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Loslassen ist nicht leicht - bei einem Unternehmen kann sich das aber durchaus lohnen. Bild: Pixabay.

«Das eigene «Baby» loszulassen, ist immer schmerzhaft»

SERIE NACHFOLGEREGELUNG (2/4): Während es das «Baby» von Barbara Gähwiler und Andy Fricker noch gibt, ist Intens Travel von Andy Zgraggen mittlerweile Geschichte. Beide äussern sich zum Verkauf ihrer Unternehmen und dessen Folgen.

Zu denen, die verkauft haben, gehören auch Barbara Gähwiler und Andy Fricker. 1996 haben sie Brasa Reisen gemeinsam gegründet. Heute gehört das Unternehmen zur Globetrotter Gruppe. Das eigene «Baby» abzugeben, sei auf der einen Seite schmerzvoll gewesen, aber «anderseits auch beruhigend zu wissen, dass es in guten Händen ist und in unserem Sinn weitergeführt wird», erzählt Barbara Gähwiler.

Verkauft haben die beiden ihr Reisebüro, um eine rechtzeitige Nachfolgeregelung sicher zu stellen und auch um mehr Zeit und Freiheit für Reisen und neue Ideen zu haben.

Ein anderer Käufer als Globetrotter wäre für Gähwiler/Fricker nicht in Frage gekommen. Die beiden gingen von sich aus auf Globetrotter zu. «Wir wollten eine sichere Zukunft für das Unternehmen und die Mitarbeitende. Uns war es wichtig, dass Brasa Reisen in eine Gruppe eingebunden wird, die das Reisegeschäft so versteht wie wir das tun und die selbe Philosophie in Sachen Reisen verkaufen lebt.»

Gelohnt hat sich der Verkauf für Brasa Reisen: «Der Umsatz konnte gesteigert werden durch den neuen Vertriebskanal von GTS. Auch von den anderen Group-Mitgliedern werden Geschäfte generiert, dazu kommen Optimierungen bei Administration und die Einkaufskonditionen bei Priorität-Partnern und Airlines sind deutlich besser geworden», sagt Gähwiler.

Angst, dass der Name Brasa Reisen eines Tages verschwinden könnte, hat Gähwiler nicht: «Brasa Reisen ist seit 21 Jahren gut im Schweizer Reisemarkt etabliert und es wäre nicht sinnvoll, etwas daran zu ändern», ist sie überzeugt.

«Mit Kuoni konnten wir den Umsatz verfünffachen»

Anders erging es Andreas Zgraggen, Mitbegründer von Intens Travel, das es heute unter diesem Namen nicht mehr gibt. Für Andy Zgraggen ist das aber in Ordnung: «Ich bin jetzt voll und ganz Manta Reisen und ausserdem für die Spezialisten bei Kuoni zuständig.»

Zgraggen verkaufte Intens Travel vor rund 14 Jahren. Wer genau den Ausschlag für ein Verkaufsgespräch gab, kann Zgraggen heute nicht mehr sagen. Bei ihm stand dann auch nicht die Nachfolgeregelung im Vordergrund. «Ich traf mich in Montreux mit Marcel Bürgin zum Essen. Da haben wir die Umsätze von Intens Travel und Manta Reisen im Indiengeschäft verglichen.» Intens habe bei diesem Vergleich zwar als David und nicht als Goliath abgeschnitten, eine Zusammenarbeit ergab sich aber trotzdem.

«Indien ist ein spezielles Produkt, es ist nicht so einfach, dort Geschäfte zu machen», weiss Zgraggen. Er selber hat in Indien gelebt, die Sprache gelernt und kennt das Land wie seine Westentasche. Der Deal sah am Schluss wie folgt aus: Kuoni kaufte den Namen «Intens Travel» sowie das Indienprodukt. Zgraggens damaliger Geschäftspartner, Roland Walker, gründete Palm Travel und machte mit den restlichen Produkten selbständig weiter.

«Das war eine absolute Win-Win-Situation»

Zgraggen wechselte gemeinsam mit einer Mitarbeiterin zu Kuoni, wo sie sich voll und ganz dem Indienprodukt widmen konnten. «Intens Travel war damals ein Kleinstbetrieb. Bei Kuoni konnten wir Synergien nutzen, wodurch wir Indien ganz gross machen konnten. Wir hatten mehr Geld zur Verfügung, so konnten wir das Produkt weitervorantreiben und den Umsatz massiv steigern. Wir haben den Umsatz nicht einfach nur verdoppelt, sondern verfünffacht», sagt Zgraggen und ergänzt: «Das war für alle Parteien eine absolute Win-Win-Situation.»

Als es dann konkret um den Verkauf von Intens Travel ging, bekundeten auch noch andere TOs Interesse. «Wir haben uns aber relativ schnell für Kuoni entschieden. In unseren Augen hatte Kuoni das beste Vertriebsnetz und konnte uns Möglichkeiten für einen Ausbau aufzeigen.» Zgraggen bezeichnete den Deal als «riesen Chance». «Kuoni liess uns ein grosses Mass an Selbständigkeit, was wir woanders nicht gehabt hätten», resümiert Zgraggen.

Heute ist Intens Travel in asia365 integriert. Zgraggen bereut den Verkauf nicht – im Gegenteil: «Ich bin noch immer überzeugt, dass Kuoni die beste Wahl war», sagt er. Das Indiengeschäft laufe im Moment zwar nicht ganz so gut wie auch schon, das liege aber vor allem daran, dass Indien zurzeit nicht so trendy sei.

(LVE)