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Was geht derzeit über den Reisebüro-Counter? Bild: Fotolia

«Ägypten läuft wieder – und Zypern, Asien und der Norden»

Welche Destinationen werden derzeit in den Schweizer Reisebüros gebucht? Zeichnet sich eine Last-Minute-Welle ab? Travelnews.ch hat sich bei Reisebüros ein aktuelles Bild gemacht.

Die Sommerferien sind vorbei, neue Kataloge stapeln sich in den Schweizer Reisebüros. Doch welche Destinationen werden in diesen Tagen angefragt und gebucht? Viele Last-Minutes? Neue Ziele oder die üblichen Favoriten? travelnews.ch hat sich bei fünf Reisebüros – in Winterthur, Chur, Rapperswil, Solothurn und Altdorf – ein Bild gemacht.

Roger Camenzind, Reisestube Altdorf

«Der Sommer war zu schön… das Geschäft lief zuletzt etwas träge, wobei anzufügen ist, dass 2017 ein Frühbucherjahr ist und wir somit sowohl für den Sommer als auch für den Herbst den grössten Teil schon längst in trockenen Tüchern haben. Es gibt aber immer wieder kurzfristige Anfragen für die Herbstferien und die Zeit darum. Momentan stellen wir fest, dass Ägypten wieder vermehrt in Frage kommt. Auch die Kanaren sind gut nachgefragt, die Verfügbarkeiten sind aber sehr knapp. Städtereisen sind auch gut nachgefragt. Auf der Langstrecke haben wir für den Herbst nur noch wenige Anfragen, dabei vor allem für Ozeanien und Asien, dafür ist das Sommergeschäft 2018 bereits gut losgegangen. Nachgefragt werden sowohl Motorhomes in Nordamerika als auch Sommerziele in Skandinavien, dazu viele Asien-Ziele.

Der grösste Unsicherheitsfaktor für uns sowie für unsere Kunden ist aktuell die Pleite von Air Berlin. Es gibt viele Rückfragen und eine gewisse Zurückhaltung davor, weiter Air Berlin zu buchen. Ebenso sind wir im steten Kampf mit den unfairen Praktiken von Kreditkartenfirmen. Was mir aber am meisten auffällt und was mich zurzeit überrascht, ist die grosse Anzahl an Kunden, welche sich bei uns nach Flügen und Hotels erkundigen, um dann anschliessend das Hotel selber im Web zu buchen, den Flug aber bei uns. Offenbar wird Booking & Co. vertraut, bei den Flügen vertraut man aber uns.»

Christian Hildebrand, Reisebüro Hildebrand, Winterthur

«In diesen Tagen treffen bei uns Buchungen ein etwa für Portugal, Irland und ins Baltikum – noch mit Abflügen im September. Auch Winter-Buchungen nach Asien oder Oman liegen vor. Last-Minute-Buchungen zu Badezielen wie Griechenland oder Zypern haben wir kaum, das ist bei uns wie abgestorben. Die Leute gehen wohl direkt zu Hotelplan, TUI oder Helvetic, die stellen ihre Marken ja schon sehr in den Vordergrund mit den Inseraten.

2017 läuft für uns ok. Man muss sich aber jedes Jahr neu erfinden. Auf dieses Jahr haben wir uns auf die Fahne geschrieben, dass wir dem Kunden möglichst schnell antworten wollen und die Bestätigungen nicht erst in vier, fünf Tagen verschicken. Am Abend sollen keine Pendenzen mehr auf dem Tisch liegen, um am anderen Tag Neues in Angriff nehmen zu können und Zeit für den Verkauf zu haben.»

Silvia Jöhl, Kuster Reisen, Rapperswil

«Viele Ägypten-Buchungen registrieren wir, etwa für Clubferien im Robinson, der wohl auch eine gewisse Sicherheit ausstrahlt. Weiter verzeichnen wir Buchungen für Südamerika und Asien, für kompliziertere Reisen, mit Abflügen im Februar und März. Kurzfristig treffen auch zahlreiche Anfragen für Zypern ein.

Der Juli war flau, nach den Sommerferien hat das Geschäft bei uns gleich angezogen. Etwa auch für USA-Ferien im nächsten Jahr. Die Leute wissen, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch gute Flugtarife erhalten. Keine Buchungen haben wir für die Türkei. Ich habe gehört, dass die Hoteliers da teils direkt auf die Kunden zugehen. Und gross angepriesen wurden die Kapverden. Da kommt aber keine Anfrage rein.»

Oliver Gartmann, Engel Reisen, Chur

«Nach den Sommerferien herrscht derzeit gerade etwas Flaute. Es gibt den einen oder anderen, der noch kurzfristig nach Last-Minutes sucht. Anfragen für klassische Herbstferien, etwa für die Kanaren, vermissen wir aber. Vielleicht kommt das noch.

Insgesamt sind wir 2017 aber auf gutem Kurs, wir sind zufrieden. Der Norden ist gut nachgefragt für den Winter, für kommenden Frühling liegen schon viele Buchungen vor für Thailand und Bali. Als Allround-Vermittler haben wir den Vorteil, vieles anzubieten, jegliche Destinationen und auf sämtliche Wünsche eingehen zu können. Wir sind nicht abhängig von einem spezifischen Touroperator und haben breitgefächerte Möglichkeiten.

Eine gute Sparte sind Kreuzfahrten, die schaukeln stets mit. Vielfach haben die Leute schon konkrete Vorstellungen beim Routing, weil sie sich vorgängig schon informiert ahben. Der Buchungsprozess ist schnell und der Beratungsaufwand niedrig.»

Heinz Schachtler, Travellino, Solothurn

«Es ist ein Frühbucherjahr, und das gilt natürlich auch für die Herbstferien. Kurzfristig erhalten wir jetzt zwar noch viele Anfragen für Kreuzfahrten, doch sind die Schiffe, zumindest für Familien und in vernünftigen Zimmerkategorien, längst ausgebucht. Im Mittelmeer buchen wir derzeit noch oft Griechenland, die Kanaren und die Balearen. Auch Ägypten läuft wieder – Hurghada seit längerem, inzwischen aber auch Marsa Alam und Sharm-el-Sheikh. Ägypten läuft deutlich besser als 2016, was für Tunesien und Marokko aber nicht zutrifft. Auf der Langstrecke haben wir im Herbst viel Nachfrage für Asien – Thailand und Vietnam – sowie für den Indischen Ozean, insbesondere die Malediven. Auch Kanada läuft diesen Herbst gut – im gleichen Masse besser zum Vorjahr wie die USA gegenüber dem Vorjahr zurückgehen. Skandinavien lief im Sommer hervorragend; im Herbst ist die Nachfrage jedoch klein.

Was uns stört ist einerseits die Unsicherheit rund um Air Berlin. Fliegen die im Herbst noch? Wir versuchen, alles wegzusteuern und Air Berlin nicht zu verkaufen. Inzwischen verkaufen wir die Kanaren teils auch als Linienflüge via Madrid. Das Misstrauen ist auch von Kundenseite her gross. Weiter bereitet mir der steigende Eurokurs etwas Sorgen. Der Notenverkaufskurs war zuletzt auf dem seit Jahren höchsten Stand, was Einfluss auf alle Rechnungen hat, welche in Euro zu begleichen sind.»

(JCR/GWA)