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Nach ersten Tagen im Regen trägt der FC Aarau in Marbella jetzt die kurzen Hosen. Bild: HO

So viele Trainingslager wie noch nie

Gregor Waser

Trotz dem Ausfall der Türkei zeichnet sich ein Buchungsboom bei Fussball-Mannschaften ab – Vorbereitungscamps sind nicht nur bei Profis sehr beliebt.

Die Bilder der letzten Tage zeigten ein düsteres Bild: Der FC St. Gallen auf Malta oder der FC Aarau in Marbella standen beim Training im heftigen Regen. In Südeuropa schneite es sogar vielerorts, gute Bedingungen für ein wirkungsvolles Trainingslager zur Rückrunden-Vorbereitung der Schweizer Fussball-Meisterschaft sehen anders aus. Und mit der Türkei ist jene Destination praktisch ausgefallen, die bei Fussballmannschaften in den letzten Jahren so hoch im Kurs stand.

Im Gespräch mit den beiden Marktführern Knecht Sportreisen und TRAVELclub ist trotzdem viel Euphorie festzustellen. Alternativen für die Türkei konnten gefunden werden und das Wetter werde im Süden in diesen Tagen besser.

500 Schweizer Fussball-Mannschaften reisen in den Süden

Das Marktvolumen in der Schweiz schätzen die beiden Sportreise-Spezialisten auf rund 500 Mannschaften im Jahr. Selber dürften sie je 130 bis 150 Fussball-Mannschaften in den Süden bewegen und damit über der Hälfte des Marktes bestimmen. Weitere Anbieter im Markt der Trainingslager sind etwa Planet Switzerland oder Destination Sport.

«Aktuell weilen die Super League- und Challenge-League-Mannschaften in den Trainingslagern» sagt Cyrill Zimmermann (Bild), Managing Director von Knecht Sportreisen, «in den nächsten Wochen folgen die Erstligisten, dann die Zweit- und Drittligisten, später die Junioren». Der Markt in der Schweiz habe in den letzten Jahren zugelegt, sagt Zimmermann und teilweise seien auch die Gruppengrössen deutlich angewachsen: «In drei Fällen haben wir ganze Juniorenabteilungen mit rund 150 Teilnehmern befördert».

Auf die Türkei angesprochen sagt Cyrill Zimmermann: «In den letzten Jahren war die Türkei bei Fussball-Teams sehr beliebt – wegen dem Preis-/Leistungsverhältnis und den vielen guten Plätzen. In diesem Jahr haben wir praktisch keine Buchungen mehr.» Wobei Knecht Sportreisen traditionell eher Spanien-lastig sei, gegen 70 Prozent der Trainingslager finden in der Region Alicante, Costa del Sol, Mallorca und Gran Canaria statt.

«Verfügbare Fussballplätze sind limitiert»

Victor Tinari

Auch Victor Tinari (Bild), Geschäftsführer bei TRAVELclub, registriert einen nahezu kompletten Ausfall der Türkei. «In diesem Jahr stehen Malta, Zypern und Spanien in der Gunst der Teams.» Und er nennt gleich die kompletten Zahlen in diesem Jahr: 55 Teams befördert der Sportreisen-Spezialist in diesen Wochen nach Spanien, 40 nach Italien, 35 nach Malta, 15 nach Zypern und 5 an weitere Destinationen.

«Der Türkei-Ausfall hat auch viele Profiteams betroffen, auch aus Deutschland» stellt Tinari fest. Und Alternativbuchungen etwa Richtung Spanien seien nicht immer einfach gewesen: «Die Flüge und verfügbaren Fussballplätze sind limitiert, wir mussten einige Anfragen ablehnen.  In Malta verfügen wir über eine Exklusivität und verzeichnen so viele Buchungen wie schon lange nicht mehr.»

Die langjährige Zusammenarbeit mit spanischen Agenten kommt Knecht Sportreisen derzeit zu gut, um Hotelbetten und Traningsslots auf den Plätzen zu erhalten. Erfreulich sei die Zunahme neben Sizilien auch für Zypern, sagt Cyrill Zimmermann, nachdem in den letzten Jahren wegen den Wirren um Cyprus Airways die Flugsituation im Winter erschwert gewesen sei.

Neben der Organisation von Fussball-Trainingslagern stehen aber auch weitere Sportarten im Fokus, Zimmermann verweist auf eine gute Nachfrage im Bereich Tennis und Schwimmen, aber es würden auch Buchungen von Sportarten wie Faustball oder Baseball registriert. Und selbstverständlich reisen auch die Teams des FC Embrach mit Knecht Sporteisen in den Süden – Cyrill Zimmermann präsidiert den Club seit fünf Jahren. Das Drittliga-Team reist nach Gran Canaria, das Viertliga-Team nach Zypern.

Sowohl für Knecht Sportreisen wie TRAVELclub stellen neben den Trainingslagern aber auch die Verkäufe zu Fussball-Spielen einen grossen Markt dar. Hier sei ein Trend Richtung England ersichtlich, sagt Zimmermann: «Gerade London eignet sich sehr gut für ein Wochenende, um auch mal gleich zwei Spiele anzuschauen». Serie A-Spiele in Italien seien weniger gefragt als auch schon.

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