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Wechselt der Expedia-CEO vom Firmensitz in Bellevue bei Seattle (Bild) zum Uber-Sitz nach San Francisco? Bild: Expedia

Geht Expedia-CEO Dara Khosrowshahi zu Uber?

Der Uber-Verwaltungsrat hat überraschend den langjährigen Topmanager zum Wunschkandidaten gemacht. Das würde sicherlich Sinn machen. Doch noch hat der iranischstämmige Visionär nicht zugesagt.

Am Ende eines Sommers, in dem viel über wahnsinnige Fussballtransfers (Neymar, Dembele & Co.) diskutiert wird, folgt ein Transfer auf Geschäftsebene, der genau so spektakulär und dabei noch viel weitreichender ist. Die Rede ist vom Wechsel von Expedia-CEO Dara Khosrowshahi (Bild links) zu Uber.

Khosrowshahi, seit 2005 an der Spitze von Online-Reisegigant Expedia, wurde Insidern des Branchenmagazins «Skift» zufolge am Sonntag der Top-Job bei Uber angeboten. Der Uber-Verwaltungsrat, welcher die Meldung noch nicht offiziell bestätigt hat, hatte sich am Wochenende getroffen, um einen Nachfolger für Firmen-Mitbegründer Travis Kalanick zu finden. Dieser hatte seinen Posten im Juni auf Druck von Investoren niedergelegt, nachdem Uber wegen sexueller Belästigung und Diskriminierung in die Schlagzeilen geraten war.

Noch unklar ist, ob Khosrowshahi den Job überhaupt annimmt.

Es wartet ein schwieriger Job

Denn auf Khosrowshahi würde eine äusserst grosse Herausforderung warten. Sein Job wäre primär, das Image und die Firmenkultur des «Ride-Share»-Giganten auf Vordermann zu bringen, aber auch, endlich einmal Gewinne einzufahren. Denn dies hat Uber trotz seinem enormen Bekanntheitsgrad und dem scheinbaren weltweiten Erfolgszug bislang noch nicht geschafft. Darüber hinaus sind aktuell mehrere Top-Management-Positionen bei Uber vakant; zu Khosrowshahis Aufgaben würde also auch zählen, geeignete Führungskräfte zu rekrutieren.

Dabei dürfte dem iranisch-amerikanischen Unternehmer ein harter interner Wind entgegenwehen. Im achtköpfigen Verwaltungsrat von Uber gibt es nämlich verschiedene Fraktionen, welche sich in den Haaren liegen – und damit sind gerichtliche Auseinandersetzungen gemeint. Es ist bekannt, dass einige VR-Mitglieder lieber Jeff Immelt, den früheren CEO und aktuellen Chairman von General Electric, an der Uber-Spitze gesehen hätten. Dem Vernehmen nach war auch Meg Whitman, CEO von Hewlett-Packard und eine der Grossinvestorinnen bei Uber, mit im Rennen. Sowohl Immelt als auch Whitman hatten zuletzt aber angekündigt, nicht mehr interessiert zu sein. Und der aufbrausende ex-CEO Travis Kalanick ist noch nicht ganz Weg - eine künftige Rolle im Verwaltungsrat soll nicht ausgeschlossen sein.

Wer ist Dara Khosrowshahi?

Hinter dem schwierigen Namen versteckt sich eines der absoluten Schwergewichte der weltweiten Reiseindustrie. 

Dara Khosrowshahi wurde 1969 in Teheran geboren; seine Familie floh 1978 während der Revolution in die USA. Dort absolvierte Khsrowshahi ein Studium an der renommierten Brown University. Nach ersten Schritten im Bankwesen ging Khosrowshahi 1998 zur USA Networks in New York, welche später in IAC umbenannt wurde und schon früh im Online-Reisebusiness mitmischte, etwa mit den Käufen von City Search (1998), Hotel Reservation Network (1999), Expedia (2001) und Tripadvisor (2004).

Ab 2005 wurden alle Reisebranchen-Investments unter dem Dach von Expedia gebündelt und diese Firma verkauft/verselbständigt, mit Khosrowshahi als CEO. Dieser machte in der Folge aus Expedia eines der grössten Reiseunternehmen der Welt. Besonders der zähe Kampf gegen Booking.com und die diesbezügliche Entwicklung neuer Strategien und Visionen, etwa mit dem Kauf von HomeAway 2015, haben Khosrowshahis Reputation als umsichtigen und klugen Manager geschaffen.

Khosrowshahi sitzt überdies in diversen Verwaltungräten, etwa bei Hotels.com sowie beim Medienunternehmen New York Times. Im Jahr 2015 war er der bestbezahlte CEO der USA mit rund 95 Millionen Dollar Salär, davon 91 Millionen Dollar in Bonuszahlungen. Inzwischen ist er aber nicht einmal mehr der bestbezahlte Manager bei Expedia.

(JCR)