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Hans Lerchs Analyse im Mai – und Kos atmet auf

Jahresrückblick: Der Ex-CEO zum jähen Ende der Schweizer Kuoni-Geschichte – Die Flüchtlingssituation entschärft sich in Griechenland – Eine Lohn-Studie zeigt: die Reisebranche ist weiterhin attraktiv.

Einer der meistgelesenen Artikel in diesem Jahr beleuchtete das Ende der 110jährigen Schweizer Geschichte von Kuoni. Nach Alfred Kuoni und Jack Bolli prägte in den 90er- und 00er-Jahren Hans Lerch die Geschicke von Kuoni, von 1999 bis 2005 als CEO. Im Interview mit travelnews.ch äusserte sich Lerch über frühere Erfolsrezepte und das jähe Ende. 

Zum Verkaufspreis: «Alleine das Schweiz- und Grossbritannien-Geschäft hätte vor gut zehn Jahren noch für mehr als eine Milliarde Franken verkauft werden können. Nun gingen diese beiden Gesellschaften plus Skandinavien und Benelux für 120 Millionen an die Rewe.»

Zur Erfolgsformel der 90er-Jahre: «Im Tourismus kann man alles kopieren, doch unsere Trümpfe waren die Fachkompetenz, der Teamgeist und der Führungsstil. Die Leute wussten, von was sie reden, das Schweiz-Team und eigentlich der ganze Konzern waren sehr gut aufgestellt. Wir haben an der langen Leine geführt.»

Zum Knackpunkt: «Der Verwaltungsrat fand dann aber, die Firma sei viel zu dezentral aufgestellt. Es folgte der zentrale Einkauf, zentrale IT, zentrales dies und das — eine Riesenbürokratie. Man ist von einer Kultur der Eigenverantwortung in eine Kultur kollektiver Verantwortungslosigkeit abgerutscht. Das sind dann eben Unternehmen, in denen niemand mehr schuld ist und schuld sein kann.»

Zu den Chancen der Reisebranche heute: «Ich glaube ans Modell Tourismus, und dass dieser künftig noch vertrieben werden muss. Ich glaube nicht mehr ans heutige Konstrukt, wo man zum Teil noch stark am traditionellen Touroperatorsystem festhält.»

Auch das geschah im Mai

Während eines Besuch auf der Insel Kos äussert sich der Vize-Bürgermeister der Stadt Kos, Ilias Sifakis, zu travelnews.ch: «Kos war mit der Situation im Sommer 2015 völlig überfordert. 8000 Flüchtlinge lebten auf den Strassen und Plätzen der Hauptstadt Kos. Es war wirklich die Hölle. 2016 hat sich die Situation auf Kos weitestgehend beruhigt. Derzeit leben noch knapp 60 Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan auf der Insel.»

Ein Glarner Reisebüro-Chef sass Ende 2015 zwei Wochen in einem Bangkoker Gefängnis, er wurde wegen einer angeblichen Bombendrohung am Flughafen Bangkok verhaftet. Nach dem Haftaufentahtalt durfte er das Land während mehrerer Monate nicht verlassen. Nun ist er zurück in der Schweiz. Er müsse sich nun erst erholen, teilte er am Telefon bin, derzeit sei er oft mit dem Hund in der Natur und arbeite teilweise von zu Hause aus.

Eine grossangelegte Lohn-Studie zur Schweizer Reisebranche brachte interessante Informationen hervor. 866 Branchenleute nahmen daran teil. Das Jahressalär bei Reisebüro-Mitarbeitenden mit bis zu 5 Jahren Berufserfahrung im Verkauf, in der Beratung und Kundenbetreuung beläuft sich auf 56'000 Franken, ausbezahlt in 13 Monatslöhnen sind das 4300 Franken im Monat. Deutlich mehr verdienen jene mit sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung. Die Studie zeigt: für Lohnsteigerungen ist die Berufserfahrung wichtiger als der Grad der Weiterbildungen. Unter dem Strich ist trotz eines tiefen Lohnniveaus in der Reisebranche der Zufriedenheitsgrad hoch.

(TN)