uns im Umsatz ein starkes zweistelliges Prozentplus im Vergleich zum Vorjahr beschert. Da wir vorausschauend gerade in diesen Zielgebieten unser Flugportfolio bezüglich Frequenz und Streckennetz erweitert und parallel auch unser Hotelangebot ausgebaut haben, gehen wir für 2018 davon aus, dass wir die Erfolgsgeschichte weiterschreiben.

Die letzten Jahre haben uns gelehrt, dass das touristische Jahr nicht mehr nach Schema F planbar ist. Veranstalter müssen deutlich flexibler sein, auf Unvorhersehbares schnell reagieren können und mit entsprechender Manpower im Service-Bereich aufgestellt sein. Die Vorteile der Pauschalreise haben die Insolvenzen von Air Berlin und Niki für Kunden deutlich werden lassen, im ersten Moment aber auch einen enormen Kraftakt für die Veranstalter bedeutet. Zudem zeichnet sich im Kundenverhalten der Wunsch nach mehr Abwechslung im Urlaub ab – man will nicht mehr nur Strandferien oder ein Städteerlebnis, sondern möchte am liebsten zahlreiche Urlaubsarten miteinander kombinieren können. Als Veranstalter muss man da entsprechende Destinationen in petto haben, neue Kombinationen ermöglichen und zielgruppenspezifische Produkte anbieten - etwa im Bereich nachhaltiges Reisen oder mit zugeschnittenen Hotelmarken und Produktlinien.

Nicht zuletzt sehen wir auch, dass die Nachfrage für möglichst individuelle Reisen auf der Langstrecke deutlich anzieht. Die grösste Herausforderung für Veranstalter ist also Flexibilität und mehr Vielfalt im Angebot. An oberster Stelle interner Herausforderungen steht gute IT. In beiden Bereichen ist die FTI Group für 2018 gut gerüstet.

Personalseitig gab es keine Veränderungen und wird es auch keine geben.»

Globetrotter Group: André Lüthi

André Lüthi.

«Zuerst mal hoffen wir, dass der Planet von Kriegen und Katastrophen verschont bleibt. Ohne neue Akquisitionen rechnen wir mit einer weiteren grösseren Nachfrage in den Nischenprodukten und einer kleinen Steigerung im Retail-Geschäft. Über alles rechnen wir mit unseren 14 Unternehmen mit einem Umsatzzuwachs von 2-3%.

Eine stetige Herausforderung wir die Rekrutierung von Mitarbeitenden sein, welche die Unternehmensziele nicht nur verstehen, sondern sie auch leben. Bisher hatten wir hier grosses Glück. Vom Bestand her wird sich bei uns 2018 bezüglich FTE im Bereich 2017 einpendeln.

Dazu kommt die Gratwanderung 'stationärer Vertrieb versus Digital' – das Aufzeigen und Leben der klaren Differenzierung der beiden Kanäle. Die Ungewissheit bezüglich Naturkatastrophen sowie politischen und religiösen Konflikten ist leider Teil unseres täglichen unternehmerischen Tuns. Es ist eine Herausforderung, situativ weitsichtige Entscheide in diesen Fällen zu treffen.»

Hotelplan Suisse: Kurt Eberhard

Kurt Eberhard.

«Wir sind für das kommende Jahr grundsätzlich optimistisch eingestellt. Gründe dafür sind die gut gehende Wirtschaft und das bereits gut begonnene Geschäftsjahr.

Auf interner Ebene haben wir viele - zum Teil grosse - IT-Projekte, die wiederum auch hohe Kosten bedeuten. Und im externen Bereich dürften auch nächstes Jahr die üblichen Herausforderungen wie Katastrophen oder Terroranschläge auf uns zukommen. Aber auch etwa der teurere Euro, welcher Ferien wieder teurer werden lässt, gehören zum Challenge.

Der Personalbestand ist gleichbleibend.»

Knecht Reisen: Marcel Gehring

Marcel Gehring.

«Wir gehen 2018 von einem stabilen Jahr aus und sollten im Bereich von 2017 operieren können. Unsere Buchungszahlen für 2018 sind leicht über den Erwartungen. Das Resultat ist natürlich stark abhängig von externen Entwicklungen.

Eine interne Herausforderung ist sicherlich weiterhin die Positionierung in unseren Kerngebieten und die entsprechende Schulung und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Es gilt weiterhin, den bestmöglichen Berater mit den Bedürfnissen des Kunden zusammen zu bringen. Mögliche Abgänge gut zu ersetzen ist ebenfalls eine grosse Herausforderung. Hier sind wir aber gut positioniert. Die meisten externen Herausforderungen können wir nicht beeinflussen. Wir müssen dann entsprechend reagieren können, sollten solche eintreffen.

Personalseitig sind wir natürlich durch die Integrationen von City und Arcatour etwas gewachsen, ansonsten gibt es aber keine grossen Veränderungen; wir liegen bei rund 220 FTE. 2018 ist aufgrund von Umsatzzuwachs in gewissen Bereichen situativ eine leichte Anpassung nach oben möglich.»

Tourasia: Stephan Roemer

Stephan Roemer.

«Mein Budget für 2018 geht von identischen Zahlen wie 2017 aus. Wenn wir dies punkto Umsatz übertreffen, umso besser, wenn nicht, bin ich so zufrieden.

Bei Tourasia ist alles eingespielt und wir haben ein langjähriges Team. Die Personalanzahl wird 2018 genau gleich bleiben. Unsere wichtigste Herausforderung ist die Integration und Führung von Diethelm Travel in Asien. Das wird 2018 ein Hauptfokus bei uns sein. Auf Unregelmässigkeiten politischer Natur, Unwetter, etc. wissen wir aus unseren Erfahrungen der vergangenen Jahre, wie zu reagieren ist.»

TUI Suisse: Martin Wittwer

Martin Wittwer.

«Wir fahren weiterhin eine Wachstumsstrategie und wollen auch 2018 zulegen. Mit dem Kauf von Cruisetour haben wir erst kürzlich diese Strategie weiter unterstrichen. Zudem hoffe ich, dass Regionen wie Tunesien wieder zurück finden – die ersten Prognosen sind sehr positiv.

Für mich ist die Kundenorientierung zentral. Diese beeinflusst das interne und externe Umfeld. Wir wollen auch im Jahr 2018 das beste Produkt mit dem optimalen Preis- Leistungsverhältnis anbieten.

Die Personalanzahl ist bei TUI Suisse trotz einem tollen Wachstum gleichbleibend.»

Twerenbold Reisen: André Wildberger

André Wildberger.

«Die Buchungen für 2018 sehen sehr vielversprechend aus. Auch das wirtschaftliche Umfeld ist gut. Daher denke ich, dass es ein interessantes und spannendes Jahr wird. Es ist sicher noch etwas früh, um konkrete Zahlen zu nennen, doch wir erwarten ein besseres Jahr als 2017.

Eine grosse Herausforderung ist nach wie vor das Internet und die Tatsache, dass die Hotels und Airlines, wenn immer möglich, direkt an den Endkonsumenten gelangen wollen. Die Hotelportale weisen meistens einen sehr günstigen Preis aus, bei dem jedoch weder Taxen, Steuern noch Mahlzeiten inbegriffen sind. Wir sind dann gefordert, den Kunden die Preisunterschiede zu erklären.

Die Hotel- und Flugpreise sind sehr dynamisch geworden, was ein tägliches Update erfordert. Tagespreise sind ebenfalls nicht immer einfach zu handhaben, gerade wenn man eine Offerte erstellt und der Kunde einige Tage Bedenkzeit braucht.»

Universal Reisen: Silvia Schembri

Silvia Schembri.

«Wir sind mit dem TO-Geschäft sowie mit der Hotelauslastung – durchschnittlich 93 Prozent – der vergangenen Saison sehr zufrieden. Unser Ziel ist es, die guten Zahlen von 2017 zu halten. Mallorca ist auch 2018 sehr gefragt.

Intern sind IT-Projekte stets relevante Herausforderungen, nebst Abstimmung von Personalressourcen auf  sich wiederum durch Digitalisierung ändernde Aufgaben. Externe Herausforderungen sind weniger langfristig absehbar. Die aktuelle Weltlage bzw. Sicherheitsbedenken hatte sicher einen positiven Einfluss auf die Nachfrage für Ferien im als sicher geltenden Mallorca in den letzten Jahren. 

Eine Herausforderung war gewiss die Flugplanung 2018. Durch den Wegfall von Air Berlin/Niki war dies eine echte Challenge. Für unseren grossen Flugbedarf für den Hauptanreisetag Sonntag konnten wir mit unseren langjährigen Partnern Edelweiss Air und Helvetic Airways gute Lösungen finden, um attraktive Pauschalarrangements offerieren zu können.  Trotzdem ist die Flugsituation für die Saison 2018 schwierig. Es gibt zu wenige Flüge auf dem Markt, entsprechend sind Preise für allenfalls zusätzlich benötigte Linienflüge hoch.

Wir ruhen uns sicher nicht auf den Lorbeeren aus, sondern verbessern unsere Leistungen jedes Jahr aufs Neue - abgesehen von guten Fluglösungen beispielsweise auch mit Renovationen an unseren Hotels oder mit kontinuierlicher Schulung der Mitarbeiter. Die Personalanzahl in FTE wird sich voraussichtlich für 2018 nicht verändern. Teilweise verändern sich mit neuen Marktgegebenheiten Funktionen von jeweiligen Mitarbeitern.»

Vögele Reisen: Pascal Wieser

Pascal Wieser.

«2018 haben wir einen Meilenstein zu feiern: Der Veranstalter Vögele Reisen feiert sein 30jähriges Bestehen! Dank treuer Stammkundschaft sowie einem wachsenden Neukunden-Anteil gehen wir weiterhin von einer positiven Entwicklung – sprich Wachstum – aus.

Flugpreisentwicklungen, Preis- und Wechselkursentwicklungen an den Destinationen sowie die geopolitischen Verhältnisse beeinflussen unser Geschäftsmodell relativ stark. Overtourism betrifft uns eher am Rande, da wir mit unseren Rundreisen tief in die Destinationen eintauchen und sich unsere Gruppen nicht nur an den Hotspots aufhalten. Jedoch sind wir den Naturphänomenen ausgesetzt – der Hurrikan Irma auf der wichtigen Destination Kuba war ein schmerzhaftes Beispiel im 2017. 

Intern gilt es, den «KMU-Spirit» weiter zu pflegen. Das heisst insbesondere, schlank und flexibel bleiben sowie die Kundenorientierung aller Mitarbeitenden weiterhin auf höchstem Niveau halten. Aber darüber mache ich mir keine Sorgen: Mit unserem Top-Team von 20 Mitarbeitenden können wir die ehrgeizigen Ziele für 2018 bewältigen.

Spannend bleibt das Thema Digitalisierung und die sich bietenden Möglichkeiten insbesondere im Bereich Marktbearbeitung. Hier gilt wie überall: Den Wald vor lauter Bäumen nicht aus den Augen verlieren!»