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Wohin geht die Reise in diesem Jahr? Kuba gehört auch 2017 zu den Boomzielen. Bild: Fotolia

Spanien, Kuba, Nordamerika – und kleine Städte

Jean-Claude Raemy

Die «Big 5» nennen die aktuellen Boomziele für die laufende Winter- und kommende Sommersaison.

Travelnews.ch hat sich bei den «Big 5» zu den aktuellen Buchungs- und Reisetrends umgehört. In Bezug auf die Topziele – ohne Unterscheidung zwischen Winter und Sommer – erhält Kuba am meisten Nennungen. Auch die USA schneiden stark ab. Auf der Kurzstrecke hält der Erfolg der Zielgebiete in Spanien – ob Kanaren, Balearen, Festland oder auch Städteziele – unvermindert an. Was die Türkei angeht, herrscht derzeit offenbar praktisch Nachfragestopp. Auch Ägypten sei weiterhin harzig, obwohl die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr wieder sanft zulege.

Die Trendziele im Überblick:

Globetrotter Group

Top: (Winter 2016/17) Kuba; (Sommer 2017) USA, Kanada, Europäischer Norden

Flop: Arabische Länder

Hotelplan Suisse

Top: (Winter) Kanarische Inseln, Thailand, Malediven, Mauritius, Dominikanische Republik, Kuba, Australien/Neuseeland, Finnisch-Lappland; (Sommer) Spanien, Griechenland, Zypern, USA, Kanada, Kreuzfahrten, «Kleine, südliche Städte»

Flop: Ägypten

Knecht Reisen

Top: (Winter) Australien/Neuseeland, Südafrika, Namibia, Kapverden; (Sommer) USA, Kanada, Spanien, Griechenland, Kleinere Städte (Valencia, Sevilla, osteuropäische Städte)

Flop: Türkei

Kuoni Reisen

Top: (Winter) Kanarische Inseln, Madeira, Malediven, Thailand, Dominikanische Republik, Kuba, Mexiko; (Sommer) k. A.

Flop: k. A.

TUI Suisse

Top: (Winter) Kapverden, Malediven, Mauritius, Mexiko, Kuba; (Sommer) Spanien (Kanaren, Balearen & Festland), Kroatien, Italien, Bulgarien, Kanada, Indonesien, Japan

Flop: Türkei, Ägypten

Das sagen die Anbieter

Wie gut die Buchungssaison effektiv läuft, ist immer etwas Rätselraten, da sich die Veranstalter relativ bedeckt halten. Vorausschauend auf den Sommer sei Hotelplan sehr zufrieden: «Wir merken, dass im Vergleich zum Vorjahr wieder vermehrt früh gebucht wird und nicht wie letztes Jahr primär kurzfristig. Dadurch stehen wir im Vergleich zum Vorjahr bereits im zweistelligen Plusbereich.»

Hotelplan Suisse (also travel.ch, Migros Ferien, Hotelplan, Tourisme Pour Tous, Travelhouse und Globus Reisen) liegt laut Sprecherin Prisca Huguenin bei den Buchungen für die aktuelle Wintersaison «im einstelligen Prozentbereich über Vorjahr». Dies auch, weil die Preise trotz zunehmendem Einfluss deutscher Preiskalkulation im Schweizer Markt Hotelplan weiterhin «sehr konkurrenzfähige Preise» biete.

Interessant in diesem Zusammenhang sind die Aussagen der Globetrotter Group – der Retail-Riese, der neu auf Hotelplan (statt TUI) als Hauptpartner setzt, stellt aufgrund der Fokussierung auf Individualreisen keine grossen Schwankungen fest. Vertriebschef Patrick Binz erklärt: «Bei uns hat sich die Hochsaison für das Nordamerikageschäft schon in den Oktober/November vorverschoben. In den USA gibt es bereits Engpässe und Kuba ist ausgebucht.» Mit der Zwischenbilanz des Wechsels zu Hotelplan, der «primär für die Berater und nicht für die Kunden von Bedeutung ist», sei Binz «sehr zufrieden».

Noch kein «DER»-Effekt

Kuoni hält sich derweil noch etwas bedeckt. «Der Buchungsstand war über Weihnachten/Neujahr bei Helvetic Tours im hohen zweistelligen Bereich über dem Vorjahr, wozu auch die Langstreckendestinationen beigetragen haben, welche im vergangenen Juni 2016 bei Helvetic Tours neu lanciert wurden», erklärt Carmen Walthard (welche den verletzten Pressesprecher Marcel Schlatter vertritt). Zum Geschäftsverlauf bei der Marke Kuoni, welcher angesichts der grossen Umwälzungen am meisten interessiert, könnten aber «wegen der Systemumstellungen» noch keine verlässlichen Details bekanntgegeben werden.

Auch was die beliebtesten Reiseziele angeht, schaut man bei Kuoni noch nicht weit voraus. Auf die einzelnen Spezialistentöchter angesprochen, erklärt Walthard, diese seien «auf Kurs und die Buchungsstände erfreulich.» So lässt sich noch nicht nachvollziehen, ob es einen positiven oder auch einen kannibalisierenden «DER-Effekt» nach der Lancierung der neuen, in Frankfurt produzierten Kuoni-Kataloge gegeben hat.

TUI Suisse setzt die Erfolgsdestinationen vor allem in Relation zu den eigenen Charterfluglösungen. So habe man laut Mediensprecherin Bianca Schmidt im Winter die Buchungen für die Kapverden verdoppeln können, währenddem etwa die neuen Flüge nach Burgas oder Split die Nachfrage für Bulgarien oder Kroatien ankurbeln. Auf die Performance der High-End-Marke Airtours angesprochen, meint Schmidt etwas kryptisch „es läuft sehr gut». Konkreter wird sie beim Business der Luxus-Clubmarke Robinson, welche für 2017 «im zweistelligen Prozentbereich über Vorjahr» gebucht werde.

Den grössten Vorteil sieht Schmidt in der Position als integrierter Veranstalter – so konnte TUI Suisse im Sommer 2016 vielen Kunden eine Alternative anbieten, wenn sie aufgrund der geopolitischen Lage ihre Reise von Ost nach West verschoben. Nicht zuletzt deshalb wurde auf den Sommer 2017 das Angebot an Hotels massiv ausgebaut.

Trend zu mehr Frühbuchungen

Knecht Reisen setzt seinerseits weiterhin – eigentlich analog Globetrotter – auf intensive Mitarbeiterschulung und rechnet damit, dass die eigenen Kunden dem ROPO-Prinzip («research online, purchase offline» folgen. CEO Marcel Gehring: «Natürlich sind wir zum Teil teurer als unsere deutschen Mitbewerber, doch der Kunde ist bereit, für die ausführliche Beratung etwas mehr zu bezahlen.»

Die Rechnung scheint aufzugehen: Die Knecht Reisen AG (TO und Retail) liege aktuell 20% im Plus gegenüber Vorjahr, die Knecht Reisegruppe (inkl. Töchtern) nur leicht darunter. Auch Gehring sieht bei den aktuellen Buchungen einen Trend zurück zu mehr Frühbuchungen. Das Retailing sei sehr gut unterwegs und auch die Töchter. So liege Baumeler zweistellig über den Vorjahreszahlen, Glur profitiere vom Skandinavien-Boom und Russland-Spezialist Kira Reisen sei nach einem schwierigen Jahr auf Erholungskurs.