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Vermehrt erschummeln sich britische Touristen eine Rückerstattung nach Ferien auf Mallorca oder anderen Mittelmeerzielen. Bild: Wikimedia/Dirk Vorderstrasse

Der fiese Trick der britischen Touristen

In Grossbritannien schnellen die Schadensersatzklagen wegen Lebensmittelvergiftungen im Ausland in die Höhe. Erste Hotels schränken die Verträge mit britischen Veranstaltern wie Thomas Cook ein.

Reiseveranstalter wie Thomas Cook sehen sich mit einem neuen Problem konfrontiert: Tausende britische Ferienrückkehrer machen beim Veranstalter Schadensersatzansprüche geltend. Die Begründung: Sie seien in den Ferien erkrankt, weil sie im Hotel – vornehmlich im Mittelmeer – verdorbene Nahrung erhalten hätten.

Dahinter steckt aber weniger eine plötzliche Verschlechterung der Lebensmittelhygiene im gesamten Mittelmeerraum, sondern vielmehr britische Firmen. Gleich mehrere sollen sich darauf spezialisiert haben, Veranstalter wegen angeblicher Erkrankungen der Kunden durch verseuchtes Essen im Hotel zu verklagen. Firmen wie «Sick Holiday» würden den Kunden einen Schadensersatz von bis zu 40‘000 Pfund versprechen, wie die «Mail on Sunday» aufdeckte.

Das britische Gesetz sieht vor, dass solche Reklamationen noch bis zu drei Jahren nach dem erfolgten Ferienaufenthalt möglich sind. Das Problem dabei: Die Beweislast liegt beim Angeklagten.Von einem massigen Anstieg solcher Klagen betroffen, ist auch der Reiseveranstalter Thomas Cook. Der Schweizer CEO Peter Fankhauser sagt dazu gegenüber der «Mail on Sunday»: «Wir registrieren in Grossbritannien eine Explosion an Schadensersatz-Forderungen wegen solcher angeblichen Erkrankungen.» Der britische Branchenverband ABTA habe in den letzten zwei Jahren einen sprunghaften Anstieg solcher Fälle von 434 Prozent festgestellt.

Verbannt Mallorca die Briten ganz?

Für die Veranstalter ist es natürlich schwierig, Monate oder gar Jahre später noch Schadensersatz von den Hoteliers zu fordern. Viele beliebte Resorts beispielsweise in der Türkei wollen ihre Verträge mit britischen Reiseveranstaltern laut Fankhauser einschränken oder sogar ganz beenden. Auch spanische Hoteliers würden sich aktuell überlegen, keine Buchungen von Briten mehr anzunehmen.

Laut «Express» sollen mallorquinischen Hoteliers 50 Millionen Euro wegen solcher Schadensersatzforderungen durch die Lappen gegangen sein. Fankhauser sagt, dass die Hoteliers diese Ausgaben kompensieren müssen, was zu einem Preisanstieg führen würde. Fankhauser fordert, dass die britische Regierung das Gesetz in diesem Bereich ändert und dass Massnahmen gegen die betrügerischen Firmen getroffen werden. Denn von einem Britenbann wären auch viele unschuldige britische Touristen betroffen.

(TN)