Reiseanbieter

Ivan Meyer fieberte im Estádio da Luz in Lissabon mit. Für 35 der 5000 Schweizer Fans organisierte er den Fan-Trip zum WM-Qualifikationsspiel Portugal - Schweiz. Bild: IM

Erfolgreich auf der Fussball-Welle

Gregor Waser

Fussball-Reisen sind die Spezialität von ivanmeyertours in Wangen a/Aare. Am Dienstagabend stand Ivan Meyer mit einer 35-köpfigen Reisegruppe im Estádio da Luz in Lissabon.

Nach der 2:0-Niederlage am Dienstagabend in Lissabon muss die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft nun Mitte November noch zwei Entscheidungsspiele bestreiten, bevor es klar ist, ob sie an der WM in Russland im nächsten Sommer dabei ist. Ivan Meyer, der sich auf Fussball-Reisen spezialisiert hat, weilt noch bis Donnerstag mit einer 35-köpfigen Reisegruppe in Lissabon und hat sich vor der Abreise zum Portugal-Spiel mit travelnews.ch unterhalten – über sein Reisebüro ivanmeyertours und die Entwicklung von Fussball-Reisen.

Gewarnt sei er worden von vielen Seiten, als er 2002 seine Einzelfirma ins Leben rief. Trotz 9/11 und Wirtschaftsflaute legte Ivan Meyer vor 15 Jahren trotzdem los mit Gruppen- und Sportreisen, zunächst von zu Hause aus. 2006 gründete er dann eine GmbH und heute verfügt das Reisebüro in Wangen a/Aare über sechs Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von rund sechs Millionen Franken.

Wird die Fussball-WM in Russland für ivanmeyertours zum grossen Geschäft? Nicht unbedingt, sagt Ivan Meyer, FIFA-Events seien stets ein bisschen kompliziert: «Wir werden keine eigenen Reisen produzieren, aber jene des offiziellen Veranstalters Travel Club vermitteln.» Im Gegensatz zur EM in Frankreich sei die WM in Russland aber schon interessant für ein Reisebüro. Formulare, Visa, eine andere Sprache, benötigte Flüge – hier seien Profis gefragt.

Gut vernetzt in der regionalen Fussballszene

Der heute 47-Jährige ist gelernter SBB-Betriebsdisponent und nahm in den 90er-Jahren die Tätigkeit in einem SBB-Kuoni-Reisebüro auf. Selber damals Fussballer beim FC Herzogenbuchsee und dann auch im Tessin bei FC Agno-Malcantone, lag Meyer die Vermittlung von Sportreisen schon immer nahe. Doch beim SBB-Reisebüro in Olten, wo er zuletzt arbeitete, hiess es, «Sportreisen, das wollen wir nicht» – und so legte Ivan Meyer mit 32 Jahren selber los.

Gut vernetzt in den Kantonen Bern und Solothurn in der regionalen Fussballszene, konnte er sich bald einen Namen machen als Spezialist für Gruppen- und Fussball-Reisen. Die Stammkunden-Datei wuchs an und viele seiner Kunden wollten neben den Sportreisen auch den Ferientrip ins Mittelmeer oder nach Übersee buchen. Bis heute: zu dritt arbeiten sie bei ivanmeyertours im Operating für Sportreisen und drei Leute arbeiten an der Front im Retailing.

Wie schauts denn mit der Nachfrage aus in dieser Nische der Sportreisen? «Ich glaube nicht so schlecht», lacht Meyer, «schauen Sie sich die Entwicklung bei Hotelplan, Knecht und Globetrotter an, die alle verstärkt auf Sport setzen». Mit ein Grund, dass vor allem der Besuch von Fussball-Meisterschaftsspielen im Ausland so gut laufe, seien auch die tiefen Flugpreise. Die vier Kollegen, die in der Beiz spontan beschliessen, zusammen ein Spiel in Barcelona oder Manchester zu besuchen, oder Vater und Sohn oder eine Abteilung einer Firma, dies sei eine typische Buchung, die bei ivanmeyertours eintreffe.

Im Internet gäbe es viele schwarze Schafe und lusche Tickethändler, da könne man als zuverlässige Agentur punkten und einen treuen Kundenstamm aufbauen, der einem eben dann auch bei einer weiteren Buchung berücksichtige, erklärt Meyer. Konkurrenz, die über Nacht auftauchen könnte, weil das Business mit den Fussball-Reisen so gute laufe, befürchtet er nicht. «Wenn heute einer anfängt, wird er erst ein paar Mal Lehrgeld bezahlen, bis er über ein seriöses Agenten-Netz verfügt. Und wir machen nicht alles um jeden Preis. Vertrauen ist das wichtigste Gut für uns.»

Auch Reisebüros können bei ivanmeyertours Fussball-Reisen buchen und werden kommissioniert. Einzige Bedingung: sie müssen auch das Hotel buchen. Den die Agenten vor Ort hinterlegen die Eintrittstickets in der Regel im Hotel. Als reiner Tickethändler agiert das Wangener Reisebüro nicht. 

Dass es in vielen Ländern schwierig ist, an Tickets zu gelangen, spielt Ivan Meyer in die Karten. Vielerorts kriegt man keine Tickets an der Kasse, etwa in Italien muss man sich vorgängig registrieren oder in England seien die meisten Spiele ausverkauft, hier kämen seine Agenten mit Hospitality Tickets zum Zug. Erschwerend sei für die Organisation eines verlängerten Wochenend-Trips zu einem Fussball-Event, dass in den letzten Jahren die Spielansetzungen vermehrt relativ kurzfristig erfolgen oder grosse Abweichungen haben können. Zwar wisse man, dass der HSV gegen Hertha an diesem oder jenem Wochenende spielt, doch nicht an welchem Tag.

Dauerbrenner Premier League und Bundesliga

Die Premier League und die Bundesliga seien Dauerbrenner, sagt Meyer. Nach München in die Allianz-Arena organisiert er jedes zweite Wochenende eine Carfahrt zu den Bayern-Heimspielen. Auch Dortmund, Freiburg und Hoffenheim seien beliebt. Italien erlebte nach den boomenden 90er-Jahren einen Einbruch der Nachfrage. Derzeit, wegen Juve und mehr Investitionen bei Milan, käme die Nachfrage wieder etwas zurück. Und Exoten? Nein, Wien sei zwar eine schöne Stadt, aber wegen dem Fussball reise niemand dorthin. Frankreich sei immer besser gefragt, schon länger Spanien. Besonders freut Meyer der Edelweiss-Charter nach Sevilla, der einige Optionen in die schöne Stadt eröffnet.

Weil ivanmeyertours im gesamten deutschsprachigem-Raum offizieller Agent des Club Wembley ist, kann das Reisebüro auch Business über die Landesgrenze hinaus generieren. Hier werden schon auch mal Reisen ans Ed-Sheeran-Konzert im Wembley verkauft. Und mit der Domain nhl-reisen.ch hat Meyer zudem ein Standbein für Eishockey-Reisen nach Übersee; Aufenthalte in New York, Toronto und Montreal seien da gefragt.

Und nun also weilt er in Lissabon – mit dem Schild voraus durch die Stadt und die Gruppe hinter sich? «Nein, nein, wir treffen uns nur im Bus zum Stadion zu einem Apéro und betreten das Stadion gemeinsam. Die Stadtentdeckungen unternehmen die Leute selber.» Weil Lissabon so viel zu bieten habe, sei der Rückflug nicht auf Mittwoch angesetzt worden, sondern erst am Donnerstag.

Wenn Ivan Meyer wieder zurück in Wangen ist, dürfte er sich gleich mal die Reisemöglichkeiten nach Belfast, Dublin, Stockholm oder Athen anschauen. Denn das Barrage-Hinspiel der Schweizer Nati findet um den 10. November in einer von diesen Städten statt, die genauso für einen verlängerten Fussball-Trip locken wie Lissabon.