Reiseanbieter

«Die Reiseleiter spielen bei uns eine zentrale Rolle», sagt Serge Brunner – vor einem Bild der Bayerischen Alpen. Deutschland gehört derzeit zu den Boom-Zielen bei Baumeler Reisen. Bild: TN

«Kürzlich konnte ich einem Paar zur 74. Baumeler-Reise gratulieren»

Serge Brunner leitet seit August 2016 Baumeler Reisen. Welche Pläne er hat und wie er den Aktivreisen-Spezialisten voranbringen will, erklärt er im Interview.

Herr Brunner, wie entwickelt sich derzeit Baumeler Reisen?

Serge Brunner: 2016 hatten wir ein eher durchzogenes Jahr, bei der Passagieranzahl eine Nullrunde. Bei einigen ausgeschriebenen Reisen ist geopolitisch im falschen Moment das Falsche passiert. Unter dem Strich sind wir verhalten zufrieden. In diesem Jahr möchten wir passagiermässig wieder zulegen, bis jetzt sieht es gut aus.

Wie schaffen sie das?

Der Reisemarkt ist transparent geworden, die Kunden sind heute sehr gut informiert. Unsere Kunden sind typischerweise nicht die 20-Jährigen, die erstmals eine Reise unternehmen. Sie kennen unsere Produkte und jene der Konkurrenz gut. Unsere Strategie ist, bessere Produkte zu haben und einen Mehrwert zu bieten. Die Reiseleiter spielen dabei eine zentrale Rolle, auch bei der Gestaltung einer Reise, um den maximalen Kundenwert rauszuholen. Die Kunden belohnen diesen hohen Qualitätsanspruch mit einer grossen Treue. Zudem versuchen wir im Marketing innovativ zu sein, etwa im Online- oder Event-Marketing. Und unser Kundenmagazin kommt sehr gut an.

Auf welche Inhalte setzen Sie beim Magazin?

Es ist eine Mischung von Content und Kundenbindung. Wir stellen unsere Reisen vor, versuchen in Richtung Storytelling zu gehen, die Reise noch emotionaler zu verkaufen. Wir stellen die Reiseleiter vor und pflegen die Baumeler-Community. Wir sagen, wo unser Team privat in den Ferien war. Es gibt einen Fotowettbewerb. Historisch ist das Magazin aus der Baumi-Post heraus entstanden, die etwas weniger professionell aufgemacht war, aber auch schon stark auf den Familiengedanken gesetzt hat. Es gibt viele Leute, die bei uns schon mehrfach gereist sind.

Wie oft?

Beim letzten VIP-Kundentreffen durfte ich einem Pärchen zur 74. Baumeler Reisen gratulieren. Das ist leider nicht der Normalfall (lacht). Doch Kunden, die schon 10, 15 oder 20 Mal mit uns unterwegs waren, gibt es zahlreiche. Wir möchten diese Community stärken und zelebrieren.

Welche Rolle spielt der Blog auf Ihrer Webseite hierzu?

Das ist eher ein Neukunden-Instrument. Wir bringen spannende Inhalte ins Netz, um die Leute beim Googeln abzufangen. Da verzeichnen wir gute Resultate. Wir haben unseren Blog optisch neu aufgesetzt. Wir versuchen diese Aktivitäten verstärkt mit unserer Facebook-Seite zu verbinden. Hier machen wir viel in letzter Zeit und haben starke Zuwachsraten. Die Verbindung von Facebook und Blog ist für uns noch ein Sandkasten, wir sind am Lernen. Aber es ist sehr spannend, man kann mit relativ wenig Einsatz im Vergleich zu Print – auch kostenmässig – eine sehr grosse Gruppe errreichen und dabei auch sehr gezielt Leute ansprechen.

Haben Sie weitere digitale Pläne?

Es laufen derzeit einige Projekte. Das Online-Marketing und die Social-Media-Aktivitäten haben wir deutlich erhöht. Auch unsere Reiseleiter helfen aktiv mit. Das ist das Schöne an Social Media, das ist ein demokratischer Prozess bei dem jeder Mitarbeiter und auch die Kunden sich einbringen können. Auch die Newsletter-Aktivitäten haben wir erhöht. Aktiv sind wir auch im Backoffice, wo wir dran sind, Prozesse zu automatisieren und optimieren. Das Digitale nimmt eine immer wichtigere Rolle ein, um kostengünstig und effizient zu produzieren.

«Das Online-Marketing und die Social-Media-Aktivitäten haben wir deutlich erhöht»

Wie hat die Integration von Arcatour geklappt?

Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Teams ist sehr gut. Die Chemie stimmt und auch die Visionen. Es geht zunächst darum, Arcatour IT-mässig zu integerieren und Synergien auszuschöpfen. Die drei Marken Baumeler, Arcatour und Via Verde funktionieren gut nebeneinander. Viele Kunden überlappen, vom Marketing her können wir eng zusammenarbeiten. Arcatour lernt von Baumeler – und umgekehrt.

Wo liegen die Schwerpunkte 2017? Mit welchen Neuheiten warten Sie bei Baumeler Reisen auf?

Wir haben nach wie vor vier Kataloge, der Hauptkatalog sind die geführten Wandergruppen. Weiter verfügen wir über einen Katalog zu Velo-Gruppenreisen, einen Malkatalog und individuelle Aktivreisen.

Wie teilt sich das Volumen auf?

Das kann man etwa anhand der Seitenzahlen ablesen. Mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielen wir mit den geführten Wanderreisen, unserem Kerngeschäft. Im Malbereich verzeichnen wir ein schönes Wachstum, auch die Fotoreisen und die Schreibwerkstatt sind sehr beliebt.

Gibt es Neuheiten bei den Destinationen? Was läuft gut?

In diesem Jahr neu haben wir Albanien und Montenegro, das läuft sehr gut, auch Slowenien. Neu haben wir die Route Hamburg - Sylt mit dem Velo im Programm. Deutschland läuft generell gut 2017, hier ist auch das Preis-Leistungsverhältnis sehr gut. Italien, Apulien, ein grosser Klassiker mit dem Velo, auch Bern-Paris mit dem Velo ist ein Dauerbrenner.

Haben Sie schon Pläne fürs 2018?

Wir haben erste Ideen, können die Neuheiten aber erst im August nennen, wenn wir alle Preise und Verfügbarkeiten vorliegen haben. Was wir vorhaben ist, im Individualbereich auch Fernreisen anzubieten.

Wieso soll der Individualkunde zu Baumeler kommen?

Ich denke, der Kunde, der gerne Aktivreisen macht, sollte sowieso zu Baumeler Reisen kommen. Dann sollte sich der Kunde überlegen, was er möchte. Wir haben ein sehr starkes Gruppengeschäft, wenn er das will, können wir ihm ein Produkt anbieten, das bis ins Detail ausgeschafft ist. Wenn er oder sie privat auf eigenen Wegen unterwegs sein will, dann können wir ein individuelles Produkt anbieten, das wir selber ausprobiert haben, dessen Qualität wir getestet haben – in der Regel ein Sorglos-Paket, bei dem das Gepäck von Ort zu Ort gebracht wird, beispielsweise eine Veloreise auf der Mecklenburger Seenplatte. Wir liefern die Route, buchen die Hotels, bieten Kartenmateterial und immer öfter auch GPS-Daten.

(GWA)