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Das orange Leuchten des Grand Canyon ist immer noch attraktiver als das Poltern des orangen US-Präsidenten. Bild: Youtube

Schweizer USA-Spezialisten sehen keine «Trump-Krise»

Der umstrittene US-Präsident sorgt für Schlagzeilen und laut diversen Untersuchungen auch für schwächere USA-Einreisezahlen. Die Schweizer Profis sehen das weniger dramatisch.

Donald Trumps Aktionen, insbesondere sein versuchter Einreisestopp für Bürger von sieben muslimischen Ländern, kommen in zahlreichen Ländern nicht gut weg. In der Reisebranche herrscht die Besorgnis, dass die Geschehnisse in Amerika vielen Touristen die Lust vergraulen könnte, das eigentlich beliebte Reiseland bis auf Weiteres zu meiden.

Natürlich ist es noch etwas früh für seriöse Beurteilungen – schliesslich ist Donald Trump gerade mal seit einem Monat offiziell im Amt. Doch diverse Portale haben bereits Untersuchungen gemacht und sind zum Schluss gekommen, dass Trump negative Auswirkungen auf die USA-Einreisezahlen hat. Besonders viel in den Medien herumgereicht wurde eine Untersuchung von ForwardKeys, einem Datenanalyse-Unternehmen. Dieses hat während einer Woche die Buchungstransaktionen für die USA untersucht, sowie auch Buchungen für Anreisen bis Anfang Mai. Fazit: Es ist ein Rückgang zu verzeichnen. Zusammengetragen wurden die Daten von 200‘000 Online- und Offline-Reiseagenturen weltweit. Der Zusammenhang mit Trumps Politik ist allerdings eine Vermutung, mal abgesehen von den Rückgängen aus den sieben direkt vom Einreisestopp betroffenen Ländern.

Schweizer Spezialisten bleiben gelassen

Einen Rückgang verzeichnen die Schweizer Spezialisten bislang jedenfalls kaum. Hotelplan-Sprechering Prisca Huguenin erklärt: «Wir stellen seit der Wahl bzw. seit dem Amtsantritt von Donald Trump weder im Touroperating noch in den Filialen einen Buchungsstopp oder gar USA-Annullationen fest. Im Gegenteil: Die USA gehören aktuell zu den Top-3-Destinationen im Langstrecken-Bereich. So stehen wir momentan bei rund 11% im Plus im Vergleich zum Vorjahr.» Zwar könnte dieses Plus noch etwas schmelzen, weil 2017 ein Frühbucherjahr sei und 2016 zu dieser Zeit noch weniger Buchungen für die Sommersaison eingegangen waren. Doch den Trump-Effekt sieht sie nicht: «Kunden informieren sich höchstens über die Einreisebestimmungen, die aber nicht geändert haben. Für Kunden, die in den USA Ferien machen wollen, stehen die Landschaft und die Städte im Vordergrund, nicht die Regierung.»

Kuoni-Sprecher Marcel Schlatter sieht es genauso: «Die USA sind ein sicheres und stabiles Reiseland. Die demokratische Wahl von Donald Trump wird all diesen Vorzügen keinen Abbruch tun und das Land wird kaum an Anziehungskraft verlieren. Im Vergleich zum Vorjahr liegen wir etwa gleichauf; wir stellen keinen negativen Trump-Effekt fest, auch registrieren wir deswegen keinen erhöhten Beratungsbedarf in den Reisebüros. »

Laut TUI-Suisse-Sprecherin Caroline Hallenbarter liegt der Buchungsstand USA auf Vorjahreswerten, ohne ausgeprägte Veränderungen im Buchungseingang seit Trumps Amtsantritt. «Die Reisenden sind im Falle von Amerika nicht verunsichert. Viel mehr erhalten wir Anfragen bezüglich Einreisebestimmungen.» Entscheidend für die Wahl des Reiseziels seien Faktoren wie Klima, Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten oder Preis. Zumindest in diesem letzten Punkt gibt es ein Caveat von Hallenbarter: «Wenn sich der Dollarkurs verändert, hat dies auch Auswirkungen auf unsere dynamisch produzierten Reisen.»

Dollarkurs ist immer noch entscheidender Faktor

Florian Tomasi, Produktchef der FTI Schweiz, bringt es so auf den Punkt: «Bisher war der Dollarkurs der wichtigste Faktor für das USA-Geschäft. Im Moment beeinflusst Donald Trump das gute Image der USA, aber ob das wirklich Auswirkungen auf das Buchungsverhalten hat, wird sich noch zeigen. Im Moment können wir noch keine Einbrüche bei den Buchungen für 2017 feststellen.» Er geht davon aus, dass die Schweizer weiterhin unabhängig der politischen Situation das Land bereisen werden.

Globetrotter-Sprecherin Sandra Studer hält den Ball genau so flach: « Wir spüren bis jetzt keine auffälligen Veränderungen bei den USA-Buchungen gegenüber den Vorjahren. Gleich nach der Wahl von Herrn Trump hatten wir einzelne Spontanreaktionen von Kunden, die ihre Reise erst angefragt, aber noch nicht gebucht hatten. Diese haben dann die Buchung nicht vorgenommen.» Solange es keine besondere Einreise-Erschwernisse gebe, dürfte alles beim Alten bleiben. Auch für sie spielt ohnehin der Dollarkurs die «entscheidende Rolle».

«Wir erkennen keine Verlangsamung der USA-Buchungen bei uns», erklärt Michael Bötschi (PM USA bei Knecht Reisen); er hat zudem eine hohe Nachfrage für die USA an den Ferienmessen im Januar festgestellt. Er räumt zwar ein, dass nebst dem Wechselkurs auch die politische Lage einen Einfluss haben kann, so wie in allen Ländern - im Fall der USA seien klar punktuell negative Bemerkungen zu Trump hörbar. Bötschi hält aber fest: «Wenn jemand aus politischer Überzeugung nicht in ein Land reisen will, gilt es das zu akzeptieren. Diese Person verpasst in diesem Fall aber ein spektakuläres Land voller Naturschönheiten.»

Andere Destinationen versuchen zu profitieren

Dass die Ablehnung gegen Trump direkte Auswirkungen hat, ist schwierig zu belegen. Überdies sind, zumindest aus der Schweiz, die USA-Zahlen schon seit einem Jahr leicht rückläufig, aber weiterhin auf hohem Niveau.

Schwerwiegender dürfte sein, dass viele andere Länder versuchen, aus dem zumindest gefühlten «Trump Slump» Profit zu schlagen. Offensichtlich wurde dies mit den Videos «America First, XX Second», wo inzwischen fast jedes Land, aber auch zahlreiche Regionen ein eigenes, satirisches Werbevideo produziert hat. Die Schweiz hat da ganz vorne mitgemischt. Obwohl der Ton in diesen Videos leicht ist, ist klar: Viele Tourismusbehörden weltweit wetzen schon mal die Messer in der Hoffnung, dass es tatsächlich zu einem grösseren USA-Nachfragerückgang kommt.

Zur Aufheiterung hier eines der angesprochenen Trump-Verulkungs-Videos – allerdings bleiben wir schön neutral:

(JCR)