Reiseanbieter

Eines der Logistikzentren der Markus Flühmann AG in Merenschwand: Die Kuoni-Kataloge werden nicht mehr hier eingelagert und versandt. Bild: Screenshot mailinghouse.ch

Dicke Post von Kuoni

Jean-Claude Raemy

Kuoni Schweiz vertreibt seine Kataloge neu über die Firma Antalis. Die Markus Flühmann AG hat damit ihren Erstkunden verloren – gibt sich aber kämpferisch.

Dass es die Markus Flühmann AG überhaupt gibt, hängt nicht unwesentlich mit der Firma Kuoni zusammen. 1991 hatte nämlich die Beratungsfirma McKinsey analysiert, dass der Katalog-/Prospektversand bei Kuoni ineffizient ist. Markus Flühmann, der zu diesem Zeitpunkt bereits über eine selbst aufgebaute Reisebranchen-Adressdatenbank verfügte, witterte das Geschäft und übernahm noch im selben Jahr den Prospektversand für Kuoni (damals noch mit der Einzelfirma Markus Flühmann Verlagsvertretungen). Das Geschäft wuchs in den 90er Jahren rasant und die Markus Flühmann AG war bald einmal für den Prospektversand von praktisch allen grossen Touristikunternehmen der Schweiz tätig.

Doch nun ist der Erstkunde abgesprungen: «Wir haben im Mai mit der Firma Antalis AG einen neuen Partner für die Katalog- und Materiallogistik ausgewählt», bestätigt Kuoni-Sprecher Marcel Schlatter auf Anfrage von Travelnews.ch, «wir hatten diesen Auftrag neu ausgeschrieben und haben uns nach langen und zähen Verhandlungen für diese zukunftsorientierte Lösung entschieden.» Antalis mit Sitz in Lupfig AG ist ein führender Grosshändler für Papier- und Verpackungsmaterialien. Bei der Markus Flühmann AG bedankt sich Kuoni «für die jahrelange sehr gute Zusammenarbeit», so Schlatter.

Markus Flühmann AG wird neue Produkte anbieten

Markus Flühmann, Geschäftsführer der gleichnamigen AG, bestätigt diesen Sachverhalt und hält fest, dass er den Verlust verkraften kann: Mit Einsetzen der Konsolidierungswelle in der Schweizer Reisebranche habe die Markus Flühmann AG schon früh eine Diversifizierungsstrategie verfolgt und Kunden ausserhalb der Reisebranche gewonnen. Inzwischen komme gar nur noch ein Drittel des Firmenumsatzes aus der Reisebranche. Und doch wurmt ihn natürlich der Verlust des Erstkunden.

Flühmann bemerkt lediglich, dass die von Kuoni verlangten Konditionen für ihn nicht akzeptabel waren, und dass er über die Vorgehensweise von Kuoni etwas befremdet ist. Offenbar wurden weitere Tätigkeiten, welche die Markus Flühmann AG für Kuoni erledigte, stillschweigend eingestellt. 

Kampflos zuschauen wird Flühmann aber nicht: Er geht davon aus, dass sich die Auslieferungsart der Kataloge ändern wird. «Bei uns gab es beim Initialversand immer eine Luxuslösung - die Firma Planzer brachte die Kataloge nicht nur bis zum Reisebüro, sondern verstaute diese am gewünschten Ort», sagt der Unternehmer aus Merenschwand, «die Katalogpakete waren deshalb auch maximal 20 Kilo schwer.» Ihm zufolge werden die Kataloge künftig nur noch vors Reisebüro gefahren; das Reisebüro muss dann die nunmehr 30 Kilo schweren Katalogpakete - das ist das maximal zulässige Gewicht für Katalogversendungen -  selber verstauen. Weil dies die günstigere Variante des Katalogversands ist, wird die Markus Flühmann AG diese billige, aber weniger Reisebüro-freundliche Versandvariante als «Light»-Produkt ebenfalls ins Angebot aufnehmen. 

Reisebüros wurden informiert

Da der Wechsel von Flühmann zu Antalis bereits per 1. Juni vonstatten ging, erfolgt der Initialversand der Winterkataloge von Kuoni inklusive dessen Schweizer Tochtergesellschaften also bereits über die Antalis. Das erfolgt normalerweise im August. Bis dahin muss die neue Struktur stehen. Laut Flühmann betrug das Gesamtvolumen der für Kuoni Schweiz (inkl. Töchtern) versandten Kataloge 2016 rund 180 Tonnen. Da kommt also einiges auf die Antalis zu.

Dass die Umstellung bislang nicht ganz reibungsfrei verläuft, hört man aus Reisebürokreisen: Zwar wurde informiert, dass Katalognachbestellungen neu über Antalis laufen statt über Flühmann. Nur war dieser Service statt per 1. Juni offenbar erst per 15. Juni verfügbar.