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«Wenn es Sinn macht, dann machen wir es», lautet André Lüthis Devise bei Übernahmen. Bild: Globetrotter

«Mir ist egal, ob jemand 4 oder 14 Millionen Umsatz macht»

SERIE NACHFOLGEREGELUNG (4/4): André Lüthi, Inhaber der Globetrotter Gruppe, tätigt immer wieder Akquisitionen. Wer für eine Übernahme in Frage kommt und auf was er dabei achtet, erzählt er hier.

Er ist der Mann, dem viele Reisebüro-Inhaber vertrauen: André Lüthi. Barbara Gähwiler und Andy Fricker verkauften ihm Brasa Reisen. Und weitere elf Reisebüros setzen bereits auf die Globetrotter Gruppe.

Aber wer kommt für eine Übernahme überhaupt in Frage? «Das kommt darauf an: Meistens hört man Branchenintern, wer zum Beispiel eine Nachfolgeregelung sucht. Oder in wenigen Fällen finde ich ein Produkt so spannend, dass ich von mir aus auf den jeweiligen Touroperator zugehe. Grundsätzlich kommen die meisten Unternehmer aber auf mich zu, weil sie denken, dass sie gut zur Globetrotter Gruppe passen würden. Ich merke dann schnell, ob die Chemie stimmt und ob ich mit den Preisvorstellungen des Unternehmens einverstanden bin», erklärt André Lüthi.

Auswählen tut er stets mit Bedacht: «Ich habe doppelt so viele Anfragen wie ich annehme. Wir setzen auf die Nische. Dabei schaue ich nicht, wie gross die Firma ist. Ob jemand vier Millionen oder 14 Millionen Umsatz macht, spielt mir keine Rolle. Mir ist nur wichtig, dass die Firma rentabel ist, gut positioniert und gut geführt ist. Wenn wir ein Unternehmen kaufen, muss sich der Eigentümer dazu verpflichten, noch mindestens drei Jahre im Dienst zu bleiben und danach eine Nachfolge für seine Position vorschlagen. Damit möchte ich die Kontinuität des Unternehmens sicherstellen.»

Wir sind keiner der ganz grossen TOs, wo man als kleine Firma im Konzern aufgeht.

Lüthi versucht, den Reisebüros Freiheiten zu lassen: «Unsere TOs geniessen eine hohe Autonomie, sie behalten ihre Strategie, Personalpolitik und Salärstruktur. Synergien schaffen wir zum Beispiel im Einkauf, im Marketing oder in der IT. Gegen aussen hin sind wir zwölf Firmen, die eigenständig agieren jeweils mit eigenem CEO, Verwaltungsrat etc.»

Sind das die Gründe, weshalb die TOs offenbar besonders gerne zur Globetrotter Gruppe wollen? «So wie ich höre, ist unsere Firmenkultur, wie wir ticken und wie wir die Unternehmen aufstellen, vielen sympathisch. Wir sind auch keiner der ganz grossen TOs, wo man als kleine Firma im Konzern aufgeht. Wir sind ziemlich genau in der Mitte und ich denke, das macht es für die Unternehmen spannend.»

Lohnt sich denn ein Verkauf für die Reisebüros in der heutigen Zeit überhaupt noch? «Wenn einer eine spannende Nische bearbeitet und Geld verdient, beziehungsweise man an die Zukunft dieser Nische glaubt, dann kann das Reisebüro auch mit einem interessanten Preis rechnen», sagt Lüthi. Schwierig hätten es die Retailer. «Die dümpeln meistens knapp an der Break-Even-Grenze und machen kaum Gewinn.»

Wie viele Unternehmen noch zur Globetrotter-Gruppe stossen werden, kann Lüthi nicht sagen. «Ich hatte noch nie eine Strategie. Ich handhabe das seit jeher so: Wenn es Sinn macht, dann machen wir es. Wo immer das dann auch hinführt.»

Reist selber viel: André Lüthi, CEO der Globetrotter Group. Bild: TN

(LVE)