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«Hotelplan - 100% schweizerisch» steht auf der Webseite hotelplan.ch. Bald werden aber auch Angebote von Veranstaltern darüber verkauft, die ihren Sitz im Ausland haben. Bild: TN

Auf hotelplan.ch werden künftig auch Angebote von Kuoni etc. verkauft

Jean-Claude Raemy

Hinter der Auflösung von travel.ch steckt offenbar die Aufwertung von hotelplan.ch hin zu einer richtigen OTA.

Gestern Abend wurde bekannt, dass Hotelplan die Marke travel.ch per Ende Oktober 2017 aufgibt – vermischt mit einer Meldung zum Abgang von «Dyna & Package»-Chef Tim Bachmann, welche damit in keinem Zusammenhang steht. Offiziell wurde travel.ch aufgegeben, weil Hotelplan sich marketingseitig mehr auf die anderen Online-Brands hotelplan.ch und migros-ferien.ch konzentrieren will.

Auf Nachfrage von travelnews.ch wird nun aber klar, dass die Webseite hotelplan.ch vor einer strategischen Änderung steht – weg vom proprietären Verkaufskanal für hauseigene Produkte hin zur OTA. Dazu Hotelplan-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir: «Mit dem Entscheid, travel.ch einzustellen, haben wir uns zugleich entschieden, die bei travel.ch erfolgreich eingeführte Multi-TO-Technologie bis ins erste Quartal 2018 auf hotelplan.ch zu überführen. Damit können wir einen wesentlichen Teil der jüngsten Investitionen für travel.ch auch in Zukunft nutzen.» Mit anderen Worten: Über hotelplan.ch werden ab Frühjahr 2018 auch Angebote der TO-Konkurrenten/Vertriebspartner wie Kuoni oder TUI verkauft. Die Webseite hotelplan.ch wird damit zur OTA und noch stärker im Gesamtvertrieb eingebunden – und da wäre es dann tatsächlich zu starken Überschneidungen mit travel.ch gekommen.

Travel.ch: Danke für die Technologie, aber weg mit der Marke

Trotz der nachvollziehbaren Entscheidung sorgt die Einstellung von travel.ch da und dort für Zähneknirschen. Zur Erinnerung: Gegründet wurde travel.ch im Jahr 2000 von Roland Zeller. Dessen Firma travelwindow, in welcher travel.ch eingebettet war, ging 2005 an Hotelplan, welche die Mehrheit daran übernahm. 2012 dann stieg Zeller vollständig aus und verkaufte seine restlichen 20 Prozent Anteil an Hotelplan. Wie viel Geld dabei floss, ist nicht bekannt – es dürfte sich aber um eine stattliche Summe gehandelt haben. Schliesslich zählte travel.ch zu jenem Zeitpunkt zu den grössten OTA in der Schweiz, und Zeller kann seitdem als «Business Angel» gut leben.

In letzter Zeit war es allerdings ruhiger geworden um travel.ch. Die Konkurrenz unter den OTA in der Schweiz und weltweit ist mörderisch. Waren die Zahlen schlecht? Man hörte immer wieder, dass travel.ch trotz ansprechendem Umsatz keinen Gewinn schreibe. Dazu sagt Huguenin-dit-Lenoir Folgendes: «Travel.ch war in etwa selbsttragend, aber noch nicht an dem Punkt, dass wir richtig Geld verdient haben. Dazu hätte es insbesondere Marketing-mässig einen grösseren Push gebraucht. Mit den Marken hotelplan.ch und auch migrosferien.ch sind wir in der Schweiz online bereits sehr gut aufgestellt. International ist bedfinder.com [eine via Travelwindow zu Hotelplan gestossene Domain, Anm.d.Red.] gut gestartet und hat auch bereits angefangen, Pauschalreisen mit Flug & Hotel zu verkaufen. Wir sind deshalb in der Geschäftsleitung zum Schluss gekommen, dass ein entsprechendes Investment ins Marketing zu wenig erfolgsversprechend ist und wir uns in der Folge auf die anderen Marken fokussieren.»

Wie stark die Produktüberschneidungen zum aktuellen Zeitpunkt sind, lässt sich nur schwer beziffern. «travel.ch war früher eindeutig grösser als Migros Ferien, hat aber in den letzten Jahren gegenüber Migros Ferien massiv an Terrain verloren», erklärt Huguenin-dit-Lenoir. Doch wurde das auch so gesteuert?

Während sich Zeller selber nicht zum aktuellen Entscheid äussern will und derzeit in Barcelona weilt, hört man aus anderen Quellen, dass das Marketing-Investment in die Firma travel.ch schon seit einiger Zeit versiegt sei. Deshalb sei es auch nicht erstaunlich, dass angesichts der «halbherzigen» Bewirtschaftung der Marke und dem fehlenden SEO und mangelnder «mobile responsiveness» die Besucherzahlen zuletzt markant eingebrochen seien. Schon bei der Auflösung von Travelwindow vor zwei Jahren sei zur Diskussion gestanden, travel.ch einzustellen, doch die Marke wurde bekanntlich noch etwas weitergeführt.

Nun also doch das Aus. Arbeitsplätze kostet das immerhin nicht, und Hotelplan hat, wie oben erklärt, von travel.ch im Bereich der Basistechnologie sehr stark profitiert – was nun eben anderen Webseiten zugute kommt.  

Die Domain bleibt bei Hotelplan

Was mit der Marke nun passiert, ist nicht klar definiert. Hotelplan hat laut Huguenin-dit-Lenoir nicht vor, die Domain travel.ch zu verkaufen. «Aber vielleicht kann man sie in Zukunft wiedermal für ein anderes Projekt brauchen», fügt sie an. Bekanntlich war travel.ch schon länger eine Art Online-Versuchslabor für die Hotelplan-Gruppe.

Die Stossrichtung ist bei Hotelplan indes klar: Stärkung der Hauptmarke, Stärkung des Spezialisten-Brands Travelhouse (zu Lasten der «Vertriebsmarken» wie Africantrails oder Wettstein), Stärkung der markenseitigen Anbindung an Migros. So sinnvoll das auch ist, wird Hotelplan für eine Weile damit auskommen müssen, wieder als «Markengrab» wahrgenommen zu werden: Mit Esco, diversen Travelhouse-Veranstaltermarken und jetzt eben travel.ch sind nun doch einige bekannte Schweizer Reisemarken in Glattbrugg geopfert worden.