Reiseanbieter

AirBnB wird nicht nur für Hoteliers, sondern auch für Reiseveranstalter immer mehr zum Konkurrenten.

Von «Airbed & Breakfast» zu «Air, Bed and Breakfast»

AirBnB hat prallvolle Kassen für seine Umwandlung vom Unterkunftsanbieter zur kompletten Online Travel Agency.

Kaum ein anderes Unternehmen verdeutlicht besser, wie rasant der Strukturwechsel in der Reisebranche vor sich geht: AirBnB, der Homesharing-Marktplatz, wurde vor weniger als zehn Jahren gegründet. Nachdem innert den ersten sechs Jahren schon über 10 Millionen Übernachtungen vermittelt waren, begann die Hotelindustrie, sich zu wehren – bislang mit wenig Erfolg, auch wenn gerade letzte Woche in Singapur wieder einmal gegen Homesharing-Plattformen vorgegangen wurde. AirBnB ist eine der treibenden Kräfte der «Sharing Economy» und ist bereits in 190 Ländern präsent.

Vorletzte Woche wurde berichtet, dass AirBnB daran sei, die Firma «Luxury Retreats» für rund 300 Millionen US-Dollar zu kaufen. Es liegt auf der Hand, dass AirBnB sich im wachsenden Markt der Privatvermittlung von Luxusobjekten breit machen will. Doch diese Akquisition wird nicht die einzige bleiben. AirBnB schickt sich an, zu einem grossen Player der Reisebranche zu werden.

Fast 3 Milliarden Dollar in der Kasse

Schon letztes Jahr begann AirBnB damit, zusätzlich zu reinen Übernachtungen auch Erlebnisse zu vermitteln. Über die eigene Plattform «Trips» können Erlebnisse mit Privatpersonen, sozialen Institutionen und lokalen KMUs gebucht werden. Statt einer riesigen Auswahl an möglichen Abenteuern zu haben, durch die man sich kämpfen muss, wird man hier von Einheimischen «geführt». Daneben wurde mit dem «Resy» eine Partnerschaft eingegangen, einer Reservationsplattform für Restaurants, Bars und mehr. Vor Ort kann AirBnB also Unterkunft und Unterhaltung aus einer Hand anbieten.

Für den nächsten Schritt ist eine Buchungsmöglichkeit für Flüge angedacht, wie seit Ende 2016 bekannt ist. Ob das Flugbuchungstool gekauft oder selber entwickelt wird, ist aber weiterhin unklar. Ebenso ist eine Reiseplanungs-Plattform in Entstehung, welche auf Metasearch-Technologie basiert. Es könnte schnell gehen: Laut dem Portal «Skift», welches sich auf Investoren von AirBnB bezieht, ist sehr viel Geld für Akquisitionen sowie für Eigenentwicklungen vorhanden: Von den über 3 Milliarden Dollar, welche AirBnB seit 2008 in diversen Investitionsrunden angesammelt hat, sei der Grossteil noch in den Kassen. Zudem ist AirBnB inzwischen profitabel.

Der Börsengang kommt

Flug, Reiseplanung, Übernachtung, lokale Erlebnisse: Damit wäre dann die ganze Kette abgedeckt. AirBnB will es also mit  den Giganten Priceline und Expedia aufnehmen. AirBnB, ursprünglich eine abgekürzte Version von «Airbed and Breakfast» (Luftmatratze und Frühstück), steht bald für «Air, Bed and Breakfast» (Flug, Bett und Frühstück). Oder simpler ausgedrückt: AirBnB wird zu einer neuen OTA. Der Unterschied zu Tripadvisor: AirBnB ist eine echte «Community». Darauf lässt sich aufbauen.

Der Hintergrund für die Expansionsgelüste könnte aber auch banaler sein: Durch eine Ausweitung des Angebots wird der Wert des Unternehmens gesteigert. Innerhalb der nächsten zwei Jahre wird mit einem Börsengang von AirBnB gerechnet. Der Firmenwert, schon jetzt im mittleren zweistelligen Milliardenbereich, könnte weiter gesteigert werden.

(JCR)